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Von Remo Haufe
Dass ich die erste Fassung dieser Artikelserie schrieb, ist mittlerweile knapp zwei Jahre her. Anlass war es, die gewonnenen Erkenntnisse aus meinem Studium der Österreichischen Schule leicht verständlich einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Seit dem Erscheinen fanden sich stetig Leser, denen die Lektüre hoffentlich geholfen hat einen Überblick über diese alternative Denkschule der Nationalökonomie zu gewinnen. Die Artikel in der vorliegenden Arbeit sind leicht überarbeitet und an einigen Stellen etwas präziser als ihre Vorgängerversionen.
Gerichtet war und ist diese Artikelreihe an Studenten der Volkswirtschaftslehre, die sich nach Alternativen zur Neoklassik umsehen sowie an Personen, die nach einem wirtschaftstheoretischen Crashkurs suchen, an dessen Ende es ihnen möglich sein wird, eine mögliche Erklärung für die heute omnipräsenten Wirtschaftskrisen zu verstehen.
Die Österreichische Schule der Nationalökonomie ist wesentlich umfangreicher, als sie hier dargestellt wird. Insbesondere ihre wohlfahrtsökonomischen Beiträge bieten interessante Erkenntnisse, die die neoklassischen Standardmodelle sehr herausfordern. Am Ende dieser kurzen Abhandlung wurde hoffentlich genug Interesse geweckt, um sich ebenfalls mit weiterführenden österreichischen Beiträgen auseinanderzusetzen. Für die vorliegenden Texte wurden am Ende jeweils die Quellen vermerkt, um in den Originaltexten nachlesen zu können, was hier in kompaktester Form geschildert wurde. Es finden sich fast alle verwendeten Quellen kostenlos im Internet und das Studium dieser Arbeiten sei jedem wärmstens ans Herz gelegt.
Ich wünsche viel Erkenntnisgewinn und Freude beim Lesen!
1. Teil: Die Güterlehre Carl Mengers
Im wirtschaftlichen Handeln der Menschen dreht sich alles um den Erwerb und die Produktion von Gütern. Doch was genau sind Güter eigentlich?
Die Gütertheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie geht auf Carl Menger (1840 – 1921) zurück. In seinen Grundsätzen der Volkswirtschaftslehre legte Menger dar, dass Menschen Bedürfnisse haben, deren Befriedigung durch Nützlichkeiten erfolgt. Unter den folgenden Voraussetzungen ist solch eine Nützlichkeit ein Gut:
1. Es gibt ein menschliches Bedürfnis.
2. Die Nützlichkeit hat eine Eigenschaft, die dieses Bedürfnis befriedigen kann.
3. Der Mensch mit dem Bedürfnis muss Kenntnis von dieser Eigenschaft der Nützlichkeit besitzen.
4. Über die Nützlichkeit muss verfügt werden können.
Sind diese vier Bedingungen erfüllt, ist eine Nützlichkeit ein Gut.
Am besten wird dies an einem Beispiel demonstriert: Wenn eine Person Durst hat, weist sie ein Bedürfnis auf, dessen Befriedigung ihren Wohlstand anheben würde. Findet diese Person einen Behälter mit Flüssigkeit, dann ist dieses Fundstück aber nicht gleich ein Gut. Damit es ein Gut ist, muss zunächst die zweite Bedingung erfüllt sein: Die Flüssigkeit muss den Durst stillen können. Wenn es sich bei der Flüssigkeit um (genießbares) Wasser handelt, dann besitzt sie diese Eigenschaft. Damit das Wasser nun Güterqualität erlangen kann, muss die durstige Person zudem wissen, dass der Wassergenuss ihren Durst stillt. Weiß sie das, dann handelt es sich nach Menger bei der gefundenen Flüßigkeit schon fast um ein Gut. Befindet sich das Wasser allerdings an einem Ort, der unmöglich zu erreichen ist, dann weist das Wasser die letzte Gütervoraussetzung nicht auf und ist somit kein Gut. Kann das Wasser hingegen erreicht werden, dann besitzt das Wasser die Güterqualität.
Menschliches Bedürfnisse werden nicht immer mit Sachgütern, wie dem oben genannten Wasser, befriedigt. Auch direkte Einwirkung menschlicher Arbeit, wie zum Beispiel eine Massage, kann ein Bedürfnis befriedigen. Bei dieser Art der Bedürfnisbefriedigung, handelt es sich um eine Dienstleistung. Güter teilen sich also in Sachgüter und menschliche Handlungen (Dienstleistungen) auf.
Wer sich aufmerksam in unseren heutigen Volkswirtschaften umschaut, der kann an dieser Stelle jedoch bereits einhaken, schließlich werden heute Güter getauscht (gekauft), die selbst kein Bedürfnis unmittelbar befriedigen können. Mehl wäre dafür ein Beispiel, unter der Voraussetzung, dass niemand Mehl zur direkten Bedürfnisbefriedigung heranzieht, es also essen möchte oder dergleichen.
Aus diesem Grund führte Menger Güterkategorien ein, die für die später entwickelte Konjunkturtheorie von größter Wichtigkeit waren. Menger nannte alle Güter, die direkt Bedürfnisse befriedigen können Güter erster Ordnung oder Konsumgüter. Güter, die zur Herstellung der Güter erster Ordnung genutzt werden, nannte er Güter zweiter Ordnung (Produktionsmittel). Güter zur Herstellung von Gütern zweiter Ordnung nannte er Güter dritter Ordnung (ebenfalls Produktionsmittel) und so weiter. Insgesamt nannte er jegliche Produktionsmittel die Güter höherer Ordnung.
Wenn also ein Brot ein Hungerbedürfnis befriedigen kann, so ist es ein Gut erster Ordnung. Wenn zur Erzeugung von Brot unter anderem Mehl gebraucht wird, dann ist Mehl ein Gut zweiter Ordnung. Getreidekörner, die zur Mehlproduktion benötigt werden, sind Güter dritter Ordnung. Fasst man die Güter einer Ordnungsstufe, wie beispielsweise Feuer, Mehl, Salz etc., zusammen, so sind das die komplementären Produktionsmittel zur Erzeugung des Gutes der nächst niedrigeren Güterordnung (in unserem Falle der ersten Güterordnung – des Brotes).
Wenn ein Gut die Gütereigenschaft empfangen kann, so kann das Gut sie allerdings auch wieder verlieren. Befriedigt ein Gut erster Ordnung ein Bedürfnis, das nicht mehr existiert, so verliert dieses Konsumgut seine Gütereigenschaft. Auch alle komplementären Produktionsmittel zur Erzeugung dieses Gutes verlieren dann ihre Gütereigenschaft, insofern keines von ihnen für die Produktion anderer Güter gebraucht wird.
Die komplementären Produktionsmittel verlieren ebenfalls alle ihre Gütereigenschaft, wenn eines der komplementären Produktionsmittel (z.B. Mehl) nicht mehr vorhanden ist und das entsprechende Gut erster Ordnung nicht mehr hergestellt werden kann.
Quelle:
Carl Menger: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre. Erster, Allgemeiner Theil. S.1-11. Wilhelm Braumüller. K. K. Hof- und Universitätsbücherhändler, Wien, 1871.
2. Teil: Knappheiten und ökonomische Güter
Mit dem Begriff der Knappheit kann im Prinzip jeder (deutschsprechende) Mensch etwas anfangen. Allerdings wissen die wenigsten davon, was Knappheit im ökonomischen Sinne bedeutet. Ja, es wird sogar teilweise behauptet, dass es heutzutage gar keine Knappheit mehr gäbe und wir bereits im Überfluss lebten. Diese Behauptung ist unter ökonomischen Gesichtspunkten jedoch unhaltbar.
Also was ist Knappheit? Um ein Bedürfnis zu befriedigen, benötigen Menschen Güter. Die genaue Menge dieser Güter zur Befriedigung eines Bedürfnisses ist der Bedarf an diesen Gütern. Wenn nach einem Brot das Hungerbedürfnis verschwunden ist, dann entspricht der Brotbedarf einem Brot.
Es lassen sich hier folgerichtig drei Fälle unterscheiden.
Im ersten Fall ist die verfügbare Menge des Gutes (die Güterquantität) für die hungrige Person viel größer als der Bedarf nach ihr. Geht man von dem unrealistischen Fall aus, dass diese Person einen Ofen besäße, in dem sich immer wieder Brote ohne menschliches Dazutun backten, so existierten mehr Brote als verzehrt werden könnten. Es existierte immer ein gewisser Teil des Brotvorrates, der selbst bei voller Bedürfnisbefriedigung unverzehrt bliebe und durch die Existenz des Ofens auch nicht zum Sparen benötigt würde. Es wäre für die Person kein Verlust, wenn ein Brot entzogen würde, da sie genügend andere hätte und ihre Bedürfnisse immer vollständig befriedigen könnte. Sie müsste ebenso nicht mehr achtsam mit den Broten umgehen, da sie nahezu unendlich viele Brote verschwenden könnte, ohne an Lebensqualität zu verlieren.
Herrscht dieses Verhältnis vor, dann sind die entsprechenden Güter weder knapp noch wirtschaftliche Güter. Es werden hier keine Eigentumsrechte notwendig und nach Menger einigen sich die Menschen darauf diese reichlich vorhandenen Güter kommunistisch zu bewirtschaften – das heißt, dass es Gemeineigentum an ihnen gibt.
Wenn eine Stadt an einem Fluss liegt und dieser Fluss Trinkwasser führt, so sind nach Menger keine Eigentumsrechte an Wasser notwendig, weil sich alle über den Fluss selbst versorgen können. Ein Handel mit dem Wasser ist ebenfalls nicht notwendig, weil niemand ein unendlich verfügbares Gut abtauschen würde und es auch nicht bräuchte.1
Der zweite Fall ist wesentlich wichtiger für das Verständnis der Ökonomie. Wenn die Güterquantität kleiner wäre als der Bedarf nach ihr, dann handelte es sich um ein wirtschaftliches Gut. Dabei kann einer Person keine Teilmenge (Teilquantität) des Gutes entzogen werden, ohne die Betroffene schlechter zu stellen als zuvor. In diesem Falle sind also Eigentumsrechte erforderlich. Da jeder ein Interesse hat, eine große Menge des entsprechenden Gutes zu besitzen, würde sonst das Recht des Stärkeren über die Güterverteilung entscheiden. Mit den Eigentumsrechten ist hier der Grundstein für den Tausch gelegt. Menschen sind nun gezwungen mit anderen Menschen zu handeln, wenn sie ein Gut begehren, das sich im Eigentum einer anderen Person befindet. Erwähnt sei hier noch die Erscheinung der von Menger so genannten künstlich ökonomischen Güter. Dabei existiert in der Natur eine Güterquantität, die größer als der Bedarf nach ihr ist. Wenn jemand an dieser Naturressource allerdings Eigentumsrechte besitzt, dann kann der Eigentümer den Zugang zur Ressource versperren oder nur gegen Tausch ermöglichen. Das Gut ist dann künstlich knapp und somit künstlich ökonomisch. Als Beispiel wäre hier wieder der Fluss zu nennen, der alle anliegenden Menschen mit Trinkwasser versorgen könnte. Wenn sich jemand den Fluss aneignete und den Zugang dazu versperrte, ist das Flusswasser ein künstlich ökonomisches Gut.
Der dritte Fall ist in der Realität kaum relevant. In ihm wäre die Güterquantität genau gleich groß dem Bedarf nach ihr. Es ist leicht ersichtlich, dass auch hier Eigentumsrechte erforderlich wären, da ein Diebstahl dazu führen würde, dass nicht mehr alle Bedürfnisse befriedigt werden könnten.
Der Bedarf nach Gütern höherer Ordnung (Produktionsmittel) ist durch den Bedarf nach Gütern erster Ordnung (Konsumgüter) bedingt. Wenn niemand Interesse an einem bestimmten Konsumgut hat, dann werden auch die entsprechenden Produktionsmittel nicht nachgefragt, mit denen man das Konsumgut herstellen könnte. Somit können auch Güter höherer Ordnung ökonomische Güter sein – oder eben auch nicht.
Die Schlussfolgerung daraus ist, dass heutzutage Güterknappheiten im ökonomischen Sinne existieren. Nicht einmal in den wirtschaftlich fortgeschrittensten Ländern dieser Erde, sind alle Bedürfnisse der Bevölkerungen vollkommen befriedigt. Wäre dies der Fall, könnte man alle Güter verschenken. Die Debatte um sogenannte Verteilungsgerechtigkeit innerhalb dieser Länder zeigt aber, dass gerade nicht alle Güter im Überfluss vorhanden sind.
Außerdem wird oftmals die Unterschiedlichkeit der Güter an verschiedenen Orten nicht beachtet. Insbesondere ist dies der Fall, wenn behauptet wird, dass wir heutzutage genügend Güter produzieren, um die Knappheit an Lebensmitteln weltweit besiegen zu können. Ein Beispiel soll zeigen, inwieweit Lebensmittel auch heute knapp sind:
Ein Brot im Inland ist ein Konsumgut im Inland, insofern eine Person mit Hungerbedürfnis es dort essen kann. Dieses Brot im Inland ist jedoch kein Konsumgut in einem anderen Land, da es nicht ohne weiteres dort verzehrt werden könnte. Der Standort des Brotes im Inland lässt es für die Ausländer ein Gut höherer Ordnung werden. Erst wenn es mit dem Produktionsmittel „Transport“ kombiniert wird, dann kann es im Ausland auch verzehrt werden und wird dort zum Konsumgut. Selbst wenn Brote im Inland im Überfluss vorhanden wären, was sie in der Realität nirgendwo sind, hieße das nicht, dass sie dadurch ebenfalls im Ausland nicht knapp wären. Um auch einen Zustand herzustellen, in dem die Ausländer „ebenfalls“ im „Brotüberfluss“ leben könnten, müssten die Produktionsmittel, die dafür sorgen, dass das Brot ins Ausland gelangt (also der Transport inklusive Flugzeugen und Kerosin etc.), nicht knapp sein. Zudem müssten nach dem Transport immer noch so große Brotmengen vorhanden sein, dass sie für den nun erweiterten Konsumentenkreis (Inländer und Ausländer) mehr als ausreichend vorhanden wären. Insgesamt ist eine Knappheit dieser Güter in jedem Fall gegeben und die Behauptung des Güterüberflusses ist ökonomisch völlig unkorrekt.
Quelle:
Carl Menger: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre. Erster, Allgemeiner Theil. S.32-51. Wilhelm Braumüller. K. K. Hof- und Universitätsbücherhändler, Wien, 1871.
3. Teil: Der Güterwert – Gebrauchswerte
Güter haben nur einen Wert, insofern sie ökonomische Güter sind. Dementsprechend müssen die Gütervoraussetzungen sowie auch die Knappheitsbedingung auf eine Nützlichkeit zutreffen, damit sie einen Wert aufweist. Nicht-ökonomische Güter können zwar auch nützlich sein, da die einzelnen Güter jedoch im Überfluss vorhanden wären, hätte jedes von ihnen für sich genommen keinen Wert. Flusswasser in einer Flasche hat keinen Wert, wenn es direkt am Fluss steht und es scheinbar eine unerschöpfliche und erreichbare Wasserquelle gibt.
Die wichtigste Erkenntnis aus der Güterwertlehre ist, dass Güter ihren Wert nicht losgelöst von den Bedürfnissen der Menschen besitzen. Güter besitzen nur einen Wert, weil sie menschliche Bedürfnisse befriedigen. In erster Linie besitzt die Bedürfnisbefriedigung daher einen Wert, der sich auf die entsprechenden Güter überträgt.
Die Bedürfnisse der Menschen wiederum haben eine bestimmte Reihenfolge, in der sie sich hintereinander ordnen. Bei dieser für jeden Menschen individuellen Reihenfolge (Präferenzskala) ist es möglich zu sagen, dass ein Bedürfnis dringlicher ist als ein anderes. Beispielsweise könnte jemand in einem Moment ein hohes Hungerbedürfnis haben und sein Sportbedürfnis dahinter einordnen. Er wird dann danach trachten, zuerst sein Hungerbedürfnis zu befriedigen. Währenddessen die Aussage möglich ist, dass ihm die Befriedigung des Hungerbedürfnisses wertvoller erscheint als die Befriedigung des Sportbedürfnisses, lässt sich jedoch nicht sagen, dass das Hungerbedürfnis beispielsweise zwei mal so wertvoll ist wie das Sportbedürfnis. Es lässt sich lediglich eine Rangfolge erstellen. Die Präferenzskala ist also ordinal.
Die vollkommene Befriedigung eines Bedürfnisses hat den relativ höchsten Wert. Mit jeder Teilbefriedigung eines Bedürfnisses, ist die nächste Teilbedürfnisbefriedigung jedoch weniger wertvoll und das ökonomische Gut hat daher ebenfalls einen niedrigeren Wert für die Person. Anders gesagt ist das ökonomische Gut weniger nützlich. Ist das größte Bedürfnis eines Menschen etwas zu trinken und er trinkt ein Glas Wasser, dann ist sein Durst nach dem ersten Wasserglas etwas gestillt. Sein Trinkbedürfnis wird geringer und er wird das nächste Wasserglas als weniger nützlich beurteilen. Der Gesamtwert der vollständigen Durstlöschung ist jedoch größer als jede Vorstufe, bei dem das Trinken den Durst nur teilweise stillt.
Dieses Phänomen ging als Grenznutzengesetz (oder erstes Gossensches Gesetz) in die Theoriengeschichte der Nationalökonomie ein.
Wenn der Durst nun fortwährend gestillt wird, kommt irgendwann ein Zeitpunkt, an dem eine andere Bedürfnisbefriedigung wertvoller erscheint, als das Trinken. Zu beobachten ist dies, wenn die entsprechende Person aufhört zu trinken und sich der Befriedigung des anderen Bedürfnis zuwendet. Die Menschen arbeiten dementsprechend darauf hin, dass alle Bedürfnisbefriedigungen gleichwertig sind. Ein beliebtes Beispiel für diesen Zusammenhang ist folgendes:
Wenn eine Person eine Mahlzeit vor sich hat, die aus Bohnen, Kartoffeln und Fleisch besteht, dann wird sie die drei Bestandteile abwechselnd essen, je nachdem welches Bedürfnis gerade überwiegt. Dieses Gesetz ist das Genussausgleichsgesetz (oder zweites Gossensches Gesetz).
Das beschriebene Vorgehen bei der Bedürfnisbefriedigung anhand der Präferenzskala, ist das subjektive Moment des Güterwerts. Es gibt außerdem noch ein objektives Moment des Güterwerts. Dieses führt darauf zurück, dass eine bestimmte Güterquantität zur Befriedigung verschiedener Bedürfnisse herangezogen werden könnte, z.B. Wasser um den Durst zu stillen und um die Blumen zu gießen. Das Gut erhält für die darüber verfügende Person dann den Wert, den sie der dringlichsten Bedürfnisbefriedigung beimisst.
Die Güter höherer Ordnung empfangen dabei ihren Wert von den damit herstellbaren Konsumgütern. Wie hoch dieser theoretische Wert genau ist, wird später im Artikel zum Zins erklärt. Bei der Erklärung des Güterwertes wurde bisher nicht der Fall des Gütertauschs betrachtet. In unseren Beispielen gab es nur eine Person, die ihre Bedürfnisse geordnet hat. Wie sich der Güterwert durch Tauschmöglichkeiten ändert, wird im nächsten Artikel beschrieben.
Quelle:
Carl Menger: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre. Erster, Allgemeiner Theil. S.77-122. Wilhelm Braumüller. K. K. Hof- und Universitätsbücherhändler, Wien, 1871.
4. Teil: Der Güterwert – Tauschwerte
Wenn ein Individuum isoliert lebt, dann misst es den verschiedenen ökonomischen Gütern nur einen Gebrauchswert bei. Individuen in Gesellschaften haben jedoch die Möglichkeit Handel zu treiben. Dieses Vorgehen ist sinnvoll, da es sehr zeitaufwendig wäre, sich mit allen Gütern selbst zu versorgen. Die Arbeitsteilung ermöglicht dabei eine hochgradig ergiebige Produktion. Es gibt sogar viele Produkte, die ohne Arbeitsteilung gar nicht hergestellt werden könnten, da ihre Produktion aus vielen Prozessen besteht, die hochspezialisiertes Personal benötigen.
Bei einem Tausch muss sich die Situation für beide Tauschpartner verbessern, sonst würden sie den Tausch unterlassen. Wenn Individuen einen gewissen Gütervorrat haben, dann werden diese einzelnen Güter jeweils einen gewissen Wert aufweisen, der sich nicht mehr ausschließlich durch den Gebrauchswert bestimmt. An die Seite des Gebrauchswertes tritt nun der sogenannte Tauschwert. Ein Beispiel soll verdeutlichen, warum dies der Fall ist:
Person A besitzt ein Paar Schuhe, eine Uhr, einen Apfel und ein Glas mit Wasser. Dabei ist ihr das erste Gut (Schuhe) das wertvollste und darauf folgen mit abnehmender Wertigkeit die Uhr, der Apfel und das Wasser. Außerdem hat Person A ein Bekleidungsbedürfnis und würde gerne ein Hemd besitzen, das sie als wertvoller einschätzen würde als den Apfel, allerdings weniger wertvoll als die Uhr. Wenn es jetzt eine Person B gibt, die so durstig ist, dass sie ihr Hemd gerne gegen ein Glas Wasser tauschen würde, dann wird, vorausgesetzt A und B können handeln und haben sich über ihre Präferenzen verständigt, ein Tausch stattfinden. Person A wird das Glas Wasser gegen Person Bs Hemd tauschen. Der Tausch hat beide Personen besser gestellt.
Für Person A hat sich vor dem Tauschabschluss eine Verschiebung der Güterwertigkeiten ergeben. Die Reihenfolge der Güterwertigkeiten sah folgendermaßen aus: ein Paar Schuhe, eine Uhr, ein Glas mit Wasser und ein Apfel. Der Grund für die Präferenzverschiebung liegt darin begründet, dass das Wasser nun einen höheren Wert besitzt, weil es für ein Gut getauscht werden kann, das ein wichtigeres Bedürfnis befriedigt als zuvor. Das Wasser hat also zusätzlich einen Tauschwert erhalten.
In einer arbeitsteiligen Gesellschaft werden nun viele Menschen miteinander handeln und im Probierverfahren wird sich für jedes Gut herausstellen, welche anderen Güter in welcher Menge man dagegen eintauschen kann. Monopolisten werden dabei merken, dass sie den größten Gewinn erwirtschaften, wenn sie nur eine kleine Menge produzieren und verkaufen, indem sie diese an die Kunden verkaufen, welche die höchste Zahlungsbereitschaft aufweisen.
Mit fortschreitender Arbeitsteilung wird es jedoch auch immer unwahrscheinlich, dass zwei Personen die entsprechenden Güter vorrätig haben, die sie miteinander tauschen möchten. Ein Bäcker wird sein Brot nicht gegen das zehnte Paar Schuhe des Schuhherstellers eintauschen. Aus diesem Grund überlegten die Menschen, welches Gut von vielen Personen begehrt wird, leicht transportabel, haltbar und in seiner Beschaffung möglichst homogen (gleich) ist und verschieden gestückelt werden kann. Die historische Entscheidung fiel dabei meist auf Edelmetalle wie Gold und Silber. Infolgedessen erlebten diese Edelmetalle einen großen Nachfrageanstieg, ihr Tauschwert stieg stark an und überflügelte ihren Gebrauchswert. Gold und Silber wurden damit zu Geld, also dem absatzfähigsten Gut. Das heißt nichts anderes, als dass die meisten Tauschgeschäfte fortan gegen Edelmetalle durchgeführt wurden. Die relativ größte Absatzfähigkeit eines Gutes ist das Charakteristikum, das ein Gut zu Geld macht. Diese Tauschmittelfunktion ist die wichtigste Funktion des Geldes.
Es ist äußerst wichtig zu verstehen, dass die Edelmetalle nicht aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung oder einer sonstigen objektiven Eigenschaft zu Geld geworden sind. Sie sind es geworden, weil Menschen ihnen einen hohen Tauschwert zugestanden haben, der auch allen anderen ökonomischen Güter hätte beigemessen werden können. Aufgrund ihrer günstigen objektiven Eigenschaften, waren und sind Gold und Silber allerdings für die Geldverwendung gut geeignet.
Ein letzter wichtiger Punkt der hier angesprochen werden soll, ist dass bei einem Gütertausch niemals nur die Güterwerte verglichen werden und auf deren Basis die Tauschentscheidung getroffen wird. Die Verhandlungskosten, der Transportweg und viele weitere Faktoren müssen in die Kalkulation der Individuen eingehen, um die Vorteilhaftigkeit der Transaktion zu berechnen. Diese Faktoren werden unter dem Begriff Transaktionskosten zusammengefasst und sind für jeden Tausch ein nicht zu vernachlässigendes Entscheidungskriterium.
Quellen:
Carl Menger: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre. Erster, Allgemeiner Theil. S.153-225. Wilhelm Braumüller. K. K. Hof- und Universitätsbücherhändler, Wien, 1871.
Ludwig H. E. von Mises: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel. Auflage. S.1-9. Duncker & Humblot, Berlin, 1924.
5. Teil: Der objektive Tauschwert des Geldes, Inflation und Deflation
Wenn sich in einer Wirtschaft die Tauschmittelverwendung durchgesetzt hat, erhalten alle Waren bestimmte Geldpreise. Anhand dieser Geldpreise ist es möglich die sogenannte Kaufkraft des Geldes zu bestimmen. Diese sagt aus, wie viele Waren man in welcher Menge für einen gewissen Geldbetrag kaufen kann. Ludwig von Mises nannte diese Kaufkraft den objektiven Tauschwert des Geldes.
Dabei darf das Wort „objektiv“ nicht verwirren. Alle Preise werden subjektiv gebildet, indem die einzelnen Individuen die Güter nach ihren Präferenzen bewerten. Wenn die Güter am Markt allerdings einen Preis haben, lässt sich sozusagen ein „objektiver“ Tauschwert des Geldes gegenüber diesen Gütern feststellen.
Dieser objektive Tauschwert hat eine realwirtschaftliche und eine monetäre Dimension.
Die realwirtschaftliche Dimension wird bestimmt durch die Präferenzen der Individuen und die Produktionsbedingungen. Im Klartext heißt das, wenn ein Gut eine höhere Nachfrage erfährt oder das Angebot durch schlechtere Produktionsbedingungen zurückgeht, der Preis des Gutes steigen wird. Diese Preisbewegung würde auch beim Naturaltausch stattfinden: Wird ein Gut knapper, dann wird eine größere Menge anderer Güter dagegen getauscht werden müssen, weil die Produzenten an die Kunden mit der höchsten Zahlungsbereitschaft verkaufen werden. Diese realwirtschaftliche Dimension nannte Mises den äußeren objektiven Tauschwert des Geldes.
Die monetäre Dimension oder der innere objektive Tauschwert übt ebenfalls einen Einfluss auf die Güterpreise aus. Der innere objektive Tauschwert des Geldes wird bestimmt durch den Geldbedarf (Geldnachfrage) und den Geldvorrat (Kassenhaltung, Geldangebot). Geld ist niemals wirklich im Umlauf sondern in den Kassen (beziehungsweise den „Taschen“, unter dem Kopfkissen etc.) der Individuen. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass sich ohne realwirtschaftliche Änderungen eine Situation ergibt, in der der Geldbedarf und der Geldvorrat nach einiger Zeit bei den Individuen ausgeglichen sind. Wenn ein Individuum einen zu hohen Geldvorrat hat, dann wird es sich Güter kaufen. Hat es einen zu niedrigen, dann wird es Güter verkaufen oder weniger konsumieren. Gesamtgesellschaftlich gesehen, werden sich diese Änderungen in Geldbedarf und Geldangebot immer wieder ausgleichen. Wenn jemand seine Kassenhaltung erhöhen möchte, wird auch irgendjemand seine Kassenhaltung verringern wollen. Eine gesamtgesellschaftliche Änderung in Geldbedarf und Geldangebot gibt es nur in bestimmten Fällen. Zu diesen Fällen zählen beispielsweise Kriege und Krisen, aber auch Geldmengenausweitungen beziehungsweise -verknappungen.
In den meisten Ländern wird heutzutage die Geldmenge kontinuierlich ausgeweitet. Dies passiert über die Zentralbanken, welche unter anderem die Kosten für Kredite (den Zins) für diesen Zweck künstlich senken. Dieses Vorgehen provoziert eine höhere Kreditnachfrage, wodurch mehr Geld „im Umlauf“ ist.
Dieses Geld erreicht zuerst eine gewisse Gruppe von Personen, die sogenannten Erstempfänger des neuen Geldes. Wenn bei diesen Personen zuvor Geldbedarf und Geldvorrat übereingestimmt haben, haben sie durch das neue Geld einen überschüssigen Geldvorrat. Sie werden das neue Geld daher ausgeben, um sich gewisse Güter zu kaufen und ihren Geldvorrat dem Geldbedarf anzupassen. Das Angebot der gekauften Güter steht nun einer größeren Nachfrage gegenüber. Dadurch werden diese Güter im Preis steigen. Die Produzenten dieser Güter werden durch die höheren Verkaufszahlen größere Gewinne erwirtschaften und somit ebenfalls einen Geldvorrat haben, der ihren Geldbedarf übersteigt. Dieses Phänomen zieht sich durch die gesamte Wirtschaft, bis sich alle Preise erhöht haben. Durch die erhöhten Preise sinkt die Kaufkraft der Geldeinheiten. Der innere objektive Tauschwert des Geldes ist also gesunken, weil der Geldvorrat größer war als der Geldbedarf. Bei den Letztempfängern des neuen Geldes hingegen ist der Geldvorrat kleiner gewesen als ihr Geldbedarf, da die Preise gestiegen sind und diese Personen noch keine Gehaltserhöhungen (oder sonstige Einkommenszahlungen) erhalten haben. Von diesen Personen geht eine leichte Tendenz aus den inneren objektiven Tauschwert des Geldes zu erhöhen, der allerdings in keiner Weise ausreicht um den Kaufkraftverlust annähernd zu kompensieren. Insgesamt ergibt sich nach der Geldmengenausweitung eine Situation, in der sich die Erstempfänger auf Kosten der Letztempfänger neue Güter kaufen konnten. Die Letztempfänger wurden also ihrer Kaufmöglichkeiten beraubt. Dieser Einkommenseinschnitt wird nach der Anpassung aller Preise (also auch der Löhne) nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Der oben beschriebene Geldausweitungsprozess geht auch Richard Cantillon zurück und wird Cantillon-Effekt genannt. Er ist für die Österreichische Schule und ihre Konjunkturtheorie von fundamentaler Bedeutung. In den Universitäten wird heutzutage noch mit Modellen gearbeitet, in denen bei einer Geldmengeausweitung eine Fee (!) jedem Individuum Geld unter das Kopfkissen legt. Damit wird begründet, dass eine Geldmengeausweitung keine Auswirkungen auf die Eigentumsverhältnisse und die Produktionsstruktur hat. Vermutlich wäre aber auch eine Geldmengeausweitung nach diesem Muster nicht ohne Auswirkungen auf die beiden genannten Faktoren.
Zum Abschluss sollen noch die beiden Definitionen von Inflation und Deflation folgen, die Mises in seinem Buch „Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“ gebraucht hat:
Inflation ist die Vermehrung der Geldmenge ohne eine Steigerung des Geldbedarfs, wodurch der innere objektive Tauschwert des Geldes sinkt.
Deflation ist die Verminderung der Geldmenge ohne eine Senkung des Geldbedarfs, so dass der innere objektive Tauschwert des Geldes steigt.
Diese Definitionen sind wahrscheinlich die genausten, allerdings gibt es auch Österreicher, die einen bloßen Geldmengenanstieg bereits als Inflation bezeichnen.
Quellen:
Ludwig H. E. von Mises: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel. 2. Auflage. S.73-127, 224-226. Duncker & Humblot, Berlin, 1924.
Ludwig H. E. von Mises: Nationalökonomie. Theorie des Handelns und des Wirtschaftens. S.360-365.Genf, 1940.
6. Teil: Kritik an der Inflationsmessung
Man versucht heutzutage die Inflation zu messen, indem man Indexwährungen benutzt. Bei Indexwährungssystemen werden fiktive Warenkörbe erstellt, in denen sich diverse Konsumgüter befinden. In bestimmten Zeitabständen wird die Preisentwicklung dieser Konsumgüter ermittelt, um dann Aussagen zur Entwicklung der Inflation daraus ableiten zu können. Dabei hat nicht jedes Konsumgut die gleiche Wertigkeit. Steigt der Butterpreis beispielsweise um ein Prozent dann wird dieser Preisanstieg anders in die Gesamtpreisentwicklung des Warenkorbes einberechnet, als ein Preisanstieg von einem Prozent bei Computern.
Dabei ist das Ziel heutzutage nicht etwa den Preisanstieg bei null Prozent zu halten, sondern auf eine Teuerung von zwei Prozent hinzuwirken. Eine theoretische Begründung für die Sinnhaftigkeit einer zweiprozentigen Teuerung gibt es indes nicht.
Bereits die Art der Inflationsmessung hat jedoch einige gravierende Fehler.
Zuerst ist anzumerken, dass die Inflation hier als Anstieg gewisser Konsumgüterpreise definiert wird. Dies widerspricht der Inflationsdefinition, die im letzten Artikel gegeben wurde. Sie vernachlässigt vollkommen die Preisentwicklungen der Güter höherer Ordnung. Diese Vernachlässigung ist allerdings folgenschwer, wie später bei der Österreichischen Konjunkturtheorie erklärt wird. Die erste Phase von Krisen ist immer, dass die Preise der Güter höherer Ordnung stark steigen und die der Konsumgüter eher mäßig bis gar nicht ansteigen.2 Aber warum werden die Preise von Gütern höherer Ordnung überhaupt vernachlässigt? Für das Wirtschaftsgeschehen sind dies ganz normale Güter, die eine wichtige Aufgabe in der Produktion erfüllen. Eine wirkliche Begründung für dieses Vorgehen gibt es nicht.
Der zweite große Mangel ist, dass diese Orientierung an den Güterpreisen nicht aussagt, ob es sich um eine monetäre oder realwirtschaftliche Geldpreisänderung handelt. Wie im letzten Artikel bereits besprochen, gibt es einen äußeren und einen inneren objektiven Tauschwert des Geldes. Wenn sich der äußere objektive Tauschwert des Geldes durch Änderungen in den Produktionsbedingungen oder durch Präferenzverschiebungen ändert, dann ist die Geldpolitik nicht die Ursache für diese Veränderung. Eine Änderung der Geldmenge um dieser Bewegung entgegenzuwirken würde für Inflation oder Deflation sorgen (insofern der Geldbedarf dadurch vom Geldvorrat abweicht) und somit die Produktionsstruktur verzerren. Die Menschen würden nur kaufen beziehungsweise Verkaufen um ihren Geldvorrat wieder an den Geldbedarf anzupassen und die Produktion würde nicht mehr auf Grundlage der ungestörten Präferenzen der Individuen erfolgen.3 Eine Unterscheidung zwischen den Preisentwicklungen aufgrund des inneren objektiven Tauschwertes und des äußeren objektiven Tauschwertes ist jedoch unmöglich. Die Beobachter der Preisentwicklungen können also nie sagen, ob ein Preisanstieg ein Grund für eine Geldmengenausweitung beziehungsweise -verknappung ist oder nicht. Die Preise im fiktiven Warenkorb („das Preisniveau“) sind also kein angemessener Indikator für die Geldpolitik.
Quelle:
Ludwig H. E. von Mises: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel. 2. Auflage. S.170-177. Duncker & Humblot, Berlin, 1924.
7. Teil: Kapital und Produktion nach Böhm-Bawerk
Die bisherige Betrachtung unterschied lediglich zwischen Produktionsgütern (Güter höherer Ordnung) und Konsumgütern (Güter erster Ordnung). Dabei wurde gesagt, dass Konsumgüter Bedürfnisse unmittelbar befriedigen und Produktionsmittel zur Konsumgüterherstellung genutzt werden.
Jetzt ist es an der Zeit die Produktionsgüter aufzuschlüsseln. Insgesamt gibt es drei Kategorien von ihnen: Natur, Arbeit und Kapital. Während mit der Kategorie Natur natürliche Ressourcen, wie zum Beispiel der Boden, gemeint sind, ist der Begriff Arbeit oder menschliche Arbeit selbsterklärend. Da im Endeffekt jedes Produktionsmittel aus menschlicher Arbeit und natürlichen Ressourcen gewonnen wurde, kann man bei den beiden Kategorien von den originären Produktionsfaktoren sprechen.
Alle Produktionsfaktoren, die aus der Kombination von Arbeit und natürlichen Ressourcen hervorgingen, sind Kapitalgüter. Die Herstellung von Kapitalgütern stellt immer einen Produktionsumweg dar, weil die menschliche Arbeit nicht direkt auf die Produktion von Konsumgütern gerichtet wird, sondern erst das Kapitalgut fertiggestellt werden soll. Dabei muss ein Produktionsumweg immer ein besseres Ergebnis liefern als die Konsumgüterproduktion ohne Produktionsumweg, weil der Produktionsumweg sonst nicht eingeschlagen worden wäre. Ebenso gilt, dass, aus dem eben genannten Grund, ein längerer Produktionsumweg immer ein besseres Produktionsergebnis liefern muss als ein kürzerer. Dies alles gilt jedenfalls solange man von unternehmerischen Fehlern absieht. Ein wichtiger letzter Baustein für die Kapitaltheorie ist die Existenz eines sogenannten Subsistenzfonds. Hinter diesem Wort verbirgt sich ein recht einfacher Sachverhalt: Solange Kapitalgüter hergestellt werden, werden von der kapitalgüterproduzierenden Person keine Konsumgüter mehr produziert. Da die Kapitalgüterproduktion Zeit in Anspruch nimmt und die Person in der Zeit überleben muss, braucht sie eine Rücklage. Diese Ersparnis, die nach Böhm-Bawerk nur zum Überleben reichen muss, ist der Subsistenzfonds. Ludwig von Mises spezifizierte die Ausgestaltung des Subsistenzfonds später und sagte, dass die gesparten Mittel im Fonds nicht nur zum Überleben reichen müssen, sondern auch darüber hinausgehende Bedürfnisse befriedigen müssen. Da also eine gewisse Produktionsstruktur während des Produktionsumweges aufrecht erhalten werden muss, sind im Subsistenzfonds nicht nur Konsumgüter, sondern auch Produktionsmittel zu finden. Es muss noch angemerkt werden, dass nicht nur Individuen einen Subsistenzfonds besitzen. Auch Nationen besitzen einen nationalen Subsistenzfonds. Dieser nationale Subsistenzfonds spielt bei der Kreditvergabe eine entscheidende Rolle, die an dieser Stelle noch nicht wichtig ist.
Ein klassisches Beispiel soll das zuvor Gesagte verdeutlichen:
Wenn Robinson auf einer einsamen Insel lebt und Beeren sammelt, dann produziert er mit seiner Arbeitskraft und der Natur die Konsumgüter „Beeren“. Irgendwann merkt Robinson jedoch, dass er wesentlich mehr Beeren sammeln könnte, wenn er sich einen speziellen Stock basteln würde. Dieser Stock wäre ein Kapitalgut. Die Produktion des Stocks würde allerdings drei Tage in Anspruch nehmen. Da Robinson sonst täglich 10 Beeren sammelt, die ihm zum Überleben reichen, müsste er 30 Beeren angespart haben, um während der Stockproduktion (Kapitalgutproduktion) nicht zu verhungern und in den Stock investieren zu können. Der Subsistenzfonds muss also 30 Beeren betragen, damit Robinson seine Pläne in die Tat umsetzen kann. Wenn der Subsistenzfonds 30 Beeren aufweist, wird er den Produktionsumweg einschlagen und den Stock bauen. Kann er dies erfolgreich tun, hat er ein neues Kapitalgut geschaffen, das eine wesentlich ergiebigere Beerenproduktion ermöglicht. Dabei wird der Stock aber eine typische Eigenschaft von Kapitalgütern aufweisen: Der Stock wird brüchiger mit der Zeit. Robinsons Stock weist also im Laufe der Zeit einen Wertverlust auf, das heißt, dass Robinson sogenannte Abschreibungen auf seinen Stock berücksichtigen muss. Dem kann nur durch Reparatur oder Neuproduktion des Stocks entgegengewirkt werden, wenn Robinson seine neuerdings erhöhte Produktivität beibehalten möchte. Dies gilt für alle modernen Kapitalien ebenso wie für das Kapitalgut in unserem Beispiel.
Quellen:
Eugen von Böhm-Bawerk: Eintrag zum Wort „Kapital“ im Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4. Aufl., 1923, Bd. V., S.576-82.
Ludwig H. E. von Mises: Nationalökonomie. Theorie des Handelns und des Wirtschaftens. S.448. Genf, 1940.
8. Teil: Zeitpräferenz und Zins
Die klassischen Ökonomen der Österreichischen Schule erklären den Zins mit Hilfe der Theorie der Zeitpräferenz. Diese besagt, dass jedes Individuum gegenwärtige Güter höher schätzt als zukünftige Güter gleicher Art und Zahl. Einen bestimmten Apfel heute zu besitzen, ist jedem Individuum also mehr wert, als ihn morgen zu besitzen.
Eugen von Böhm-Bawerk hat diese Erscheinung erstmals beschrieben und versuchte sie durch psychologische Eigenschaften der Menschen zu begründen. Ludwig von Mises widersprach hier jedoch:
„Böhm-Bawerks Irrtum lag zunächst darin, dass er den Satz von der Höherwertung der gegenwärtigen Güter psychologisch zu begründen suchte. Auf psychologischem Wege vermag man jedoch niemals zu einem allgemeingültigen Satz zu gelangen. Die Psychologie kann uns zeigen, dass manche Menschen oder viele Menschen von bestimmten Beweggründen geleitet werden, sie kann aber nie zeigen, dass ein bestimmtes Verhalten notwendig immer in gleicher Weise allen Menschen gemein ist.“
Mises nutzte daher eine logische Argumentation, um die Zeitpräferenz theoretisch zu untermauern. Er führte an, dass es den Individuen niemals egal sein könnte, wann sie (Konsum-) Güter erhalten und damit ihre Bedürfnisse befriedigten. Wenn dies so wäre, könnten sie sich niemals für eine Bedürfnisbefriedigung entscheiden. Der andere Fall, in dem Zukunftsgüter Gegenwartsgütern vorgezogen würden, wäre komplett undenkbar. Die Individuen würden dann ihren Konsum immer weiter aufschieben und dadurch sterben. Im Konsum sah Mises also den Beweis für die Höherwertung von Gegenwartsgütern gegenüber Zukunftsgütern.
Doch was hat das mit dem Zins zu tun? Der Zins koordiniert den Güterkauf durch die Zeit. Wenn heute ein Apfel 1 € kostet und die („tägliche“) Zeitpräferenzrate 20 % beträgt, dann hat der Apfel für ein Individuum morgen einen Wert von 1 / 1.2 = 0.833 €. Die Zeitpräferenzrate sagt also, dass die morgigen Güter 20 % weniger wert sind, als die heutigen (gleicher Art und Zahl). Damit es einem Individuum egal ist, ob er den Apfel heute oder morgen kauft, darf der morgige Apfel nicht mehr als 0.833 € kosten. Diese 20 % entsprechen dem sogenannten Urzins (oder auch natürlichem Zins oder Neutralzins). Würde man sich heute Geld leihen, würde man darauf täglich 20 % Zinsen zahlen müssen, damit der Geldgeber den gleichen Wert wie beim Geldverleih zurückbekommt. In der Realität ist dieser Urzins so jedoch niemals zu beobachten. Wir haben in der Realität Unsicherheit, Inflation und Unternehmen die Gewinne erzielen. Der in der Realität beobachtbare Bruttozins enthält den Urzins (die Zeitpräferenz), eine Risikoprämie wegen der Unsicherheit, eine Preisprämie wegen der Inflation und den Unternehmensgewinn. Je höher die Unsicherheit ist, sein Geld zurückzuerhalten, desto höher fällt die Risikoprämie aus. Der Bruttozins wächst also. Bei einer hohen Inflation ist die Preisprämie höher und somit wächst der Bruttozins erneut. Das morgige Geld ist also nicht nur aufgrund der Höherwertung von Gegenwartsgütern weniger wert, sondern auch weil es an Kaufkraft verloren hat. Diesem Phänomen muss durch die Preisprämie Rechnung getragen werden.
Es gibt noch eine zweite Variante die Zeitpräferenz auszudrücken. Die komplementären Produktionsmittel eines Konsumgutes erhalten ihren Wert vom Wert der Konsumgüter, die sie produzieren. Allerdings sind die komplementären Produktionsmittel nicht genauso wertvoll wie das Konsumgut. Der Grund dafür ist, dass die komplementären Produktionsmittel einige Zeit brauchen, um ein Konsumgut zu erstellen. Wenn ein Hemd 1 € kostet, dann kosten alle komplementären Produktionsfaktoren für die Hemdherstellung zusammen 0.833 €. Dies gilt allerdings nur unter den folgenden Voraussetzungen:
• Die komplementären Produktionsfaktoren können nur ein Hemd herstellen.
• Die komplementären Produktionsfaktoren des Hemdes werden nicht bei der Produktion eines anderen Konsumgutes genutzt.
• Die Hemdproduktion dauert einen Tag.
• Die Menschen bewerten heutige Güter zu 20 % höher als morgige.
Quellen:
Ludwig H. E. von Mises: Nationalökonomie. Theorie des Handelns und des Wirtschaftens. S.443-449. Genf, 1940.
Zitat aus Ludwig H. E. von Mises: Nationalökonomie. Theorie des Handelns und des Wirtschaftens. S.443. Genf, 1940.
9. Teil: Die Produktionsstruktur
Die Ökonomen der Österreichischen Schule haben eine spezielle Darstellungsart der Produktionsstruktur ausgearbeitet, die auf Friedrich August von Hayek zurückgeht und daher oftmals als „Hayekian Triangle“ bezeichnet wird. Zu finden ist diese Darstellung unter anderem in seinem Werk „Preise und Produktion“ von 1931. Auch wenn die Darstellung Hayeks durchaus ausreichend ist, um die Produktionsstruktur zu erklären, wird an dieser Stelle eine überarbeitete Version von Jesús Huerta de Soto aus seinem Buch „Money, Bank Credit, and Economic Cycles“ benutzt. Wichtig anzumerken ist, dass sich die Volkswirtschaft in dieser Grafik im sogenannten Gleichgewichtszustand befindet. Das heißt, dass die Präferenzen der Konsumenten sich genauso wenig ändern wie die Produktionsbedingungen. Wenn sich eine Volkswirtschaft im Gleichgewicht befindet, dann macht auch keine Firma einen Gewinn, sondern nimmt nur so viel Geld ein, wie sie braucht, um ihre Produktionskosten zu decken – wozu natürlich auch sämtliche Löhne und so weiter zählen.
Abbildung 1: Die Produktionsstruktur nach Jesús Huerta de Soto
In der Grafik lassen sich fünf Balken erkennen, in denen von oben nach unten gesehen 20, 40, 60, 80 und 100 steht. Diese Balken stehen für den Geldwert der produzierten Güter in den zeitlich aufeinanderfolgenden Produktionsstufen, bei der Produktion eines Gutes.4 Neben diesen Balken am linken Rand steht, in welchem Jahr sich die Produktion befindet, beziehungsweise um welche Produktionsstufe es sich handelt. Betrachtet man den obersten Balken mit der 20, so lässt sich erkennen, dass im ersten Produktionsjahr (in der fünften Produktionsstufe) Kapitalgüter im Wert von 20 Geldeinheiten produziert wurden. Die Zahlen in den Balken geben also den Geldwert der produzierten Güter dieser Stufe an. Die ersten vier oberen Balken sind die Werte der produzierten Kapitalgüter der jeweiligen Stufe und die letzte Zahl (100) entspricht dem Geldwert der letztlich produzierten Konsumgüter.
Die Darstellung gibt jedoch mehr her, als nur den Geldwert der produzierten Kapitalgüter beziehungsweise der produzierten Konsumgüter anzugeben. Betrachtet man wieder die Kapitalgüter fünfter Ordnung (um den Ausdruck Mengers zu verwenden), erkennt man das ein Pfeil nach oben zu einem Kästchen mit einer 18 verläuft. Diese 18 sowie die Zahlen daneben (16, 14, 12, 10) stehen für den Geldwert der originären Produktionsmittel (Arbeit und Natur), die für diese Stufe in Anspruch genommen wurden. Für die Kapitalgüter fünfter Ordnung wurden also originäre Produktionsmittel im Wert von 18 Geldeinheiten in Anspruch genommen, um damit Kapitalgüter im Wert von 20 Geldeinheiten zu produzieren. Zusätzlich geht von der 20 ein Pfeil nach rechts zu einer zwei. Diese zwei zeigt den absoluten Gewinn dieser Produktionsstufe an. Die Produzenten der fünften Stufe haben 18 Geldeinheiten für originäre Produktionsmittel ausgegeben und ein Kapitalgut für 20 Geldeinheiten hergestellt. Dies entspricht einem Gewinn von zwei Geldeinheiten beziehungsweise einer Rendite von 11 % (= 20/18 – 1). Im zweiten Jahr, beziehungsweise der vierten Produktionsstufe, lässt sich erkennen, dass Kapitalgüter im Wert von 40 Geldeinheiten produziert wurden. Die Produzenten auf dieser Stufe mussten zuerst die Kapitalgüter der vorherigen Stufe kaufen, um sie weiterzuverarbeiten. Zusätzlich müssen sie originäre Produktionsfaktoren im Wert von 16 Geldeinheiten kaufen, um die gekauften Kapitalgüter zu verbessern und ihre Kapitalgüter im Wert von 40 Geldeinheiten damit herzustellen. Die Produzenten gaben also 20 Geldeinheiten für die Kapitalgüter der Vorstufe aus und 16 Geldeinheiten für die originären Produktionsfaktoren. Bei der Produktion von Kapitalgütern im Wert von 40 Geldeinheiten macht dies einen Gewinn von vier. Dieser entspricht wieder einer Rendite von 11 % (= 40/36 – 1).
Auf der Konsumgüterstufe (der Stufe mit den Gütern erster Ordnung oder dem fünften Jahr) ist das Vorgehen das gleiche wie zuvor. Zuerst werden die Kapitalgüter der zweiten Stufe für 80 Geldeinheiten gekauft und mit originären Produktionsfaktoren im Wert von 10 Geldeinheiten bearbeitet. Das Ergebnis sind Konsumgüter im Wert von 100 Geldeinheiten, was einem Gewinn von zehn Geldeinheiten und somit einer Rendite von 11 % entspricht (= 100/90 – 1).
Wie kann es aber sein, dass auf jeder Stufe ein scheinbarer Gewinne erzielt wird, wenn wir uns im Gleichgewichtszustand ohne Gewinne befinden? In einem vorherigen Artikel wurde bereits erwähnt, wie die Preisbildung der komplementären Produktionsmitteln erfolgt: Sie entspricht (im Gleichgewicht) dem Wert des produzierten Gutes, diskontiert (also abgezinst) mit dem Urzins. Anhand eines Geldbeispiels lässt sich das einfacher erklären. Wenn heute 100 Geldeinheiten zu einem jährlichen Zinssatz von 11 % angelegt werden, dann entspricht das einem Wert von 111 Geldeinheiten in einem Jahr. Der heute niedrigere Wert von 100 entspricht morgen einem höheren Wert von 111. Genauso verhält es sich auch bei den komplementären Produktionsmitteln: Wenn man sich auf der vierten Produktionsstufe befindet und die komplementären Produktionsgüter im Wert von 36 Geldeinheiten heute besitzt,5 dann muss der Wert der in einem Jahr produzierten Kapitalgüter, bei einem Zinssatz von 11 %, um 11 % höher sein als der Wert der komplementären Produktionsgüter. Die produzierten Kapitalgüter müssen also einen Wert von 40 Geldeinheiten aufweisen, wenn die komplementären Produktionsgüter 36 Geldeinheiten gekostet haben. Oder anders betrachtet: Es darf keinen Unterschied machen, ob ich mein Geld bei einer Bank anlege oder ob ich mein Geld in die Güterproduktion stecke. Wenn ich mit einer Geldanlage aus 36 Geldeinheiten 40 Geldeinheiten machen kann, dann muss ich auch aus einem Kauf von Gütern im Wert von 36 Geldeinheiten Güter produzieren können, die ich für 40 Geldeinheiten verkaufen kann. Ansonsten würde ich mein Geld lieber anlegen, als zu produzieren. Das ist auch der Grund, aus dem die Renditen auf jeder Stufe gleich sein müssen: Wäre die Rendite in einer Stufe höher als in einer anderen, würde ich ich mein Geld in der Produktionsstufe mit der höheren Rendite anlegen. Das führt dazu, dass die Rendite sich in jeder Stufe angleicht und im Gleichgewicht dem Urzins entspricht.
In der Realität begegnen uns zahlreiche Zinssätze. Dieser Umstand sollte jedoch nicht dazu verleiten, die bisherigen Überlegungen als für die Realität unbrauchbar abzutun. Wir befinden uns in diesem Modell in einer Gleichgewichtssituation. Das heißt, dass es hier unter anderem keine Risiken gibt, die in der Realität den Zins maßgeblich beeinflussen. Bei gleichen Risiken sind die Zinsen auch in der Realität sehr ähnlich.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass die Unternehmen keinen tatsächlichen Gewinn aufweisen, sondern lediglich den Zeitwert in Form des Urzinses als Rendite einstreichen. Diese Rendite lässt sich also direkt auf die Preisbildung der komplementären Produktionsmittel durch die entsprechenden Konsumgüter erklären. Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass die Renditen auf jeder der Produktionsstufen gleich sein müssen!
Zwei Möglichkeiten dieses Gleichgewicht zu stören und unterschiedliche Renditen auf den verschiedenen Güterstufen hervorzurufen sind Ersparnisanstiege und Geldmengenausweitungen. Diese beiden Phänomene werden in den nächsten Artikeln analysiert.
Quellen:
Friedrich August von Hayek: Preise und Produktion. Julius Springer Verlag, Wien, 1931.
Jesús Huerta de Soto: Money, Bank Credit, And Economic Cycles. Third Edition. Ludwig von Mises Institute, Auburn, Alabama, 2012
Grafik aus Jesús Huerta de Soto: Money, Bank Credit, And Economic Cycles. Third Edition. S. 293. Ludwig von Mises Institute, Auburn, Alabama, 2012,
10. Teil: Warum macht ein sinkender Zins Produktionsumwege attraktiv?
Bevor die Auswirkungen eines Ersparnisanstieges und der Geldmengenausweitung vorgestellt werden, soll noch ein wichtiger Effekt näher betrachtet werden. Dabei handelt es sich um die Auswirkungen einer Zinssatzsenkung auf die Attraktivität von Produktionsumwegen.
Bei einem Produktionsumweg wird in ein Kapitalgut investiert und die Erträge mit diesem Kapitalgut müssen insgesamt höher sein, als ohne diesen Produktionsumweg. Da Zukunftsgüter jedoch weniger Wert sind als Gegenwartsgüter, soll eine Beispielrechnung zeigen, wie die Vorteilhaftigkeit eines Produktionsumweges berechnet wird.
Legt man einen Geldbetrag von 100 € zu einem jährlichen Zinssatz von 10 % an, ergibt sich daraus für das nächste Jahr ein Geldbetrag von 110 €. Für das zweite Jahr ein Geldbetrag von 121 €. Die Formel für die Berechnung zum zweiten Jahr lautet 100 x ( 1 + 0,1 )². Dabei entspricht die 2 der Jahreszahl und 100 dem angelegten Geldbetrag. 0,1 ist der Zinssatz, der immer mit einer 1 addiert wird. Will man das Ganze umkehren und ausrechnen wie viel Geld 121 € in zwei Jahren heute wert sind, dann lautet die Formel 121 / (1+0,1)². Den Wert eines heutigen Geldbetrags für die Zukunft zu berechnen (also die erste Rechnung) nennt man aufzinsen und einen Zukunftswert als Gegenwartswert auszudrücken, nennt sich diskontieren.
Solch eine Rechnung wird auch angestellt, wenn man errechnen möchte, ob ein Produktionsumweg rentabel ist. Ein kleines Beispiel soll das verdeutlichen:
Eine Firma kann entscheiden, ob sie in ein Kapitalgut investiert oder nicht. Würde sie nicht investieren, würde sie über acht Jahre einen jährlichen Gewinn von 10 Mio. € machen. Der Zinssatz entspricht 20 %. Um den Gegenwartswert dieses Zukunftsstromes zu berechnen rechnet die Firma folgendes:
10 + (10 / 1,2 ) + (10 / 1,22) + (10 / 1,23) + (10 / 1,24) + (10 / 1,25) + (10 / 1,26) + (10 / 1,27) + (10 / 1,28) = 48,37 €
Ein Produktionsumweg würde im ersten Jahr 10 € kosten, dann zwei Jahre lang keine Erträge abwerfen, im vierten Jahr 50 €, im fünften Jahr 30 € und vom dritten bis zum achten Jahr 20 € einbringen. Der Gegenwartswert des Produktionsumweges wäre:
-10 + 0 + 0 + (50 / 1.24) + (30 / 1.25) + (20 / 1,26) + (20 / 1,27) + (20 / 1,28) = 43,1 €
Eine Investition würde sich also nicht lohnen, da der Gegenwartswert ohne Investition höher ist. Sinkt jedoch der Zinssatz auf 10 %, dann ergeben sich für die beiden Varianten andere Werte. Ohne Investition ergibt sich folgender Gegenwartswert:
10 + ( 10 / 1,1 ) + ( 10 / 1,12 ) + (10 / 1,13) + (10 / 1,14) + (10 / 1,15) + (10 / 1,16) + (10 / 1,17) + (10 / 1,18 ) = 63,34 €
Mit dem Produktionsumweg ergibt sich folgendes:
-10 + 0 + 0 + (50 / 1.14) + (30 / 1.15) + (20 / 1,16) + (20 / 1,17) + (20 / 1,18) = 73,66 €
Es gab also eine Umkehrung der Vorteilhaftigkeit. Bei niedrigem Zins ist die Investition in das Kapitalgut vorteilhaft. Dieses Beispiel lässt sich generell auf alle Investitionen anwenden. Sinkt also der Zins, werden mehr Investitionen getätigt, da diese gewinnbringender erscheinen. Der Grund für den größeren Gewinn liegt darin begründet, dass die zukünftigen Erträge weniger stark diskontiert werden, also wertvoller sind. Die Nachfrage nach Kapitalgütern wird zunehmen und durch die erhöhte Nachfrage werden mehr Kapitalgüter produziert werden.
11. Teil: Ersparnisanstieg und Produktionsstruktur
Wenn die Zeitpräferenz der Wirtschaftssubjekte sinkt, dann werden diese vom Konsum Abstand nehmen und Geld sparen, was zu einem erhöhten Angebot am Kreditmarkt führen wird. Durch die gesunkene Zeitpräferenz sinkt also der Zinssatz. Der niedrige Zinssatz wird die Kreditnachfrage erhöhen. Dabei ist nicht davon auszugehen, dass vermehrt Kredite nachgefragt werden, die für Konsumzwecke genutzt werden. Die gesunkene Zeitpräferenz zeigte bereits an, dass die Individuen weniger konsumieren wollen. Die neuen Kredite werden also hauptsächlich für Kapitalgüter (Produktionsumwege) genutzt werden.
Insgesamt werden im Folgenden drei Schritte zu einer kapitalistischeren Produktionsstruktur führen,was nichts anderes bedeutet, als dass mehr Produktionsumwege eingeschlagen werden.
Zuerst werden sich die Renditen in den einzelnen Produktionsstufen ändern, da die zurückgegangene Konsumgüternachfrage für niedrige Renditen oder sogar Verluste in den konsumnahen Produktionsstufen sorgt. Weil die Renditen in den höheren (konsumferneren) Produktionsstufen jetzt höher sind, werden die Unternehmer in diese Bereiche investieren und nicht mehr in die konsumnahen Produktionsstufen. Die Nachfrage nach Kapitalgütern und originären Produktionsfaktoren (Arbeit und Naturressourcen) verlagert sich dadurch in die höheren Produktionsstufen. Da die erhöhte Nachfrage in diesen Bereichen zunächst keinem erhöhten Angebot gegenübersteht, werden die originären Produktionsfaktoren im Preis steigen, was die Rendite in den höheren Produktionsstufen ebenfalls schmälert. Dies kann jedoch teils durch die Ersparnisse, welche aufgrund der niedrigeren Zeitpräferenz resultierten, ausgeglichen werden. Zudem werden in die konsumnahen Produktionsstufen originäre Produktionsfaktoren freigesetzt (es resultiert also unter anderem Arbeitslosigkeit), die dafür sorgt, dass das Angebot an originären Produktionsfaktoren steigt. Dem Nachfrageanstieg wird durch das höhere Angebot entgegengewirkt.
Durch die fehlenden Investitionen in den konsumnahen Produktionsstufen werden zwischenzeitlich weniger Konsumgüter produziert. Dies muss die Preise allerdings nicht erhöhen, da die Konsumbereitschaft durch die gesunkene Zeitpräferenz gesunken ist und Ersparnisse in Form von unverkauften Gütern (Subsistenzfonds) existieren.
Im nächsten Schritt werden die Preise für die Kapitalgüter steigen. Der Wert ihrer Erträge steigt durch die gesunkenen Zinsen an und dadurch werden die Kapitalgüter teurer. Dies wird dazu führen, dass mehr Unternehmer Kapitalgüterproduzenten werden, was in einer Verlängerung der Produktionsstruktur resultiert.
Der letzte Effekt, der zu einer kapitalintensiveren Produktionsstruktur führt, ist der Ricardoeffekt. Nach diesem Effekt werden Arbeiter mit Maschinen ersetzt, wenn Arbeiter relativ gesehen zu teuer werden. Da anfangs die Konsumgüterpreise wegen des Konsumverzichts gesunken sind und die Nominallöhne vermutlich gleich blieben, stiegen die Reallöhne an. Wenn die Unternehmer also aufgrund der gefallenen Preise das gleiche Gehalt zahlen, kommt das einer Gehaltserhöhung für die Arbeiter gleich. Da die Arbeiter also teurer sind, werden Unternehmer danach trachten sie mit Maschinen zu ersetzen. Diese Entwicklung wird die Produktionsstruktur ebenfalls verlängern.
Es resultiert eine Situation die mit der unten stehenden Abbildung 2 dargestellt werden kann. Diese Darstellung ist ebenfalls von Jesús Huerta de Soto erstellt worden und zeigt die bereits vorgestellte Produktionsstruktur beziehungsweise genauer gesagt ihre Veränderung nach einem Sparanstieg von 25 %. Dabei lässt sich erkennen, dass nur noch Konsumgüter im Wert von 75 Geldeinheiten konsumiert werden. Da die Produktionsumwege die Produktion allerdings ergiebiger gemacht haben, ist die Gesamtmenge der produzierten Konsumgüter eine höhere. Die Konsumgüterpreise haben sich also verändert. Die Produktionsumwege selbst lassen sich daran erkennen, dass es zwei neue Produktionsstufen gibt. Außerdem ist die Rendite auf jeder Produktionsstufe, beziehungsweise der Urzins, auf 1,70 % gesunken.
Abbildung 2: Die Produktionsstruktur nach einem Ersparnisanstieg nach Jesús Huerta de Soto
Die hier beschriebenen Ereignisse sind zum Verständnis der Konjunkturtheorie ausgesprochen wichtig. Wenn ein Geldmengenanstieg einen Konjunkturzyklus auslöst, werden die Unternehmer getäuscht, da es für sie so scheint, als könnten sie neue Investitionen tätigen. Im nächsten Artikel wird dies genauer beschrieben.
Quellen:
Friedrich August von Hayek: Preise und Produktion. Julius Springer Verlag, Wien, 1931.
Jesús Huerta de Soto: Money, Bank Credit, And Economic Cycles. Third Edition. Ludwig von Mises Institute, Auburn, Alabama, 2012.
Grafik aus Jesús Huerta de Soto: Money, Bank Credit, And Economic Cycles. Third Edition. S. 334. Ludwig von Mises Institute, Auburn, Alabama, 2012.
12. Teil: Die Österreichische Konjunkturtheorie
Eine der wohl interessantesten Erkenntnisse der Österreichischen Schule ist ihre Konjunkturtheorie. Die Konjunkturtheorie wurde zuerst von Ludwig von Mises entwickelt und von Friedrich August von Hayek ausgearbeitet. Wie im Falle des Ersparnisanstieges wird sich dieser Artikel an Jesús Huerta de Sotos Analyse orientieren, der mit seinem Werk „Geld, Bankkredit und Konjunkturzyklen“ nicht nur eine sehr ausführliche Beschreibung des Konjunkturzyklus geliefert hat, sondern auch eine sehr gut verständliche.
Der Beginn des Konjunkturzyklus ähnelt der Situation eines Ersparnisanstieges sehr, da am Beginn eine Zinssenkung steht. Jedoch liegt hier bereits der Unterschied: Der Konjunkturzyklus wird ausgelöst, wenn der Bruttozins durch eine Geldmengenausweitung und die entsprechenden Auswirkungen auf die Preisprämie im Bruttozinssatz unter den Urzins fällt. Bruttozins und Urzins sinken also nicht gleichmäßig ab, wie es bei einem freiwilligen Ersparnisanstieg passieren würde, der aus einer gesunkenen Zeitpräferenz resultieren würde. In der Konjunkturtheorie geht es nun im Prinzip darum, wie der Bruttozins sich wieder nach oben dem Urzins angleicht.
Durch den gesunkenen Bruttozins werden zuerst Produktionsumwege, sprich Investitionen in Kapitalgüter, attraktiv, da ihre Erträge weniger stark diskontiert werden. Die zukünftigen Güter der Produktionsumwege werden also wertvoller. Es wird mehr investiert und der Aufschwung beginnt.
Der erste Unterschied zum freiwilligen Ersparnisanstieg besteht in der Situation mit dem künstlich niedrigen Bruttozinssatz darin, dass die Preise für die originären Produktionsmittel stärker steigen werden. Diese Preise steigen, weil die Unternehmer der höheren Produktionsstufen vermehrt originäre Produktionsfaktoren nachfragen. Bei dem freiwilligen Konsumverzicht wurden in den konsumnahen Produktionsstufen originäre Produktionsfaktoren freigesetzt („arbeitslos“), da weniger Konsumgüter verkauft wurden. Dieser Konsumverzicht findet hier allerdings nicht statt, wodurch keine originären Produktionsfaktoren freigesetzt werden und der Nachfrageanstieg nicht durch ein Angebotsanstieg kompensiert wird. Die Unternehmer werden hier erstmals die erwarteten Kosten ihrer Investitionsprojekte nach oben korrigieren. Die steigenden Löhne werden trotz allem noch als Symbol des Aufschwungs gewertet werden, auch wenn die Gewinnaussichten der Unternehmen bereits schlechter geworden sind.
Durch den ausbleibenden Konsumverzicht werden bei einem Geldmengenanstieg die Konsumgüterpreise stärker steigen als bei einem freiwilligen Ersparnisanstieg.
Der Cantillon-Effekt sorgt dafür, dass die Unternehmer als Erstempfänger des neuen Geldes mehr Geld in Kapitalgüter und originäre Produktionsfaktoren investieren. Die Produzenten beziehungsweise Besitzer derselbigen sorgen für eine höhere Nachfrage bei den Konsumgütern, was die Konsumgüterpreise hochtreibt.
Auch der Optimismus der Unternehmer der höheren Produktionsstufen kann diese verleiten, mehr Geld für den Konsum auszugeben. Da diese die Inflation noch nicht mit einkalkulieren, denken sie mehr Gewinn zu erwirtschaften, als es der Realität entspricht.
Die Konsumgüterpreise steigen allerdings auch, weil die originären Produktionsfaktoren aus den konsumnahen Produktionsstufen abgezogen wurden, was die Konsumgüterbereitstellung vermindert. Da es keinen Ersparnisanstieg gab, kann diese verminderte Bereitstellung auch nicht durch Güter aus dem Subsistenzfonds kompensiert werden, da dieser nicht angelegt wurde.
Zusätzlich zu der höheren Konsumgüternachfrage gesellt sich also auch ein niedrigeres Konsumgüterangebot.
Durch diesen Konsumgüterpreisanstieg, der schneller geschehen wird als der Anstieg der Preise für die originären Produktionsfaktoren, werden relativ gesehen die Renditen in den konsumnahen Produktionsstufen wieder steigen. Die Renditen in den konsumfernen Produktionsstufen haben sich bisher durch die höheren Kosten wieder nach unten korrigiert und wurden eventuell bereits zu Verlusten. Die Rezession ist mittlerweile fühlbar.
Durch die Konsumgüterpreissteigerungen setzt ein umgekehrter Ricardoeffekt ein. Wenn bei leicht gestiegenem Nominallohn die Konsumgüterpreise stärker steigen, kommt das einer Reallohnsenkung gleich. Es wird für Unternehmer also günstiger Arbeitskräfte einzustellen, als Maschinen deren Arbeit machen zu lassen. Dies wird den höheren Produktionsstufen für Nachfrageausfälle sorgen und den konsumnahen Produktionsstufen abermals lukrativer machen.
Des Weiteren werden die Bruttozinsen wieder ansteigen. Der Inflation wird mit einer höheren Preisprämie im Bruttozins Rechnung getragen. Außerdem werden die Unternehmer ihre Produktionsumwege beenden wollen, da sie bereits viel Geld investiert haben. Daher werden sie höhere Kreditzinsen in Kauf nehmen, wenn sie denken, durch die Kredite ihre Investitionsprojekte fertigstellen zu können.
Letztendlich werden die Unternehmer in den höheren Produktionsstufen im Gegensatz zu den konsumnahen Unternehmern große Verluste einfahren. Die Produktionsstruktur wird sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Die Renditen in den Produktionsstufen werden sich also wieder angleichen. Die Fehlinvestitionen in den höheren Produktionsstufen wurden zu diesem Zeitpunkt als solche erkannt und bereinigt. Dabei können Kapitalgüter eventuell für die neue Produktionsstruktur verwendet werden. Einige Kapitalgüter wurden jedoch extra für die kapitalistischere Produktionsstruktur angefertigt und können nur zu hohen Kosten oder gar nicht angepasst werden. Die neue Situation ist also eine güterärmere als vor der Zinsabsenkung, da Ressourcen fehlinvestiert und verschwendet wurden. Auch der Bruttozins wird ein höherer sein als zuvor, da die Unternehmer immer noch stärker um Kredite konkurrieren, die Inflation eine höhere Preisprämie verursacht und die gesamte wirtschaftliche Situation unsicherer geworden ist, was die Risikokomponente im Zins steigen lässt.
Die Geldmengenausweitung löste also einen Aufschwung und eine anschließende Rezession aus. Dadurch, dass heutzutage permanent versucht wird mit Hilfe von Geldmengenausweitung Aufschwünge zu generieren, ist außerdem leicht zu erkennen, warum der Konjunkturzyklus immer wieder von neuem beginnt. Mit jeder Geldmengenausweitung wird der Grundstein für den Konjunkturzyklus gelegt und mit jeder Geldmengenausweitung in der Krise wird die Anpassung der Produktionsstruktur an die wahren Präferenzen der Individuen verhindert. Um die Konjunkturzyklen zu stoppen, muss also die massive Geldmengenausweitung der heutigen Tage gestoppt werden.
Quellen:
Friedrich August von Hayek: Preise und Produktion. Julius Springer Verlag, Wien, 1931.
Jesús Huerta de Soto: Geld, Bankkredit und Konjunkturzyklen. Lucius & Lucius, Stuttgart, 2011.
Ludwig H. E. von Mises: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel. 2. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin, 1924.
Ludwig H. E. von Mises: Geldwertstabilisierung und Konjunkturpolitik. Gustav Fischer Verlag, Jena, 1928.
1Ob in Mengers Beispiel tatsächlich keine Eigentumsrechte notwendig wären, ist fraglich. Wenn der Fluss niemandem gehörte und er somit verschmutzt werden könnte, wäre Trinkwasser sehr schnell wieder ein knappes Gut. Eigentumsrechte würden die Verschmutzung vermutlich verhindern. Wie diese ausgestaltet werden sollten, sei erstmal dahingestellt.
2Hier sei angemerkt, dass in der vorliegenden Artikelserie die Auswirkungen der Inflation und somit die Konjunkturtheorie nach Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek dargestellt werden. Roger Garrison, ein Österreichischer Ökonom späterer Generation, entwickelte die Konjunkturtheorie der beiden weiter und beschrieb, wie sich auch die Konsumgüterpreise im ersten Schritt erhöhen müssten. Nachzulesen ist dies in seinem Artikel „Overconsumption and Forced Saving in the Mises-Hayek Theory of the Business Cycle“.
3Wenn Geldbedarf und Geldvorrat gleich sind, dann spricht man von neutralem Geld. Dieser Zustand ist in der Realität wohl unmöglich herzustellen und würde dafür sorgen, dass die Individuen nur so konsumierten, wie sie es sich wünschten und es sich aufgrund ihrer Arbeitsleistungen erlauben könnten – ungestört von monetären Einflüssen.
4Die Balken können auch für die Gesamtproduktion aller Güter stehen. Allerdings hätten dann alle Güter die gleiche Anzahl an Produktionsstufen und der Abstraktionsgrad wäre ein höherer. Für das Verständnis ist diese Unterteilung allerdings nicht wichtig.
5Der Wert setzt sich folgendermaßen zusammen: Kapitalgüter im Wert von 20 Geldeinheiten aus der fünften Stufe und originäre Produktionsfaktoren im Wert von 16 Geldeinheiten, die die vierte Stufe zur Produktion benötigt.