Manche Gespräche üben eine besondere Faszination aus.
Diese intellektuelle, ökonomische, ideengeschichtliche und politisch relevante Diskussion zwischen dem Gastgeber Russ Roberts und seinem Gesprächspartner Michael Munger als Teil des Podcasts Econtalk gehört für mich dazu:
Does Market Failure Justify Government Intervention?
Ich möchte an dieser Stelle lediglich folgende Aspekte des differenzierten und respektvollen Gesprächs hervorheben:
- Marktversagen ist schwer feststellbar und rechtfertigt keineswegs (automatisch) staatliche Eingriffe.
- Staatsversagen rechtfertigt nicht automatisch eine Markt-Alternative.
- Das in den letzten Jahren, insbesondere in der Covid-Politik sichtbar gewordene Ausgreifen des Staates, genauer von Experten und deren Komitees, ist offensichtlich unvereinbar mit einer Markt-Lösung und zugleich undemokratisch. Das erklärt fundamentale Widerstände.
- Die Existenz von protostaatlichen Institutionen, z.B. die amerikanische Zentralbank FED und der oberste Gerichtshof, ein von mir angenommenes zunehmendes Wirken von Experten(räten), das Überdehnen der Staatstätigkeit im Westen stehen im Einklang mit meinen Thesen, die ich in meinem aktuellen Buch Wirtschaftsfaschismus untersucht habe.
- Anders als bisher von Ökonomen thematisiert hat die Cambridge Welfare School (Keynes nicht, aber Pigou bereits vor 112 Jahren) das staatlich-bürokratische Problem erkannt: die strukturelle Unfähigkeit über geeignete Anreize und Informationen zu verfügen (Public Choice Problematik), die es braucht, um bessere Ergebnisse als Märkte zu erzielen.
- Die vorgeschlagene Lösung der Cambridge Welfare School ist eine Art dritter Weg: statt Demokratie (= Politik, Staat) und statt Markt (= Preiskoordination von Angebot und Nachfrage) soll es eine Technokratie richten, eine jeweils problembezogene Gruppe von Experten.
- Die Leistungsfähigkeit dieser protostaatlichen Alternative lässt sich vor allem empirisch überprüfen. Ich würde eine grundsätzliche, erfahrungsgesättigte Technokratiekritik hinzufügen wie ich sie in Wirtschaftsfaschismus thematisiert habe. Indes lautet der Vorschlag von Pigou und moderner auch Dani Rodrik eine sowohl politisch als auch staatlich unabhängige Lösung, letztlich Institution, zu schaffen. Das läuft indes auf nicht weniger als eine fundamentale Verfassungsänderung hinaus, so Russ Roberts.
Ich würde hinzufügen: Es wirft Probleme auf, die in einem völlig anderen Kontext in Star Wars mit den Jedi thematisiert wurden. Dazu gehört: Was können derartige Priester besser als Staat und Markt? Welchen Unzulänglichkeiten unterliegen sie und wie wirkt sich das auf ihre Empfehlungen aus? Welche Gruppendynamik herrscht unter ihnen? Was passiert, wenn sie ihre Zuständigkeit ausdehnen? Wer kann sie kontrollieren, wer okkupieren?Für Insider: Das Thema berührt die Ankap-Debatte, die Möglichkeiten und Grenzen eines Minimalstaats, die Technostruktur/ Technokratie.