Inspiration für ökonomische Klardenker: Henry Hazlitt
Inspiration für ökonomische Klardenker: Henry Hazlitt

Inspiration für ökonomische Klardenker: Henry Hazlitt

Inspiration für ökonomische Klardenker: Henry Hazlitt

Ein Selfmademan im Dienste der Freiheit

Henry Hazlitt (1894-1993) war eine intellektuelle Größe des 20. Jahrhunderts, dessen Einfluss auf das ökonomische Denken bis heute spürbar ist. Als Journalist, Ökonom, Literaturkritiker und Philosoph verteidigte er mit bestechender Klarheit die Grundsätze der freien Marktwirtschaft und des klassischen Liberalismus. Ludwig von Mises würdigte ihn einst als „das ökonomische Gewissen unserer Nation“ und als Anführer im „großen Ringen für Freiheit und eine Gesellschaft, in der Menschen als freie Menschen leben können“.

Der Autodidakt

Hazlitts beeindruckender Werdegang begann ohne akademische Weihen. Als echter Autodidakt eignete er sich sein umfassendes Wissen durch beharrliches Selbststudium an. Seine intellektuelle Neugierde und sein Scharfsinn führten ihn zu den großen Fragen der Ökonomie und Moral, die er zeitlebens mit bemerkenswerter Präzision zu beantworten suchte.

In seiner publizistischen Laufbahn prägte er als Kolumnist der New York Times (1934-1946) und anschließend bei Newsweek, wo er zwanzig Jahre lang seine einflussreiche Kolumne „Business Tides“ verfasste, das wirtschaftspolitische Denken einer ganzen Generation. Friedrich August von Hayek bemerkte treffend, dass Hazlitt in der Tradition großer ökonomischer Publizisten wie Frédéric Bastiat stand – beide verstanden es meisterhaft, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich zu erklären.

Die eine Lektion

Sein 1946 verfasstes Meisterwerk „Economics in One Lesson“ zählt zu den einflussreichsten wirtschaftspolitischen Werken des 20. Jahrhunderts. Die zeitlose Lektion dieses Buches lautet: Gute Wirtschaftspolitik muss sowohl die langfristigen als auch die kurzfristigen Wirkungen berücksichtigen und dabei die Folgen für alle gesellschaftlichen Gruppen, nicht nur für einzelne Interessengemeinschaften, in Betracht ziehen.

Mit bestechender Klarheit und Eleganz demonstrierte Hazlitt, wie staatliche Eingriffe zwar kurzfristig erwünschte Ergebnisse erzielen mögen, langfristig jedoch oft mehr Schaden als Nutzen stiften. Dieses schlank geschriebene Werk verkaufte sich millionenfach und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt – ein Beweis für Hazlitts Gabe, komplexe Ideen massentauglich zu vermitteln.

Der unermüdliche Verteidiger der Freiheit

In einer Zeit, in der keynesianische Wirtschaftstheorien und interventionistische Politikansätze die Oberhand gewannen, blieb Hazlitt ein standhafter Verteidiger marktwirtschaftlicher Prinzipien. Er bezeichnete die keynesianische Ökonomie unverblümt als „einen der größten intellektuellen Skandale unserer Zeit“ und widerlegte in seinem Werk „Das Fiasko der keynesschen Wirtschaftslehre“ Seite für Seite die „Allgemeine Theorie“ von Keynes.

Anfang der 1950er Jahre war Hazlitt in den amerikanischen Medien omnipräsent – im Radio, Fernsehen und in der Presse. Er debattierte mit hochrangigen Politikern und gründete zusammen mit John Chamberlain die Zeitschrift „The Freeman“, die lange Zeit die einzige konsequent liberale Zeitschrift in den USA blieb.

Ein Vermächtnis von 10 Millionen Wörtern

Hazlitt selbst schätzte, dass er etwa 10 Millionen Wörter geschrieben habe – ein literarisches Erbe, das bis zu 150 Bände umfassen würde. Mit prophetischer Weitsicht warnte er vor Inflation, bevor diese sichtbar wurde, und argumentierte facettenreich gegen Grundeinkommen, progressive Steuern und das Ausufern des Wohlfahrtsstaates. In seinem Roman „Time Will Run Back“ veranschaulichte er die zivilisatorischen Rückschritte, die ein voll entwickelter Sozialismus mit sich bringen würde.

Sein Erfolgsgeheimnis lag in der seltenen Verbindung von profunder Expertise mit einer klaren, prägnanten und zugleich eleganten Darstellung. Durch seine Rezensionen und Vermittlungsbemühungen verhalf er wichtigen Werken wie Mises‘ „Gemeinwirtschaft“ und Hayeks „Der Weg zur Knechtschaft“ zu breiter Anerkennung im angelsächsischen Raum.

Moral und Marktwirtschaft

Bemerkenswert an Hazlitts Denken ist die Verbindung von Ökonomie und Moral. Er erkannte, dass freie soziale Kooperation den Kern der Moral bildet, da die Tauschwirtschaft die Akzeptanz moralischer Regeln voraussetzt. Ein System freier Marktwirtschaft könne nur innerhalb einer Ordnung von Recht und Moral funktionieren. Der soziale Austausch erzeuge zudem Sympathie und Freundschaft – Werte, die zu den schönsten menschlichen Erfahrungen zählen.

Die Pflicht zur Klarheit

An seinem 70. Geburtstag im Jahr 1964 zog Hazlitt selbst Bilanz seines Wirkens und mahnte: „Wir haben die Pflicht, noch klarer und couragierter zu sprechen“. Selbst im fortgeschrittenen Alter sah er es als seine Aufgabe an, für die Freiheit einzutreten, da nicht weniger als „die Zukunft der Freiheit und damit die Zivilisation selbst“ auf dem Spiel stehe.

Henry Hazlitt mag heute außerhalb des angelsächsischen Sprachraums weniger bekannt sein als andere liberale Denker, doch sein Einfluss auf das wirtschaftspolitische Denken bleibt ungebrochen. Seine Fähigkeit, zeitlose ökonomische Wahrheiten zu vermitteln, macht ihn zu einer bleibenden Inspirationsquelle für alle, die sich für eine freie Gesellschaft einsetzen.

 

Links: Ein rascher Zugang zu seinem Werk und Denken bietet mein Henry Hazlitt Brevier.

Ein Gespräch über Henry Hazlitt und seine Zeit ist mit mir als Video verfügbar.