Theorie der optimalen Einkommenssteuer von James Mirrlees (1971)
Theorie der optimalen Einkommenssteuer von James Mirrlees (1971)

Theorie der optimalen Einkommenssteuer von James Mirrlees (1971)

Theorie der optimalen Einkommenssteuer von James Mirrlees (1971)

James Mirrlees’ bahnbrechendes Werk “An Exploration in the Theory of Optimum Income Taxation” (1971) revolutionierte das Verständnis der optimalen Einkommensbesteuerung in der Volkswirtschaftslehre. Er legte den Grundstein für das moderne Konzept der optimalen Besteuerung, indem er einen analytischen Rahmen schuf, um die Steuerpolitik unter Berücksichtigung von Effizienz und Gerechtigkeit zu gestalten.

Mirrlees ging von der Annahme aus, dass Regierungen Einkommen besteuern müssen, um öffentliche Güter zu finanzieren, jedoch ohne genaue Kenntnis der Produktivität der einzelnen Bürger. Diese Unsicherheit macht es schwierig, ein Steuersystem zu entwerfen, das sowohl effizient als auch gerecht ist. Seine Arbeit zielte darauf ab, die optimale Struktur eines Steuersystems zu bestimmen, das die Sozialwohlfahrt maximiert, indem es die Verzerrungen in der Arbeitsanreizstruktur minimiert und gleichzeitig eine gerechte Einkommensverteilung erreicht.

Er stellte fest, dass ein lineares Steuersystem nicht optimal ist, weil es nicht in der Lage ist, die Einkommensunterschiede effizient zu berücksichtigen. Stattdessen argumentierte er, dass das optimale Steuersystem progressiv sein sollte, wobei höhere Einkommen mit höheren Steuersätzen belastet werden, um die Umverteilung zu maximieren, ohne die Anreize für hohe Produktivität zu zerstören.

Ein bemerkenswertes Ergebnis von Mirrlees’ Analyse war, dass das optimale Steuersystem in einigen Fällen sehr hohe Steuersätze für Spitzenverdiener vorsehen könnte, wenn dies notwendig ist, um die soziale Wohlfahrt zu maximieren. Gleichzeitig erkannte er die Gefahr, dass zu hohe Steuersätze die Arbeitsbereitschaft und Produktivität negativ beeinflussen könnten, was die Gesamtwohlfahrt reduzieren würde.

Mirrlees’ Theorie hat die Diskussionen über Einkommenssteuerpolitik tiefgreifend beeinflusst und ist bis heute eine der grundlegenden Arbeiten in der öffentlichen Finanzwissenschaft.

Markante Zitate:

  1. “The problem is to choose a tax structure that maximizes the social welfare function, while taking into account the disincentive effects of taxation on labor supply.”
  2. “One of the main results is that optimal taxation may involve very high marginal tax rates on high incomes, even approaching 100 percent in some extreme cases, if the social welfare function gives sufficient weight to income redistribution.”

Bewertende Einordnung:

James Mirrlees (1936-2018), Nobelpreis 1996, macht mehrere bedeutende Annahmen, die in der Realität nicht oder nur bedingt gegeben sind, darunter die Abwesenheit von Zeit und damit intertemporalen Effekten, es gibt keine spezifischen Eigenheiten für die besteuerten Familien und deren freiwillige Transfers, eine radikale Nutzenoptimierung der Akteure, Abwanderung ist nicht möglich und damit auch kein Steuerwettbewerb und der Staat soll über perfekte Informationen verfügen. Es sind derartige Voraussetzungen, die heute zuweilen eine grundsätzliche Abneigung gegen Modelle hervorrufen, obwohl jeder stets mit einem Modell arbeitet, bewusst oder unbewusst.