Prof. Hartmut Rosa über Rechtspopulismus und Selbstwirksamkeit
Prof. Hartmut Rosa über Rechtspopulismus und Selbstwirksamkeit

Prof. Hartmut Rosa über Rechtspopulismus und Selbstwirksamkeit

Prof. Hartmut Rosa über Rechtspopulismus und Selbstwirksamkeit, in: The Pioneer Briefing vom 22.04.2024, Interview

Selektive Auszüge:

„Wir erleben den Ausdruck einer tiefgehenden Entfremdung, wo Menschen das Gefühl haben, die Institutionen, die Eliten, auch das, was sie als Staatsmedien wahrnehmen, leben in einer abgehobenen Welt, die wir nicht erreichen können. Das ist fehlende Selbstwirksamkeit.“

„Wir erleben ein Handeln im Aggressionsmodus, wo man den anderen nicht hören will. Der soll still sein. Der soll weggehen. Oder er soll eingesperrt oder mindestens gecancelt werden.“

„Und mit den Sprachregelungen gehen sie in mein Gehirn und wollen mir vorschreiben, wie ich denke und rede. Das ist die Wahrnehmung, das ist die Grundbefindlichkeit, die dann das politische Denken motiviert.“

„Der wechselseitige Resonanzraum des Hörens und Antwortens ist beschädigt. Für diesen Befund ist es wichtig, zu verstehen: Resonanz bedeutet nicht Echo, dass wir alle das Gleiche denken und auf die gleiche Weise glauben und lieben und leben, sondern dass man Differenz, das Anderssein des Anderen nicht als ein Problem wahrnimmt, sondern als Chance und Herausforderung.“

„Wenn man auf diese Weise das Zukunftsbild und auch das Vergangenheitsbild verliert, wenn die Vergangenheit sich nämlich gar nicht mehr als Fortschrittsgeschichte, sondern als Geschichte des Kolonialismus, Sexismus, Imperialismus, der Homophobie und so weiter darstellt, dann verlieren wir diesen positiven geschichtlichen Resonanzraum – und dann verschwindet auch die Neugier auf das Neue.“

Diese Aussagen lassen sich inhaltlich als Krisenanzeichen einer veränderten Zeit verstehen und führen zu Krisenindikatoren, die es zu formulieren respektive präzisieren gilt.