Ludwig von Mises: Die Bürokratie, Academia Verlag (englische Erstauflage Yale University Press 1944), 2. Aufl. Sankt Augustin 2004, 128 S., 9,50 EUR. Kostenloser Download: http://docs.mises.de/Mises/Mises_Buerokratie.pdf
Bürokratieabbau ist ein wohlfeiles Versprechen. Zugleich sind soziale „Leistungen“ des Staates ein Pfeiler der deutschen und europäischen Gesellschaftsordnung. Dass Bürokratiewachstum und staatliche Umverteilung unauflösbar verbunden sind, ist eine zentrale Erkenntnis, die Ludwig von Mises in diesem konzisen Band entwickelt: „Keine Reform kann die bürokratischen Züge der Staatsbehörden aufheben.“ lautet sein Fazit. Tadeln, jammern, Kritik an mangelnder Leistungsfähigkeit des Staatsapparates sind folglich vollkommen verfehlt.
Mises schildert treffend wie kaum ein anderer die Funktionsweise der Bürokratie. Dort spielt das persönliche Verhältnis zum Vorgesetzten eine entscheidende Bedeutung, die mangels Wirtschaftsrechnung kaum messbare Leistung ist dem nachgeordnet. Der Beamtenstaat ist das Gegenmodell einer freien Gesellschaft und mit dieser unvereinbar. Darin liegt die heute so überaus bedeutsame Lehre dieses kleinen, unterschätzten Bandes. Der Sozialismus stellt heute keine Bedrohung mehr dar. Der bürokratische Sozialismus ist indes heute eine latente Bedrohung; er bildet das Gerüst des demokratischen Wohlfahrtsstaates.
Die Systematik und die tiefen Einblicke, die Mises auch aufgrund persönlicher Erfahrungen bietet, machen das Buch zu einem zeitlosen Klassiker, den man nicht nur einmal in seinem Leben gelesen haben sollte.