Österreichische Terrassengespräche in Berlin – Frühsommer 2025
Österreichische Terrassengespräche in Berlin – Frühsommer 2025

Österreichische Terrassengespräche in Berlin – Frühsommer 2025

Österreichische Terrassengespräche in Berlin – Frühsommer 2025

Meine Herren, es ist mir eine außerordentliche Freude, Sie hier in dieser harmonischen Runde im Frühsommer 2025 willkommen zu heißen. Die Aussicht auf den See glitzert in der warmen Sonne, der Duft von frischem Kaffee und hausgemachtem Apfelkuchen erfüllt die Luft – eine Kulisse, die hoffentlich unserer Diskussion eine ebenso angenehme wie inspirierende Atmosphäre verleiht.

Fast alle Ökonomen sind bereits anwesend und begrüßen sich mit herzlichen Worten und vertrauten Gesten. Ludwig von Mises lehnt sich entspannt zurück, Hayek und Hazlitt tauschen erste Gedanken aus, während Fritz Machlup mit Antony de Jasay über eine Passage aus seinem Buch Führer durch die Krisenpolitik diskutiert. Ein leises Lachen erklingt, als jemand eine Anekdote über vergangene Debatten einstreut.

Ich erhebe mich kurz und gehe ins Haus, um den noch warmen Apfelkuchen zu holen. Gerade als ich mit der großen Platte und einer Schale frischer Schlagsahne zurück auf die Terrasse trete, tritt Thomas Sowell hinzu. Er grinst: „Ich hoffe, Sie haben genug Kuchen für einen hungrigen Ökonomen.“ Die Runde nimmt ihn mit freundlichem Gelächter auf. „Thomas, du kommst genau richtig“, meint Hayek, „wir wollten gerade anfangen.“

Während ich den Kuchen verteile und einige sich mit offensichtlichem Appetit bedienen, erscheint Murray Rothbard leicht verspätet. „Ich wusste, dass ich genau richtig bin – ich rieche Sahne und eine angeregte Debatte“, sagt er mit einem Zwinkern, während er Platz nimmt.

Beginn der Diskussion: Ursachen der Krise

Ich erhebe meine Tasse Kaffee, um auf unsere Runde anzustoßen, und öffne die Diskussion mit einer einfachen, aber wichtigen Frage: „Meine Herren, wir blicken auf das Frühjahr 2025 – eine Zeit, in der die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krisen allgegenwärtig sind. Bürokratie, Geldentwertung, wachsende Staatsverschuldung, regulatorische Eingriffe, gestörte Lieferketten und zunehmende Abschottung, eine immer größere Umverteilung – die Welt scheint von den Grundprinzipien der freien Marktwirtschaft abzurücken. Welche zentralen Ursachen dieser Entwicklungen würden Sie hervorheben? Und, wichtiger noch, welche Konsequenzen sehen Sie für die Zukunft?“

Ludwig von Mises ergreift als Erster das Wort. Er lehnt sich leicht nach vorne, legt seine Hände gefaltet auf den Tisch und spricht mit ruhiger, aber bestimmter Stimme: „Die fundamentale Ursache der heutigen Krise ist kein Mysterium – es ist die fortgesetzte Abkehr von marktwirtschaftlichen Prinzipien. Die Zentralbanken haben die Geldmenge ins Unermessliche ausgeweitet, Staaten greifen immer weiter und tiefer in das Wirtschaftsleben ein, und die Idee der Eigenverantwortung wird zunehmend durch den Glauben an staatliche Allmacht ersetzt. Dies ist keine zufällige Entwicklung, sondern die logische Folge einer Ideologie, die langfristiges wirtschaftliches Denken dem kurzfristigen politischen Kalkül opfert.“

Friedrich August von Hayek nickt zustimmend und fügt hinzu: „Was wir beobachten, ist ein Paradebeispiel für die ‚Anmaßung von Wissen‘. Politiker und Bürokraten glauben, durch ihre Interventionen die Wirtschaft steuern zu können, doch sie unterschätzen die Komplexität des dezentralen Entscheidungsprozesses. Die gegenwärtigen Krisen sind das Ergebnis eines langen Prozesses zunehmender Regulierung, bei dem man die spontane Ordnung des Marktes durch etatistische Maßnahmen zu ersetzen versucht. Das Resultat? Verzerrte Preissignale, wirtschaftliche Fehlallokationen und eine Abhängigkeit von staatlichen Stützungsmaßnahmen, die nur neue Krisen hervorbringen.“

Henry Hazlitt legt sein Buch The Inflation Crisis and How to Resolve It auf den Tisch. „Die Inflation ist kein Naturereignis, sie ist eine bewusste politische Entscheidung. Sie entsteht nicht nur durch übermäßige Geldschöpfung, sondern auch durch maßlose Staatsausgaben und eine fiskalpolitische Strategie, die immer mehr auf Steuererhöhungen und Defizitfinanzierung setzt. Die Kombination aus expansiver Geldpolitik und exzessiven fiskalischen Eingriffen führt zu einer systematischen Enteignung der Bürger. Wer sich auf Lohnerhöhungen freut, sieht schnell, dass diese von steigenden Preisen, Steuern und Abgaben aufgefressen werden. Die wachsende Staatsverschuldung bedeutet zudem, dass künftige Generationen für den heutigen Konsum der Politik zahlen müssen. Das ist kein Wohlstand, das ist eine schleichende Verarmung.“

Fritz Machlup blättert in seinem Führer durch die Krisenpolitik. „Wir erleben heute die Fehlentwicklungen, vor denen wir bereits in den 1930er Jahren warnten. Die Politik setzt auf kurzfristige Stimulierung durch staatliche Ausgaben und Kreditexpansion, ohne sich über die langfristigen Konsequenzen Gedanken zu machen. Dies führt zwangsläufig zu wirtschaftlicher Fehlsteuerung und neuerlicher Krise. Das Vertrauen in den Markt schwindet, weil Regierungen permanent auf interventionistische Maßnahmen setzen, die nie halten, was sie versprechen. Vieles davon geschieht unter dem Deckmantel sozialer Gerechtigkeit – aber was ist daran gerecht, wenn kleine Unternehmen stranguliert werden, während große Konzerne durch Subventionen überleben?“

Ludwig von Mises ergreift erneut das Wort: „Die Wurzel vieler Probleme liegt in der überbordenden Bürokratie. In Bureaucracy habe ich dargelegt, dass Bürokratismus nicht nur wirtschaftlich ineffizient ist, sondern auch das Unternehmertum erstickt. Die heutige Entwicklung zeigt, dass meine Warnungen berechtigt waren: Statt marktwirtschaftlicher Innovation erleben wir eine immer stärkere Regulierung, die Fortschritt verhindert und Abhängigkeit schafft. Bürokraten verteilen Ressourcen nicht nach wirtschaftlicher Effizienz, sondern nach politischen Gesichtspunkten. Das zerstört den Markt und schafft eine Klasse von Menschen, die davon lebt, anderen Vorschriften zu machen.“

Thomas Sowell meldet sich zu Wort: „Ich würde noch weiter gehen: Viele dieser Entwicklungen sind nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch ideologischer Natur. In Intellectuals and Society habe ich darauf hingewiesen, dass viele politische Maßnahmen nicht aus ökonomischer Vernunft, sondern aus einem Wunsch nach Kontrolle entstehen. Intellektuelle lieben es, Pläne zu entwerfen, deren Kosten sie nicht tragen müssen, und Politiker lieben es, diese Pläne mit dem Geld anderer Leute umzusetzen. Dies betrifft vor allem den Sozialstaat: Er wird mit moralischen Argumenten verteidigt, doch in Wirklichkeit richtet er großen Schaden an. Die Hilfen des Staates versperren oft den Weg zur Eigenverantwortung und verstärken, ja verursachen Armut statt sie zu bekämpfen.“

Murray Rothbard lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „All dies zeigt, dass der Staat nicht die Lösung, sondern das Problem ist. Die Krise ist kein Versagen des Marktes, sondern das absehbare Resultat eines immer weiter ausufernden Staates. Wer glaubt, man könne die Wirtschaft durch staatliche Eingriffe steuern, verkennt die Natur des Marktes und die Rolle individueller Freiheit. Die heutigen Krisen sind nichts anderes als die Konsequenz einer jahrzehntelangen Missachtung marktwirtschaftlicher Prinzipien.“

Die Diskussion nimmt an Fahrt auf, und die Debatte über die Lösungen für die gegenwärtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen dürfte angesichts der breit und tief diskutierten Krisenursachen erst am Abend beginnen. Inzwischen ist die Kuchenplatte deutlich gelichtet, die Schlagsahne durch sichtbare Hände weitegehend dezentral verteilt und konsumiert worden, der Kaffeedurst gestillt.

Unsere älteren Nachbarn haben als informierte Zeitungsleser und öffentlich-rechtliche Fernseher kaum einmal solche Beiträge in Interviews und Diskussionen erleben können:

Thomas Sowell ergreift das Wort: „Eine der größten Illusionen unserer Zeit ist, dass Armut durch die Existenz von Reichen verursacht wird. Denn die Realität ist, dass Armut der natürliche Ausgangspunkt jeder Gesellschaft ist. Wohlstand muss erarbeitet werden, er fällt nicht einfach vom Himmel. In Wealth, Poverty and Politics habe ich gezeigt, dass wirtschaftlicher Fortschritt nicht durch staatliche Umverteilung entsteht, sondern durch Innovation, Unternehmertum und eine Kultur der Eigenverantwortung. Staaten, die versuchen, wirtschaftliche Gleichheit durch Bürokratie und Zwang herzustellen, erreichen meist das Gegenteil: Sie hemmen Wachstum, schaffen Abhängigkeiten und verhindern die soziale Mobilität. Wer den Armen helfen will, muss Bedingungen schaffen, die ihnen ermöglichen, sich selbst aus der Armut zu befreien. Dazu gehört ein freier Markt, der Chancen eröffnet, nicht ein Staat, der Menschen in dauerhafte Abhängigkeit drängt.“

Hayek setzt an: „Genau das ist der entscheidende Punkt, Thomas. In The Fatal Conceit habe ich dargelegt, dass die Vorstellung, eine Gesellschaft könne zentral geplant werden, auf einer tödlichen Anmaßung beruht. Die spontanen Prozesse eines freien Marktes sind zu komplex, um von einer zentralen Instanz reguliert oder vorherbestimmt zu werden. Die sozialistischen Experimente des 20. Jahrhunderts haben gezeigt, dass der Versuch, Wirtschaft und Gesellschaft durch Regierungsmaßnahmen zu steuern, unweigerlich zum Scheitern führt. Jedes politische System, das versucht, die spontane Ordnung durch eine angeblich überlegene Planung zu ersetzen, zerstört nicht nur wirtschaftlichen Fortschritt, sondern auch persönliche Freiheiten.“

Murray Rothbard lehnt sich zurück und fügt hinzu: „Das Problem ist, dass viele Menschen dem Staat eine fast religiöse Rolle zuschreiben. Sie glauben, dass dieser für Wohlstand, Gerechtigkeit und Sicherheit sorgen kann. Dabei zeigt jede historische Erfahrung, dass der Staat genau das Gegenteil bewirkt. Ich habe immer wieder im Einklang mit Ludwig argumentiert, dass jede staatliche Intervention zu einer Kettenreaktion von Problemen führt. Subventionen verzerren Märkte, Regulierungen ersticken Unternehmertum, Steuern bestrafen Erfolg. Statt den Staat als Heilsbringer zu sehen, sollten wir uns fragen, ob wir ihn nicht in seiner heutigen Form überhaupt brauchen. Die beste Wirtschaftspolitik ist die, die den Staat aus dem Weg räumt. Ich freue mich, dass Javier zeigt, wie es anders, besser geht.“

Ludwig von Mises nickt zustimmend. „Diese Einsicht ist in der Tat nicht neu. In Interventionismus habe ich aufgezeigt, dass es kein stabiles System gibt, das irgendwo zwischen Sozialismus und Kapitalismus liegt. Jede Intervention in den Markt verursacht Störungen, die weitere Eingriffe erforderlich machen, bis am Ende ein umfassend regulierter, ineffizienter Staatsapparat entsteht. Diese Logik sehen wir heute weltweit: Die Wirtschaft wird immer stärker durch Gesetze, Vorschriften und Subventionen gesteuert, was Innovation und Produktivität hemmt. Wer eine funktionierende Wirtschaft will, muss konsequent auf den Markt setzen – ohne Kompromisse.“

Henry Hazlitt beugt sich nach vorne. „Doch wie kommen wir aus dieser Sackgasse heraus? In Is Politics Insoluble? habe ich untersucht, ob es in der heutigen Demokratie überhaupt noch möglich ist, Wirtschaftspolitik zu reformieren. Die meisten Politiker denken nur in Wahlzyklen. Sie setzen auf kurzfristige Wohltaten, anstatt langfristig tragfähige Strukturen zu schaffen. Solange politische Entscheidungen nicht an wirtschaftlichen Prinzipien, sondern an Wählerstimmen orientiert sind, bleibt die Politik ein permanenter Störfaktor für den Markt. Die einzige Lösung ist eine radikale Begrenzung der politischen Einflussnahme auf die Wirtschaft – weniger Staat, mehr Markt, mehr individuelle Freiheit.“

Die Runde nickt nachdenklich. Die Diskussion hat sich weiter vertieft – und doch bleibt die entscheidende Frage offen: Wie können diese Ideen in der Praxis umgesetzt werden?