Skepsis
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Der Wert der Wissenschaft

– MvP-Blog – 07.12.23

Der Wert der Wissenschaft

Der herausragende Physiker Richard Feyman schrieb im Jahr 1955 einen kurzen Text über den Wert der Wissenschaft: The Value of Science, veröffentlicht in Engineering and Science im Dezember 1955 (Kopie hier, Text online hier).

Als größten Wert der Wissenschaft bezeichnete er: “freedom to doubt”.

Das kann mal als das Gegenteil von “Follow the science” verstehen. Und die der Aufklärung entspringende Formel “freedom to doubt” hat das Zeug, die angeschlagene Reputation der Wissenschaft wieder auszubessern.

Feyman führt mehrere weitere bedenkenswerte Werte von Wissenschaft an: Wissenschaft würde etwas produzieren, aber könne nicht die vertrackten sozialen Probleme lösen, die schwieriger als (natur-)wissenschaftliche seien. Wissenschaft schaffe intellektuelle Freude – ein Wert, den ich persönlich sehr hoch halten möchte. Wissenschaft besitze eine fast spirituelle Dimension, gerade weil Wissenschaft selbst kaum etwas Praktisches konstruiere, kaum eine Anleitung gebe. Wissenschaft gleiche außerdem einem inkrementalen Verbesserungsprozess. Schließlich betont Feyman den Wert des Zweifels, die Haltung, nicht sei absolut sicher.

Diese Freiheit zu Zweifeln habe sich die Menschheit in einem langen Kampf gegen Autoritären erstritten.

Es ist bemerkenswert wie sich die Dinge ähneln. In der Marktwirtschaft muss man die Menschen machen lassen und die unsichtbare Hand koordiniert. Feyman fordert für die Wissenschaft, den Menschen freie Hand zu lassen.

Der Text endet mit einem Mut machenden Plädoyer, einem Aufruf an alle Wissenschaftler:

“Our responsibility as scientists, recognizing the great progress that has resulted from a satisfactory philosophy of ignorance, the great progress that is the fruit of freedom of thought, is to proclaim the value of that freedom; to teach that doubt is not a reason for fear, but for joy and discussion; and claim this freedom, as our duty to all future generations.”

Wer sitzt wirklich in Echokammern und Filterblasen?

Ich bin skeptisch. Von Echokammern ist die Rede, wenn man sich in sozialen Netzen nur unter Gleichgesinnten bewegt und so die eigenen Positionen verstärkt. Vor einseitiger und selbstbestätigender Informationsselektion wird gewarnt. Es sollt bereits Apps, die anzeigen, dass man sich zu einseitig informiert. Ich bin skeptisch. Von Filterblasen ist die Rede, wenn Webseiten aufgrund von Algorithmen Besuchern nur Informationen anzeigen, die sie finden möchten. Ohnehin ist umstritten, ob die einseitige Vorauswahl tatsächlich existiert und ob …