StaatsBallettBerlin: Klassik trifft auf Moderne – Komplexität & Kreativität
StaatsBallettBerlin: Klassik trifft auf Moderne – Komplexität & Kreativität

StaatsBallettBerlin: Klassik trifft auf Moderne – Komplexität & Kreativität

StaatsBallettBerlin: Klassik trifft auf Moderne – Komplexität & Kreativität

In der Staatsoper Unter den Linden gibt es etwas Neues zu sehen. Das Staatballett wagt etwas Neues und geht mit der Zeit – reflektiert diese. Marcos Morau: Overture und Crystal Pite: Angel’s Atlas sind anders als klassisches Ballett. Das erkennt selbst ein absoluter Laie wie ich sofort. Meine Assoziationen gehen in Richtung komplexe Dynamik. Es gibt enorm viel gleichzeitig zu sehen. Dabei:

Auflösung der klassischen Formen und geradezu militärischen Eindeutigkeit, augenscheinlich messbar.

Neue Ästhetik und Stilbildung mit Anleihen aus Elementen, die im Streetdance verwendet wurden. Gekrümmt, gebogen, verschlungen – zombieeske.

Bei Morau nehme ich eine morbide Stimmung wahr, Endzeit. Gustav Mahler trägt dazu bei. Seine Frage, lesen ich später, lautet: „Wohin entwickelt sich eine Gesellschaft, wenn sie immer nur in der Komfortzone verhaftet bleibt?“

Raus aus der Komfortzone trifft es.

Die Geschlechtertrennung ist aufgehoben. Kleidung und Frisuren, Partner und die Rolle, die einer Prima Ballerina zukäme, alles upside down.

(Identitäre) Gruppenbildungen und vielleicht Gier sind mögliche zeitkritische Assoziationen für die getanzten Entwicklung in Overture. Zudem Irritation und Suche, Konflikt und emergente Bildung von etwas Neuem auf das man sich verständigt.

Zugleich erscheint mir das Stück mit Stilbruch und Aufbruch zu neuen Ufern wie ein Übergang. Nicht fertig. Das ist nicht das neue Ballett.

Wer will, kann Brüche unserer Gesellschaft und einen unfertigen Aufbruch in etwas Neues assoziieren. Das gilt auch für Crystal Pite, die ohne Orchester, dafür mit E-Sound und Lichteffekten sphärischer, futuristischer wirkt. Und: Wie kann man so anmutig zu Boden sinken?!

Wir neigen zu schnellen Bewertungen. Dem geht Beobachten voraus. Zuweilen ist es hilfreich, es beim Beobachten zu Belassen. Auf eigentümliche Weise bewegt werden hat was. Vermutlich für alle – auf und diesseits der Bühne.

Links:

Staatsoper Unter den Linden

Staatsballett Berlin zur Uraufführung (mit Video)

Einblick: Teaser von einer Probe (Video)

Eine Interpretation auf tanznetz.

Eine Kritik: Die deutsche Bühne