Ich bin skeptisch. Von Echokammern ist die Rede, wenn man sich in sozialen Netzen nur unter Gleichgesinnten bewegt und so die eigenen Positionen verstärkt. Vor einseitiger und selbstbestätigender Informationsselektion wird gewarnt. Es sollt bereits Apps, die anzeigen, dass man sich zu einseitig informiert.
Ich bin skeptisch. Von Filterblasen ist die Rede, wenn Webseiten aufgrund von Algorithmen Besuchern nur Informationen anzeigen, die sie finden möchten. Ohnehin ist umstritten, ob die einseitige Vorauswahl tatsächlich existiert und ob die Selektion nachteilig wäre.
Ich bin nicht nur skeptisch, weil es Stammtische gab, die sich jetzt in den virtuellen Raum ausgebreitet haben. Ich bin nicht nur skeptisch, weil Menschen sich von jeher ihresgleichen zusammengeschlossen haben und in politischen Belangen sich mit gleichen organisiert haben, ob in Parteien, Gewerkschaften und Verbänden. Dazu gehören auch bestimmte politisch ausgerichtet Medien, darunter Zeitungen. Vor Parteien als Echokammern und Filterblasen wird viel zu wenig gewarnt.
Vielmehr kann ich Echokammern und Filterblasen auch etwas abgewinnen. Das Echo bleibt nämlich nicht in der Kammer, weil man in sozialen Medien regelmäßig die Kammertür öffnen kann und weil die Filterblasen durchlässig sind.
Ich finde es im übrigen völlig normal, dass man sich mit Gleichgesinnten umgibt. Das heißt ja nicht, sich von anderen Ansichten vollkommen abzuschotten. Vorurteile sind kein modernes Phänomen. Vielmehr habe ich irgendwann man eine Ansichten gefestigt, zuvor viele Gegenstimmen zur Kenntnis genommen, die mich aber nicht überzeugen, und muss mir nicht ständig ein vermeintlich ausgewogenes Informationsbild mit gleichberechtigten unterschiedlichen Stimmen anhören. Zum Beispiel nicht beim vermeintlich menschengemachten Klimawandel. Zum Beispiel nicht beim wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Interventionismus.
Meine Vermutung: Der Vorwurf existierender Echokammern und Filterblasen hat nicht zuletzt etwas mit dem Niedergang von Establishments zu tun. Niedergang etablierter Medien und Niedergang einer öffentlichen Meinung gehen Hand in Hand. Und die Gegner der dominierenden linken Ideologie, nach der Gleichheit und Demokratisierung aller Lebensbereiche erstrebenswert seien, sollen in Echokammern und Filterblasen gesteckt werden. Tatsächlich gilt der Ausspruch: „Haltet den Dieb!“ rief der Dieb.