Gewalt
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Latenter Bürgerkrieg

Latenter Bürgerkrieg Dirk Blasius: Weimars Ende. Bürgerkrieg und Politik 1930-1933, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, 188 S., 24,90 €. Als „latenten Bürgerkrieg“ deutet Dirk Blasius das Ende der Weimarer Republik (S. 7). Ein Ordnungsvakuum habe den Zustand einer bewaffneten Gewaltanwendung in Deutschland ermöglicht. Die Auflösung der staatlichen Ordnung und des Rechtsstaates sei mit der Auflösung der bürgerlichen Ordnung einhergegangen, die sich in der Perspektive des Bürgerkriegs zu einer Desorientierungskrise einer fraktionierten politischen Öffentlichkeit verbinde. Überdies …

Schwarzer Terror in Altona

Am Altonaer Blutsonntag kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen 18 Personen erschossen wurden. Am 17. Juni 1932 hatten zunächst Kommunisten auf Nationalsozialisten geschossen und anschließend die Polizei auf (vermeintliche) Schützen auf Dächern und auf Gewalttäter. Die blutige Episode war Teil eines Auflösungsprozesses der Weimarer Republik, die von Zeitgenossen als latenter Bürgerkrieg wahrgenommen wurde. Das Ausmaß und die Intensität der Gewalt des roten und braunen Terror, die den Staat in die Zange nahmen, hat Dirk …

Buch des Monats September 2016

Wer sich mit den Ursachen der aktuellen Terrorwelle befasst, stößt auf unterschiedliche Erklärungsmodelle. Einen tiefschürfenden, psychologischen Ansatz hat Arno Gruen bereits 2002 formuliert. Überarbeitet und unter dem Titel „Wider den Terrorismus“ liegt seit 2015 ein kleines, eindringliches Buch vor, das fehlende Empathie in den Mittelpunkt rückt. Das ist das Lebensthema des Psychologen und Psychoanalytikers. Wer das Eigene als etwas Schlechtes empfindet, zumeist weil er als Kind stets gehorchen musste, wer sogar Hass auf sich selbst …

Helmut Krebs und Michael von Prollius: Mythos Anarchokapitalismus

Mythos Anarchokapitalismus Anarchokapitalismus ist in. Die philosophische Melange aus Anarchismus und Kapitalismus kommt bei jungen Menschen gut an. Handelt es sich gar um eine konsequente Fortentwicklung der Freiheitsidee? Die vorliegende perspektivenreiche Untersuchung prüft zentrale Argumente und zeigt: Der Liberalismus besitzt einen wahren Kern. Anarchokapitalismus und Liberalismus sind zwei unvereinbare Weltanschauungen. Die Überwindung von Staat und Gesellschaft kann nicht zu mehr Freiheit führen. Vielmehr wären Räume der Gewalt und feudale Herrschaften eine unausweichliche Folge. Anarchokapitalistischer Anspruch …

Gewalt ist eine Frage der Gelegenheit

Gewalt ist eine Frage der Gelegenheit „Frieden und Sicherheit gibt es nur, weil Menschen töten können. Ein Leben ohne Macht ist nicht vorstellbar, weil es ein Leben ohne Gewalt nicht gibt.“ Mit diesen beiden Sätzen schließt Jörg Baberowski seine Untersuchung über das Wesen der Gewalt ab. Im Abschnitt über die Anthropologie der Gewalt stellte der Osteuropahistoriker der Berliner Humboldt Universität fest: „Menschen können immer töten, wenn sie wissen, dass straflos bleibt, was sie tun, und …

Annäherungen an das Phänomen Gewalt

Jörg Baberowski argumentierte gestern Abend im Literaturhaus in der Fasenstraße konsequent liberal und beeindruckend realistisch. Anlass war die Buchpremiere von “Räume der Gewalt“, seinem gerade erschienen Buch. Der Professor für Geschichte Osteuropas an der Berliner Humboldt Universität ist indes kein ausgewiesener Liberaler. Allerdings waren seine Sichtweise auf Macht und Ordnung bemerkens- und bedenkenswert: Gewalt diene als Mittel zur Herstellung von Macht. Gewalt sei produktiv, es entstehe eine neue Ordnung. Gewalt ist immer da, sie ist …