Strategische Perspektiven auf die große Disruption (2024 – X)
Strategische Perspektiven auf die große Disruption (2024 – X)

Strategische Perspektiven auf die große Disruption (2024 – X)

Strategische Perspektiven auf die große Disruption (2024 – X)

Die neue amerikanische Regierung unter Präsident Donald Trump hat seit ihrem ersten Tag tiefgreifende Veränderungen in Politik, Staatsbürokratie, Kultur und Wirtschaft eingeleitet. Zu den Maßnahmen gehören Dekrete, die Einrichtung von DOGE zur Effizienzsteigerung und Modernisierung der Regierungs-IT, sicherheitspolitische Initiativen im Nahen Osten und im Ukraine-Krieg sowie Grundsatzreden wie jene von Vizepräsident James David Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz.

Die Entwicklungen scheinen ein neues Zeitalter einzuläuten. 2025 könnte zu einem Wendepunkt werden, wenn die Regierung weiterhin tatsächlich Fakten schafft, deren Wirkung messbar ist, und nicht nur die politischen Koordinaten verschiebt. Dies betrifft sowohl innenpolitische als auch internationale Aspekte mit potenziell globalen Auswirkungen.

Zwei Lager und drei Disruptionsfelder

In diesem Kontext lassen sich langfristig zwei Hauptakteursgruppen und drei zentrale Disruptionsfelder identifizieren:

Akteure

  1. Die Disruptoren Diese Akteure arbeiten gezielt an der Transformation des politischen Status quo. Zu ihnen gehören die neue US-Regierung, der argentinische Präsident Javier Milei sowie sicherheitspolitisch die israelische Regierung. Auch Teile des kleinen libertären Spektrums und wachsende bürgerliche sowie rechte Bewegungen können hierzu gezählt werden. Marktwirtschaft, Angebotspolitik, bürgerliche Werte, nationale Perspektive, aber auch Big Business und Big Government zeichnen sie aus.
  2. Die Status-quo-Akteure Diese Gruppe, oft kritisch als „Systemeliten“ bezeichnet, umfasst die internationale Linke und eine „globalistische Elite“, die in westlichen Institutionen tonangebend ist. Beispiele sind die Demokraten in den USA, in Deutschland die Linke mit SPD, Grünen und Teilen der CDU sowie der FDP der letzten Jahre sowie Ökoaktivisten und staatliche Hochschulen. Ulf Poschardt bezeichnet diese Gruppe provokant als „Shitbürgertum“. Dirigismus und Etatismus sowie eine spezifische Moral zeichnen sie aus.

Disruptionsfelder: Umrisse eines revolutionäres Potenzials zeichnen sich ab.

  1. Elitenpraxis: Gibt es eine Diskrepanz zwischen dem, was Demokratien versprechen, und der Realität der politischen Eliten?
  2. Kulturdominanz: Ist die westliche Kultur tatsächlich liberal oder durch linke Werte mit autoritären Zügen geprägt?
  3. Staatsführung und -bürokratie: Arbeiten Staatsbürokratien neutral und effizient im Sinne des Gemeinwohls?

Diese Felder sind zentral für die Debatte über die Zukunft liberaler Gesellschaften. Dabei gibt es bereits etablierte Kritik wie die der Public Choice Schule, die auf Eigeninteressen von staatlichen Entscheidungsträgern hinweist. Liberale sehen in diesen Disruptionsfeldern sowohl Chancen als auch Risiken.

Liberale Perspektive: Chancen und Risiken

Aus liberaler Sicht stehen evolutionäre Veränderungen im Vordergrund. Sie lehnen radikale Disruptionen ab, da diese historisch oft zu großem Leid führten, wie die Französische Revolution zeigt. Allerdings könnte es angesichts jahrzehntelang verschleppter Probleme zu spät für eine langsame Transformation sein. Möglicherweise sind außergewöhnliche Maßnahmen erforderlich, um den „Gordischen Knoten“ zu durchschlagen.

Herausforderungen der Zukunft

Sollte die aktuelle Disruption erfolgreich sein, auch gegen absehbare Gegenmaßnahmen der Status-quo-Akteure, stellt sich die Frage, wie eine neue gesellschaftliche Basis geschaffen werden kann. Zentral ist eine Vision, die Frieden und Zusammenhalt fördert – auch für diejenigen, die durch die Disruption ihre bisherigen Rollen verlieren. Dies erfordert eine neue Balance der gesellschaftlichen Kräfte und eine Überwindung des bisherigen Lagerdenkens.

Derzeit bestimmen die Disruptoren die Agenda und das Tempo, während die Status-quo-Akteure defensiv reagieren. Die Disruptoren werden konkrete Verbesserungen liefern müssen und können dadurch breite Zustimmung erlangen. Die Status-quo-Akteure werden die Wagenburgmentalität aufgeben und glaubwürdige Problemlösungen entwickeln müssen. Infolgedessen könnten beide Lager aufeinander zugehen. So könnte eine Friedens- und Versöhnungsperspektive entstehen und zugleich eine bessere Gesellschaft, die auf einem höheren Niveau vereint ist und langfristig prosperiert.