Wer vor wenigen Tagen die etablierten Medien online durchblätterte, der stieß auf eines von vermutlich unzähligen, alltäglichen Beispielen von Medienversagen.
Im Mittelpunkt stand wieder einmal die deutsche Verteidigungsministerin. Anlass war die Festnahme des unter Terrorverdacht stehenden Oberleutnant Franco A., der zudem erfolgreich ein Doppelleben als syrischer Flüchtling geführt hatte. Frau von der Leyen hatte der Bundeswehr ein Führungs- bzw. Haltungsproblem attestiert.
Es folgt eine Übersicht über die Haltungsprobleme der üblichen Verdächtigen:
- n-tv benutze ausgelutschte Formulierungen wie: von der Leyen stelle sich der Truppe, empöre mit Brandbrief, sei unter Druck. Der Kalauer lautete, die Ministerin habe eine Mission: Rechts raus bei der Bundeswehr.
- Weiter zur FAZ. Dort erwartete den Leser bahnbrechenden Formulierungen wie: gerate unter Druck, reagiere auf Kritik, versuche Krise zu meistern und die Kritik reiße nicht ab. Immerhin sparen sich die Leser Schlaftabletten.
- Die NZZ stellte fest: von der Leyen müsse sich verteidigen. 2013 brachten die Schweizer noch die Hommage: Eine disziplinierte toughe Kämpferin.
- Die SZ forderte, die Bundeswehr solle ihr Selbstbild prüfen und schrieb über falschen Korpsgeist.
Fazit: Die zuvor genannten Medien braucht niemand. Thema durchweg verfehlt. Die immergleiche Bühne im Staatstheater mit den immergleichen Claqueuren.
Nur einer hatte was zusagen. Bezeichnenderweise war das kein Journalist. Lesenswert sind heute ohnehin fast durchgängig Nicht-Journalisten.
Der Management-Berater Reinhard K. Sprenger thematisierter das eigentliche Problem, indem er das Führungsversagen der Ministerin in einem Interview kritisierte. Die habe das Vertrauen verspielt und sei eine Fehlbesetzung, weil sie andere Ziele verfolge als die der Bundeswehr und nicht führe. Leider sei es Alltag, dass derartige Führungskräfte ihr Unwesen trieben.
Was jetzt noch fehlt ist der Aufstand des Individuums.