Das Handelsblatt hat einen Vergleich der Langzeitkanzler unternommen. Die drei Dauerkanzler stammen alle von der CDU und decken wichtige Epochen bundesdeutscher Geschichte ab. Die Rede ist von Adenauer, Kohl und Merkel. Im Stile amerikanischer Statistik-Nerds werden vor allem volkswirtschaftliche Kennziffern zum Vergleich angeboten.
Adenauer kann eine glänzende Bilanz vorweisen, für die eigentlich Ludwig Erhard steht:
In 5144 Tagen Regierungszeit vervierfachte sich das BIP nahezu (+ 292%). Die Arbeitslosenquote sank von 11% auf 0,8% und gleichzeitig stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 36%. Zum Staat: Die Staatsausghaben stiegen um 36,7% des BIP und die Verschuldung um 18,4%. Kurz gefasst: Wirtschaftswunder mit Maß – nach der Katastrophe des Dritten Reichs.
Kohls Bilanz fällt gemischt aus:
In 5870 Tagen Regierungszeit verdoppelte sich das BIP (+ 135 %). Die Arbeitslosenquote stieg von 7,5% auf 12,3% und gleichzeitig stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 41%. Zum Staat: Die Staatsausghaben stiegen um 57,7% des BIP und die Verschuldung um 47,7%. Im Vergleich zu Adenauer, in dessen Amtszeit die Arbeitslosigkeit um 89% sank, stieg sie bei Kohl um 139%. Kurz gefasst: Wirtschafts- und Staatswachstum – nach der Phase der Stagflation und des massiven Wohlfahrtsstaatsausbaus.
Merkels Bilanz fällt vergleichsweise mickrig aus:
In 4300 Tagen Regierungszeit nahm das BIP lediglich um ein Drittel zu (+ 36 %). Die Arbeitslosenquote halbierte sich immerhin von 13,0% auf 6,8%, aber gleichzeitig stieg die Zahl der Erwerbstätigen nur um 11%. Zum Staat: Die Staatsausghaben stiegen um 64 % des BIP und die Verschuldung um 44,3%. Kurz gefasst: Kurz gefasst: Etatismus auf hohem Niveau – nach Schröders Arbeitsmarktreformen und während der Finanzkrise.
Nun hat jede Epoche ihre Eigenheiten, wie der Unterschied zwischen Kriegsende und Jahrtausendwende zeigt. Auch die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändern sich. Das starke Staatswachstum auf bereits hohem Niveau in der Merkel-Ära, die absehbar noch weit mehr als 1000 Tage währen wird, sollte jedoch Statistikern Sorgenfalten auf die Stirn treiben – und Wählern auch.