Disruptive Technologien (1995)
Disruptive Technologien (1995)

Disruptive Technologien (1995)

Disruptive Technologies: Catching the Wave von Clayton M. Christensen und Joseph Bower (1995)

In ihrem wegweisenden Aufsatz „Disruptive Technologies: Catching the Wave“ erläutern Clayton M. Christensen und Joseph Bower die Dynamik, durch die disruptive Technologien etablierte Unternehmen bedrohen und oft verdrängen können. Der Artikel, veröffentlicht in der Harvard Business Review im Januar-Februar 1995, dient als prägnante Einführung in das Konzept, das Christensen später in seinem Buch „The Innovator’s Dilemma“ vertieft.

Disruptive vs. Sustaining Technologien

Definitionen und Unterschiede:

  • Erhaltende (Sustaining) Technologien verbessern kontinuierlich die Leistung etablierter Produkte und Dienstleistungen in einer Weise, die den Bedürfnissen der aktuellen Kunden entspricht. Diese Technologien fördern die fortlaufende Marktdominanz und werden von bestehenden Unternehmen oft bevorzugt.
  • Disruptive Technologien hingegen bieten anfangs eine geringere Leistung in den traditionellen Leistungskennzahlen, dafür aber andere Vorteile wie niedrigere Kosten oder einfachere Bedienbarkeit. Sie sprechen zunächst Nischenmärkte oder neue Kundenkreise an, die von bestehenden Produkten nicht optimal bedient werden.

Das Dilemma der etablierten Unternehmen

Christensen und Bower argumentieren, dass erfolgreiche Unternehmen oft daran scheitern, disruptive Technologien zu erkennen oder zu fördern, weil ihre Geschäftsmodelle und Kundenbedürfnisse auf erhaltende Innovationen ausgerichtet sind. Diese Unternehmen tendieren dazu, disruptive Technologien zu ignorieren oder abzulehnen, weil diese nicht die sofortigen Anforderungen ihrer Hauptkunden erfüllen und weniger profitabel erscheinen.

Strategische Empfehlungen

Der Aufsatz schlägt vor, dass Unternehmen eine duale Innovationsstrategie verfolgen sollten:

  1. Fokussierung auf Kernmärkte mit erhaltenden Technologien: Weiterhin die bestehenden Märkte und Kunden mit verbesserten Produkten bedienen.
  2. Separate Einheiten für disruptive Innovationen: Schaffung unabhängiger organisatorischer Einheiten oder „Disruptive Units“, die sich auf die Entwicklung und Markteinführung disruptiver Technologien konzentrieren können, ohne von den bestehenden Unternehmensstrukturen und -strategien behindert zu werden.

Anwendungsbeispiel

Ein klassisches Beispiel ist die Entwicklung der Festplattentechnologie. Anfangs boten kleinere Festplatten weniger Speicherkapazität als ihre größeren Vorgänger, aber sie ermöglichten neue Anwendungen in Notebooks und anderen Geräten, die weniger Platz und Energie benötigten. Während die etablierten Unternehmen in größere Festplatten investierten, eroberten neue Marktteilnehmer den aufstrebenden Markt für kleinere Festplatten.

Fazit

Christensen und Bower betonen, dass das erfolgreiche Management von disruptiven Technologien erfordert, dass Unternehmen flexibel und bereit sind, in neue, potenziell transformative Technologien zu investieren, auch wenn diese zunächst weniger rentabel erscheinen. Der Aufsatz bleibt eine Schlüsselressource für das Verständnis, wie Unternehmen sich in einem sich rasch verändernden technologischen Umfeld behaupten können.

Literaturangabe

Clayton M. Christensen und Joseph L. Bower (1995): Disruptive Technologies: Catching the Wave, in: Harvard Business Review, 73 (1), 43-53.