Der Peruaner Alvaro Vargas Llosa gilt als einer der führenden Freiheitsdenker und Aufklärer Südamerikas. Noch hat allerdings Che Guevara einen Popularitätsvorsprung. „Che“ prankt auf T-Shirts, Taschen und Fahnen. Kinofilme strickten an seinem Mythos mit – der Sozialrevolutionär, der Arzt, der Bohemian, der gern reiste und Cuba vom Kapitalismus befreite. Es wird Zeit, die Popikone vom Sockel zu stoßen und Konsumenten wie Revolutionsromantikern darüber aufzuklären, mit wem sie eigentlich herumlaufen oder hinterherlaufen:
Einem Mörder, der mehrere Morde selbst dokumentiert hat.
Einem Lagerkommandanten, der für die Exekution mehrerer hundert Menschen im Gefängnis La Cabana die Verantwortung trägt.
Einem Nationalisten eines versklavenden Staates, der die Sowjetunion für zu nachgiebig und kapitalistisch hielt.
Schließlich einem Wirtschaftsführer, der als Chef der Notenbank, als Industrieminister und als Führer der Agrarreformen bar jeder ökonomischer Vernunft die kubanische Wirtschaft vor die Wand fuhr.
„The period in which Guevara was in charge of most of the Cuban economy saw the near-collapse of sugar production, the failure of industrialization, and the introduction of rationing – all this in what had been one of Latin America’s four most economically successful countries since before the Batista dictatorship.“ (S. 19).
Alvaro Vargas Llosa räumt in seinem 80 seitigen Büchlein, das 2006 vom Independent Institute veröffentlicht wurde erst mit dem Mythos von Che Guevara auf, wirft dann einen Blick auf die verschollene Freiheitsgeschichte Lateinamerikas und weist schließlich auf die individualistische Tradition des Kulturraums hin. Wenn Lateinamerika sein Institutionenproblem löst besteht die Chance, dass der Peruaner zur neuen Popikone wird. Besser als der dann ins Gruselkabinett verbannte Massenmörder sieht er allemal aus.