Ein Dutzend Denker gegen den Strich gelesen
Ideologiekritik ist eine Stärke von Stefan Blankertz, dem Berliner Wortmetz für Toleranz und gegen Gewalt. Eine Fähigkeit, die zeitlos bildend und heute wieder besonders wichtig ist. Ein Dutzend Etatisten hat der Wortmetz gewogen, gewendet und so mitunter etwas geläutert.
Politische Theorie und Ideologie werden seziert. Der Befund wird aus ungewohnter Perspektive betrachtet. Die so ermöglichte Therapie ist die Besinnung auf die freiheitliche Substanz.
12 Beiträge aus dem Magazin „Der Sandwirt“ – lesenswert, auf den Punkt, überraschend erhellend, wie schon im eigenständigen Band „Mit Marx gegen Marx“, der hier als Kritiker der Herrschenden zu den freiheitlichen Denkern gehört. Sein eigenes, marx‘sches Manifest fällt völlig anders aus wie man hier nachlesen kann. Außerdem:
Rousseau plädierte eigentlich für Anarchokapitalismus.
Thomas von Aquin bietet moderne Führungslehren und politisch den Anarchokapitalismus.
Bourdieu predigte der Staat vertrete keine Allgemeininteressen.
Hobbes‘ Fiktion kämpferischer Naturzustand, ersetzt durch die Realität der friedlichen Kooperation, ermöglicht erst einen Gesellschaftsvertrag.
Hegel war kein Etatist, sondern Theoretiker von Veränderungsprozessen.
Mit Kropotkin sind Menschen, die Eigentum zerstören keine Anarchisten.
Ausführliche begründet werden diese von mir vielleicht unzulänglich geprägten Formeln in dem lesenswerten Band, der aus Stefan Blankertz‘ Beiträgen im Sandwirt zusammengestellt wurde und die er wiederum in eigenen Schriften umfassend begründet hat. Aus Etatisten werden keine Liberale, aber manches Ideologiegebäude bröckelt. Einfach lesen – mit intellektuellem Genuss.
Stefan Blankertz: Gegen den Strich gelesen. 12 überraschend freiheitliche Denker, Edition Sandwirt, Verlag Edition Sandwirt, Moos 2025, 114 S., fester Einband 28,00 Euro.