Nicolas von Oresme: De mutatione monetarum. Traktat über Geldabwertungen, (Text aus dem 14. Jahrhundert) Kulturverlag Kadmos, Berlin 1999, 119 S. (Latein-Deutsch).
Bereits vor rund 700 Jahren wurde das, was heute mit unserem Geld passiert, als Fehler und als unrechtmäßige Aneignung des Eigentums der Bevölkerung durch die Obrigkeit angesehen. Der Universalgelehrte Nicholas von Oresme verfasste im 14. Jahrhundert den ersten Text, der sich allein mit Geld befasste: De mutatione monetarum. Anlass war die überbordende Falschmünzerei durch die Obrigkeit. Das 14. Jahrhundert ist als Jahrhundert der Falschmünzerei in die Geschichte eingegangen.
In 23 Kapiteln entwickelt Nicholas von Oresme sein Traktat über Geld, das für ihn als Tauschmittel dient, aus Gold oder Silber, bei mangelnder Menge auch aus anderen Metallen oder Metallbeimischungen bestehen kann. Das Geld gehört trotz Herstellung durch den Herrscher den Menschen: „Das Geld gehört der Gemeinschaft und einzelnen Personen.“ (17) Eine Manipulation des Geldwertes und das Aneignen des Gewinns durch den Staat sind ungerecht. (43) Und insbesondere darf eine Veränderung des Geldwertes auf keinen Fall im Geheimen stattfinden. (39) Grundsätzlich müssen Abwertungen „um jeden Preis vermieden und umgangen werden.“ (73) Mit zahlreichen Bezügen auf Aristoteles und der zeitgemäßen mittelalterlich-religiösen Argumentation ist es dennoch bemerkenswert aktuell.
Diese und viele weitere Anregungen zum Nachdenken enthält das nur knapp 40 Seiten umfassende Traktat. Es ist in lateinischer Sprache und deutscher Übersetzung in dem ansehnlichen Band erstmals 1999 für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden und enthält (leider) noch ein schräges, längeres Nachwort – stattdessen wäre eine gründliche Quellen- und Personenerläuterung hilfreicher gewesen. (mvp)