Ludwig von Mises: Theorie und Geschichte. Eine Interpretation sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung, Akston Verlag, 2014, 364 Seiten, erscheint im Januar/Februar 2015.
„Um die Wirkungen der westlichen Idee der Freiheit richtig wertzuschätzen, müssen wir die westlichen Lebensbedingungen denen gegenüberstellen, die in jenen Teilen der Welt vorherrschen, die niemals die Bedeutung der Freiheit begriffen haben. Im Osten herrschte Stagnation und strenger Konservatismus, bis die westlichen Ideen einsickerten.
Die Orientalen selbst nahmen an der Sklaverei, Knechtschaft, Unberührbarkeit, an Gebräuchen wie Witwenverbrennungen oder dem Verkrüppeln der Füße an Mädchen, barbarischen Bestrafungen, Massenelend, Unwissenheit, Aberglauben und der Missachtung der Hygiene keinen Anstoß.
Das Wesen der Freiheit eines Individuums ist die Möglichkeit, von den traditionellen Denkweisen und Handlungsweisen abzuweichen. Planung einer bestehenden Autorität schließt Planung der Individuen aus.“
Dieses große vierte Hauptwerk Ludwig von Mises klärt die philosophischen Grundlagen von objektiver wertfreier Wissenschaft des menschlichen Handelns und des verstehenden subjektiven Zugangs zu geschichtlichen Geschehnissen und Tatbeständen. Es bildet eine Summe des großen klassisch-liberalen Denkers und bringt die zentralen Fragestellungen der Aufklärung in einen konsistenten Zusammenhang.
Es wurde im Jahre 1957 noch ganz unter dem Eindruck des Siegeszuges des Sozialismus roter und brauner Spielart verfasst. Heute, wo sich die gemäßigte reformistische Variante des Sozialismus in den Ländern des Westens durchgesetzt hat, büßt es nichts an seiner Aktualität ein, wenn auch der pessimistische Unterton des jüdischstämmigen Emigranten zeitbedingt erscheint.
In unserer Zeit, in der der Leviathan des Neo-Merkantilismus, der wie eine Würgeschlange, die in kleinen Verengungen ihrer Beute langsam die Luft abschnürt, die Freiheit stückweise verdrängt, ist dieses großartige humanistische Plädoyer für das autonome Individuum ein gedankenreicher Pro-Test.
Der Text wurde erstmals ins Deutsche von Helmut Krebs übertragen. Die philosophische Bedeutung aus heutiger Sicht erläutert Rolf W. Puster in einer ausführlichen Hinführung. Das Vorwort der amerikanischen Ausgabe von Murray N. Rothbard wurde beigelegt. (hk)