MvP-Blog
Einsichten in politische Ökonomie und Menschenbilder
Einsichten in politische Ökonomie und Menschenbilder
MvP-Blog 08.12.23
Fed machtlos
In einem CATO-Working-Paper vom Oktober 2023 untersucht Jai Kaida auf der Grundlage eines Makromodells den Einfuss der Geldpolitik der amerikanischen Fed auf die Inflation (Has Fed Policy Mattered for Inflation? Evidence from a Structural Monetary Model).
Das Ergebnis: “Results from a standard monetary model show that supply factors, not monetary policy, are the primary determinants of inflation in the U.S.” Die Zentralbank habe mit ihrer Geldpolitik fast keinen Einfluss auf die Inflation und können allenfalls zu einer Rezession beitragen. Während den größten Einfluss Angebotsfaktoren, vor allem Güterpreise und Löhne haben, wird die Geldmenge – auch als mögliche Ursache dafür, nicht betrachtet.
Public Choice Schule – ein ideengeschichtliches Update
Peter Boettke hat in Econlib ein zweiteiliges Update der Public Choice Schule (PCS) veröffentlicht unter dem Titel: “The Past, Present, and Future of Public Choice” (Teil1 und Teil 2). Anlass ist ein 60 Jahre zurückliegende Gründungsdatum, die Veröffentlichung von The Calculus of Consent. Die Ausführungen schließen an sein 10 Jahre zuvor veröffentlichtes Paper zur Entstehung und Entwicklung der PCS gegen erhebliche Widerstände an. Doie Jahrhundertaufgabe ist noch immer nicht gelöst:
“The fundamental question remains, how do we detail the path from a state that discriminates and dominates its citizens, or the absence of a functioning state, to a social arrangement that exhibits neither relationships of domination nor engages in discriminatory politics?”
Zeitlos und passend zum aktuellen Haushaltsproblem ist die simple Erkenntnis, die James Buchanan berets 1949 formuliert:
“one cannot do public finance without postulating a theory of the state.”
Andersherum betrachtet, jeder, der von einer Gemeinwohlorientierung der Politik und der Politiker ausgeht, benötigt dafür eine Theorie. Und diese sollte den politischen Prozess beinhalten.
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Der Wert der Wissenschaft
Der Wert der Wissenschaft
– MvP-Blog – 07.12.23
Der herausragende Physiker Richard Feyman schrieb im Jahr 1955 einen kurzen Text über den Wert der Wissenschaft: The Value of Science, veröffentlicht in Engineering and Science im Dezember 1955 (Kopie hier, Text online hier).
Als größten Wert der Wissenschaft bezeichnete er: “freedom to doubt”.
Das kann mal als das Gegenteil von “Follow the science” verstehen. Und die der Aufklärung entspringende Formel “freedom to doubt” hat das Zeug, die angeschlagene Reputation der Wissenschaft wieder auszubessern.
Feyman führt mehrere weitere bedenkenswerte Werte von Wissenschaft an: Wissenschaft würde etwas produzieren, aber könne nicht die vertrackten sozialen Probleme lösen, die schwieriger als (natur-)wissenschaftliche seien. Wissenschaft schaffe intellektuelle Freude – ein Wert, den ich persönlich sehr hoch halten möchte. Wissenschaft besitze eine fast spirituelle Dimension, gerade weil Wissenschaft selbst kaum etwas Praktisches konstruiere, kaum eine Anleitung gebe. Wissenschaft gleiche außerdem einem inkrementalen Verbesserungsprozess. Schließlich betont Feyman den Wert des Zweifels, die Haltung, nicht sei absolut sicher.
Diese Freiheit zu Zweifeln habe sich die Menschheit in einem langen Kampf gegen Autoritären erstritten.
Es ist bemerkenswert wie sich die Dinge ähneln. In der Marktwirtschaft muss man die Menschen machen lassen und die unsichtbare Hand koordiniert. Feyman fordert für die Wissenschaft, den Menschen freie Hand zu lassen.
Der Text endet mit einem Mut machenden Plädoyer, einem Aufruf an alle Wissenschaftler:
“Our responsibility as scientists, recognizing the great progress that has resulted from a satisfactory philosophy of ignorance, the great progress that is the fruit of freedom of thought, is to proclaim the value of that freedom; to teach that doubt is not a reason for fear, but for joy and discussion; and claim this freedom, as our duty to all future generations.”
Quergelesen – politische Ökonomie im weiteren Sinne
Quergelesen – politische Ökonomie im weiteren Sinne
– MvP-Blog – 06.12.23
Verteidigung der Marktwirtschaft gegen Staatswirtschaft
“Gregg makes the case that there’s no plausible alternative to the mostly free markets of neoliberalism. He insists on the obvious: the dynamism of the American economy has, for most people in most places, paid off in economic terms.”
Und weiter zeitlos: “Gregg argues, state capitalism encourages unproductive rent-seeking behavior, elevates politics in picking winners and losers, and hinders America’s competitiveness and economic dynamism.”
Eine Empfehlung des Buchs “The Next American Economy: Nation, State, and Markets in an Uncertain World, by Samuel Gregg” auf Econlib.
Klimapanik klingt ab, Wirtschaftswunder bleibt aus, wirtschaftliche Lasten enorm
Der Hype hat seinen absurden Höhepunkt überschritten. Das Geschäft mit der Angst floriert indes noch – medial, Subventionen und politische Klientel versorgen. Ein gangbarer Weg könnte sein:
„Wenn wir akzeptieren könnten, dass die Aussichten für den Klimawandel nicht so düster sind, könnte die Reduzierung der Treibhausgasemissionen in akzeptablerem Tempo voranschreiten – und so das Risiko einer Gegenreaktion der Bevölkerung gegen die Klimapolitik verringern.“
Mehr dazu im Beitrag von Thilo Spahl auf Novo Argumente, der viele öffentliche Stimmen der Vernunft zur Sprache kommen lässt: Wer hat Angst vor der Klimakatastrophe?
Ebenda zieht Alexander Horn eine ökonomische Bilanz der Öko-Politik. Die Lücke zwischen Absichtserklärungen und Realität ist riesig: Ökologische Klimapolitik: Ein Wohlstandskiller
Bitte keine staatlichen unternehmerischen Investitionen
Café Hayek, Don Boudreaux, ungekrönter König der Leserbriefe, kritisiert staatliche Investitionen grundsätzlich. Argumente sollte jeder politikökonomisch Interessierte parat haben. So oder so. Ecconomic Growth Cannot Be Promoted by a Government “Moonshot”
“Politicians and bureaucrats have neither appropriate skin in the game nor the expertise to distinguish promising investment opportunities from duds.”
Epikur als Lebenselexier
Eine Buchbesprechung von “Living with pleasure” (Emily Austin) auf Econlib.
“In a world obsessed with reputation and political maneuvering, Epicureans also have a healthy skepticism toward elites. They see the pursuit of zero-sum status and politics as paths to anxiety, and mostly steer clear of the unhealthy people and activities associated with these power struggles.”
Buchvorstellungen zum Jahresende
Buchvorstellungen zum Jahresende
– MvP Blog – 05.12.23
Jedes Jahr im Dezember stellen ein rotarischer Freund und ich Bücher vor. Eine schöne Tradition.
Ich bin nicht für Literatur, sondern für Sachbücher zuständig. Meine Auswahl steht in einer gewissen Kontinuität zu den ersten Impulsen, die vor mehr als 10 Jahren noch mitten im Jahr stattfanden und unter der Überschrift “quergedacht” firmierten. Lange bevor das Wort einen politischen Beigeschmack bekam. Und ich bin nicht bereit das Wort zu opfern.
Der Querdenker ist ein Mensch, der in seiner Denkweise von dem allgemein üblichen und als normal erachteten Denkroutinen erheblich abweicht und ungewohnte Denkbrücken zu anderen Wissensgebieten schlägt. Querdenker zeichnen sich nicht selten durch Kreativität aus, gelten aber auch als Sonderlinge oder Eigenbrödler. Der Begriff ist ambivalent und schwankt zwischen Anerkennung und Abschätzigkeit.
Der Begriff „Querdenker“ selbst entstammt wahrscheinlich dem Wort „Quergedanke“, welches einen queren Gedanken meint. Als Querdenken wird auch das strukturierte und Problem-orientierte Nachdenken bezeichnet, wenn häufig genutzte Argumente und Denkmuster bewusst verlassen werden.
Die erste bekannte Verwendung des Begriffes „Querdenker“ ist auf das Jahr 1922 zurückzuführen, als von der „Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft“ in dem Buch „Das Goetheanum“ unter anderem der folgende Satz veröffentlicht wurde: „Neudenker, Frischdenker, Querdenker, die durch neue Erkenntnisse und Ideen zu Kritikern werden, vermißt man eher.“
In der aktuellen Buchvorstellung – Rubrik „quergedacht“ – habe ich folgen Bücher besprochen (Links weisen auf Besprechungen von mir hin):
Harald Jähner: Wolfszeit. Deutschand und die Deutschen 1945 – 1955, Rowohlt Taschenbuchverlag, 6. Aufl. Berlin 2022, 477 S., 10,00 Euro.
https://forum-freie-gesellschaft.de/wolfszeit-in-deutschland/
Anne Applebaum: Roter Hunger. Stalins Krieg gegen die Ukraine, Siedler Verlag, 3 Auflage München 2017 (englische Originalausgabe: Red Famie. Stalin’s War on Ukraine), 449 Seiten, 38,00 Euro.
https://forum-freie-gesellschaft.de/hungermord/
Marcus Klöckner, Jens Wernicke: „Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen.“. Das Corona-Unrecht und seine *Täter, Rubikon Verlag, 1. Auflage München 2022, 194 S., 20,00 Euro.
https://forum-freie-gesellschaft.de/corona-unrecht-ein-diskussionsbeitrag/
Tina Turner: Happiness. Mein spiritueller Weg, Knaur Balance, München 2020, 239 S., 18,00 Euro.
Begeht der Westen Selbstmord?
Längst ist eine Klasse von Kulturschaffenden entstanden, die kontinuierlich die Fundamente der freien Ordnung des Westens unterminiert. Die Gefahr kommt nicht von außen, sondern von innen. Die Sozialisten von heute, die Diffamierer von Marktwirtschaft und einem durch das Recht beschränkten Staat, die Feinde von Privateigentum, der Einheit von Handeln und Haften sowie insbesondere der Unternehmer sind unter uns. Sie schreiben in den Medien und beherrschen diese. Sie lehren in den Schulen und Kindergärten und indoktrinieren …
Etablierte Medien vom Sozialismus durchsetzt
Ein guter Freund wies mich auf einen Artikel über die Hausbesetzerszene in Berlin hin. Er kritisierte, dass in der Bild-Zeitung über die Räumung eines besetzten Hauses in der Bornholmer Straße berichtet wurde, weil die Straftäter als Aktivisten bezeichnet worden: „Aktivisten besetzten am Pfingstsonntag insgesamt neun Wohnhäuser“. Ich gab ihm Recht. Die Verwahrlosung der Sprache, ausgerechnet in der präzisen Bild, gibt einen Einblick in die aufgeweichten Hirne von Journalisten – vom Sozialismus zersetzt oder besetzt? Ein …
Wohlstand fordert Städte heraus
Der Wohlstand, der sich in der Welt ausbreitet, zeigt sich auch an den steigenden Touristenzahlen. In den Hauptstädten ballen sich unglaubliche Menschenmengen vor und in Attraktionen. Zwei Beispiele: Am Pfingstsamstag haben 1 Millionen Menschen den Vatikan besucht. In London beträgt die Wartezeit für eine Audio Guide Tour im Houses of Parliaments, wohl gemerkt vorgebucht, eine Dreiviertelstunde. Nicht nur Europäer und Amerikaner sind reiselustig. Asiaten und bislang noch wenige der über 800 Millionen Afrikaner schauen sich …
Erfolgsmodell Brexit
Angeblich steht und fällt Europa mit der EU. Angeblich geht die britische Wirtschaft den Bach runter, weil das UK aus der EU austritt. Die Ökonomen sind sich weitgehend einig: Wachstumsverluste und harte Zeiten für die Briten sind unumgänglich. Liberale wurden bestenfalls nicht ernst genommen oder verspottet, weil sie in Freihandelsabkommen eine bessere Alternative zur EU-Mitgliedschaft sehen. Wie geht es nun der britischen Wirtschaft? Der Berliner würde sagen: „Da kann man nich meckern.“ Es geht auch …
Blitzsaubere Umwelt in Sicht
Wir stehen angeblich kurz vor dem Untergang der Welt. Wahlweise werden wir durch den Anstieg der Meeresspiegel ertrinken, im Müll ersticken oder von der verpesteten Luft sterben, die vermeintliche 90 Prozent der Menschheit einatmen sollen. Ich wage die Prognose, dass die Erde ein blitzsauberer Planet werden wird. Das wird zwar noch einige Jahrzehnte dauern. Gleichwohl ist bereits jetzt absehbar, dass unsere Nachfahren in einer unglaublich sauberen Umwelt leben können. Umweltverschmutzung wird in weiten Teilen der …
Bürgerliche Selbstorganisation versus Demokratie?
Das Rezensionsmagazin Sehepunkte kann ich uneingeschränkt empfehlen. Das breit gefächerte Angebot erstreckt sich auf Besprechungen von Büchern der Geschichtswissenschaften, gegliedert in Antike, Mittelalter, Neuzeit und Kunstgeschichte. Hinzu kommen Islamische Welten. Über Bürgerliche Netzwerke hat Daniel Watermann ein offenbar beachtliches Buch geschrieben. Den Wert der Arbeit legt Thomas Hertfelder in seiner Rezension dar. Watermann habe in seiner innovativen Studie mittels einer Netzwerkanalyse Sozialstruktur, Binnenbeziehungen und Verflechtungen sowie Interaktionen eines sich rasch ausbreitenden Vereinswesens in der Universitätsstadt …
Kleine Medienrevolution notwendig
Jeden Tag bricht sich die Unzufriedenheit mit den etablierten Medien mehr oder minder stark Bahn. Schon das Wort „etabliert“ verkörpert die Kritik. Kritiker werfen den etablierten Medien eine voreingenommene, selektive Berichterstattung vor. Verteidiger sehen im Wort etabliert einen Kampfbegriff – ähnlich wie Lügen- und Lückenpresse oder Fake News. Die Auseinandersetzung mit der Qualität der Medien scheint in dieser Form neu zu sein. Das gilt zumindest für die Kritik an der Voreingenommenheit und der ideologischen Einseitigkeit. …
Hilfe zur Selbsthilfe, Genossen!
Alle Wohlfahrt kommt vom Staat. Diese Illusion war nicht immer en vogue. Vor 50 Jahren benutzte der linke Liberale unter den Gründervätern der Sozialen Marktwirtschaft gerne das Motto: Wenn Du nach Hilfe suchst, dann findest Du sie am Ende Deines rechten Arms. Bereits vor 150 Jahren war auf diese Weise Nächstenhilfe professionell organisiert worden. Genossenschaften und Volks- bzw. Raiffeinsenbanken entstanden – Erfolgsmodelle, die noch heute inspirieren, weil Not gelindert, Anstrengungen belohnt und Unabhängigkeit in einer …
Libertärer Humor schlägt Supermacht
Wer den Highway Nr. 1 nach Süden fährt, sieht Freiheit, spürt Freiheit, besonders ab Key Largo. Dem Autofahrer bietet sich im Süden Floridas ein Idealbild: keine Grenze bis zum Horizont. Sommer, Sonne, Stürme. Vielleicht hat die Umwelt die Menschen geprägt oder in ihrer Unabhängigkeit bestärkt. Das wäre zumindest eine schöne Geschichte. Eine großartige Geschichte ist die der Conch Republic. Es geschah am 23. April 1982. Genauer gesagt, geschahen drei Dinge: 1. Key West und einige …