Es gibt sie noch – Männer mit einer strategischen Perspektive. Zwei von Ihnen sprachen bzw. schrieben Klartext.
Der eine ist der letzte deutsche Ökonom: Hans-Werner Sinn. In einer Podiumsdiskussion kritisierte er die “unglaubliche Macht-Usurpation” der EZB. Diese betreibe schon lange keine Geldpolitik mehr, sondern betreibe eine Rettungspolitik für überschuldete Staaten, Banken und Unternehmen. Angesichts der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit der südeuropäischen Länder werde die Euro-Zone entweder zerbrechen oder, im Fall eines Scheiterns der durch die ökonomische Malaise aufkeimenden Populisten, in einem italienischen Modell enden. Das heißt Dauerstagnation, Dauertransfers, zementierte Spaltung in entwickelte und unterentwickelte Regionen.
Der Historiker Gregor Schöllgen analysierte weitsichtig den Zustand von EU und NATO (FAZ: Der Westen ist Geschichte). Es handele sich um anachronistische Organisationen, die nach der Implosion des Ostblocks keine Notwendigkeit mehr besäßen. Wolle man an ihnen festhalten, führe an ihrer grundlegenden Reform kein Weg vorbei. Trump stoße in diese Lücke. Der Westen lebe in einer Zeit, die es seit mehr als einem Vierteljahrhundert nicht mehr gebe.
Institutionelle Sklerose ist die Diagnose, die beide Perspektiven verbindet. Strukturelle Reformen bilden den Ausweg. Dazu fehlt allerdings derzeit das Personal. Manche politische Entwicklung gewinnt in diesen klugen Perspektiven eine andere Bedeutung.