Was für ein Miesepeter! Dabei ist Ilija Trojanow ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller, der noch dazu im schönen Wien lebt. Warum eigentlich miesepetrig und ausgezeichnet? Seine „politische Stellungnahme“ trägt den Titel „Der überflüssige Mensch“ und ist vollkommen überflüssig.
„Schuster bleib bei Deinen Leisten!“ möchte ich dem Schriftsteller zurufen, doch der hat sich bereits als Koch probiert und ein Menü serviert, das eine zähe, fade Schuhsohle ist.
Sein Text setzt sich aus 16 kurzen Kapiteln zusammen, die Blogbeiträgen ähneln und nachweislich schlecht recherchiert sind. Sie enthalten nichts Neues, dafür viele Dummheiten. Immerhin, der Volksmund weiß: “Den Dummen gehört die halbe Welt.”
Vielleicht betören Sätze wie „Die meisten Menschen leben im Treibsand zwischen Erfolg und Überflüssigkeit.“ und landen deshalb auf dem Einband. Doch bedeutet das etwas substanziell anderes als, dass die meisten Menschen weder Superstars noch überflüssig sind? Die meisten Menschen leben ihr Leben, versuchen das Beste daraus zu machen und lassen sich nicht herunterziehen. Die meisten Leben gelingen – im Kleinen.
Die verschleiernde postsozialistische Phrasologie wärmt auf, was als wenig appetitlicher Rest von Sozialismus, Moralismus und larmoyanter Depression übrig geblieben ist. Dazu gehören immer wieder gerne:
- Klagen über drohende Überbevölkerung – obwohl die Erde locker noch ein paar Milliarden Menschen mehr beherbergen und ernähren könnte
- Reichenbashing – zu allererst ein Hinweis auf die Neid getriebene antikapitalistische Mentalität von öffentlichen Intellektuellen
- Maschinenphobie, Kommerzkritik und Angriffe auf das Eigentum gehören auch zum Repertoire.
Sie ahnen bereits, was als Ausweg propagiert wird und noch tiefer in die Sackgasse führt: Vergemeinschaftung, der gute alte Sozialismus – „Wir müssen uns wehren gegen das voranschreitende Kapern des Allgemeinbesitzes“ – nicht zuletzt des Individuums, das Teil des Wir werden muss. Hinzu kommen Forderungen nach Privilegien für eine Sonderinteressengruppe, nämlich die gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer, die ihre Kollegen ausbeuten und arbeitslos machen.
Wie kann es sein, dass ein Fall höherer Dummheit zum Bestseller wird?
Michael von Prollius
Ilija Trojanow: Der überflüssige Mensch, dtv, 90 S., 7,90 Euro.