Alle Wohlfahrt kommt vom Staat. Diese Illusion war nicht immer en vogue. Vor 50 Jahren benutzte der linke Liberale unter den Gründervätern der Sozialen Marktwirtschaft gerne das Motto: Wenn Du nach Hilfe suchst, dann findest Du sie am Ende Deines rechten Arms. Bereits vor 150 Jahren war auf diese Weise Nächstenhilfe professionell organisiert worden.
Genossenschaften und Volks- bzw. Raiffeinsenbanken entstanden – Erfolgsmodelle, die noch heute inspirieren, weil Not gelindert, Anstrengungen belohnt und Unabhängigkeit in einer Gemeinschaft gefördert wurde. Erfreulicherweise ist die März-Ausgabe des Rotary Magazins ihren Protagonisten Friedrich Wilhelm Raiffeisen (zum 200. Geburtstag) und Hermann Schulze-Delitzsch gewidmet.
Das Spektrum war bereits in den Anfangsjahren enorm: Der von Raiffeisen in Heddesdorf am Rhein gegründete „Wohlthätigkeitsverein“ vermittelte Kredite, betrieb Fürsorge für Strafentlassene, bemühte sich um verwahrloste Kinder und baute eine Volksbibliothek auf. Als Darlehenskassen-Verein 1864 nach einer Krise neugegründet, entstand eine Genossenschaft, deren Mitglieder das kommunale und soziale Leben aktiv gestalteten. Sparen, Bildung, Ehrenamt bildeten zusammen mit einer Größenbegrenzung zentrale Elemente der Organisation. Aufgrund des Erfolgs begann sich diese zu einer gesellschaftlichen Bewegung zu entwickeln. Heute würde man von der Wertschöpfungskette sprechen, die in Produktions- und Konsumgenossenschaften sowie bei der gemeinschaftlichen Organisation von Einkauf und Verkauf inkl. Preisbildung inkorporiert wurde.
Heute sind der Aufschwung regionaler Produkte und das Bemühen um eine natürlichere Herstellung von Lebensmitteln nur zwei Aspekte, die für die zeitlosen Prinzipien der bürgerlichen Selbsthilfe stehen. Mit genossenschaftlichen Wahlsprüchen: Einer für alle und alle für einen! und Einheit macht stark!