Berater-Bashing
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Ob Sie mit diesem Buch gut beraten sind, hängt von Ihrem Standpunkt und Ihren Erwartungen ab.

Thomas Deelmann, Berater und Dozent an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, seit 2017 als Professor für Verwaltungsmanagement und Organisation, bietet, was der Untertitel verspricht: Einen peppigen Bericht über die als übermäßig bewerteten Einnahmen von Beratern durch Projekte im Staatssektor und der Privatwirtschaft.

Das erste Kapitel steckt die Route für das Narrativ ab: Gewinnorientierung treffe auf Gemeinwohlorientierung. Dabei wird die staatliche Erzählung wiedergegeben, nach der Beamte unabhängig von Interessen (oder Zahlungen Dritter) handeln würden und sich das jahrzehntelang bewährt habe. Wer der Public Choice Theorie etwas abgewinnen kann, wird Zweifel haben, wer Einblicke in die Führungsebenen von Bürokratien hat, staatlich und privat, wird neben Unterschieden viele Gemeinsamkeiten erkennen.

„Ansätze einer Gelddruckmaschine“ sieht Thomas Deelmann in den stärker als der Bundeshaushalt und das BIP gestiegenen Beratungsausgaben. Die Graphik (S. 21) bedarf einer sorgfältigen Betrachtung, zumal sich von einem Jahr zum anderen (2020 – 2021) die Verhundertfachung des Startwertes mehr als halbiert.

Ich erwähne dieses Beispiel, weil es in meiner Wahrnehmung sprachlich und argumentativ die Argumentationsführung exemplarisch illustriert.

Im Kapitel „Berater statt Beamte“ wird die Übernahme staatlicher Tätigkeiten durch Berater kritisch betrachtet. Eine Berateraffäre macht einen erheblichen Teil aus und reiht kritikwürdige und fragwürdige Einwände an der Verwendung von Beratern hinter einander. Mit „Das jüngste Gewerbe“ wird ein Abschnitt des Kapitels „Scharlatanerie und Fehler“ untertitelt. Es enthält auch Informationen über die Entstehung der Beraterbranche.

Die anschließenden Kapitel beinhalten immer wieder abwertende Schilderungen über das Generieren von Projekten, eine als Mangel angesehene uneinheitliche und unregulierte Branche sowie die Notwendigkeit dauerhafter Beratungsleistungen im Staatssektor, die „rund 4 Milliarden Euro pro Jahr“ ausmachen, allerdings in kein Verhältnis gesetzt werden.

Thomas Deelmann sieht eine „tatsächliche Gefahr .. in einer Abhängigkeit von Consultants“, hält indes eine kategorische Ablehnung von Consulting nicht für besonders clever. Als Alternativen stellt er Inhouse-Beratungen, studentische Beratungen und „Smart-Consulting“ als „Do-it-yourself-Consulting“ vor. Der Titel des kurzen Abschlusskapitels spricht für sich: „Helden, Helfer oder Halunken?“ und ähnelt „Nieten in Nadelstreifen“.

Der Leser kann sich nach der Lektüre die Frage stellen, ob primär die Berater oder die Staatsbürokratie mit ihren Akteuren und Karriereanreizen das Problem sind und welche Kriterien für eine Analyse hilfreich wären. Über erfolgreiche Beratungsleistungen sollte man sich erkundigen. Wer eine nüchterne inhaltliche Übersicht über Grundlagen der Unternehmensberatung, Methoden und Werkzeuge sowie die Unternehmensberatung als solche sucht, der ist mit dem versierten Berater und Hochschullehrer Dirk Lippold und seinen Schriften gut beraten.

Thomas Deelmann: Die Berater Republik. Wie Consultants Milliarden an Staat und Unternehmen verdienen, FBV, München 2023, 254 S., 22,00 Euro.