Unternehmertum: Einsichten in das Brauerei Business
Unternehmertum: Einsichten in das Brauerei Business

Unternehmertum: Einsichten in das Brauerei Business

Unternehmertum: Einsichten in das Brauerei Business

Der Berliner Brauer und Gastronom Oliver Lemke (https://www.lemke.berlin) wurde vom Tagesspiegel interviewt. In der Online Ausgabe am 10.05.2024 unter dem Titel: Brauer Oliver Lemke im Interview: „Wenn von 20 Leuten zwei wissen, was Malz ist, bin ich überrascht“ (Link). In der Papierausgabe am 25.05.2024 mit dem Titel: „In Deutschland wird gar nichts explodieren“ und weiter heißt es: „Seit 25 Jahren braut Oliver Lemke Berliner Handwerksbier. Ein Gespräch im Holzfass-Lager. Darüber, warum sich Deutsche mit Craft-Beer schwertun – und gern mal Hopf und Malz verwechseln“.

Das ausgewogene Interview ist in vielerlei Hinsicht lesenswert. Ein Berliner Unternehmer kommt zur Sprache. Das Handwerk mit seiner Jahrhunderte alten Braukunst wird thematisiert. Die modernen Herausforderungen auf einem regionalen und internationalen Markt kommen scheinen durch. Die Herausforderungen für Unternehmer heute auf Märkten zu bestehen, sich selbst immer wieder neu zu erfinden und die Belastungen der Politik zu bewältigen, werden sichtbar. Wohltuend ist der Unterschied zwischen den öffentlich vielfach angeprangerten Unternehmern, deren Schelte vielfach auf Vorurteilen und Unkenntnis beruht und zur Manipulation der Adressaten führt, sowie den nüchternen betriebswirtschaftlichen Kalkulationen und alltäglichen Herausforderungen eines konkreten Handwerkerunternehmers von nebenan. Das gilt interessanterweise auch für die unbeabsichtigten Konsequenzen der Umweltpolitik. Ein Beispiel aus dem Interview kann das im Zusammenhang mit ökonomischen Gesetzen illustrieren.

Die gestellte Frage lautet: „Sie bringen nun ihre Berliner Perle in der Dose in den Berliner Supermarkt. Für 1,49 Euro den halben Liter, ein sportlicher Preis. Wie funktioniert das?“

Oliver Lemke erläutert: „Die Dose ist für uns perspektivisch deutlich günstiger als die Flasche. Wir hatten eine krasse Kostensteigerung beim Glas bedingt durch die hohen Energiepreise. Früher habe ich elf, zwölf Cent pro Flasche bezahlt, zwischenzeitlich waren wir bei 25 Cent. Dazu haben wir sehr schöne, aber auch teure Etiketten. Insgesamt habe ich pro Bier 35 Cent nur für die Verpackung bezahlt, damit bist du nicht wettbewerbsfähig. Wenn wir es schaffen, so viele Dosen zu verkaufen, dass wir sie vorher im großen Maßstab fertig bedruckt einkaufen können, würden wir nur noch etwa 8 Cent pro Bier ausgeben müssen. Wenn wir diese Größenordnung erreichen, hoffentlich in den nächsten Monaten, rechnen sich auch die 1,49 Euro. Was wir zurzeit machen, ist noch quasi defizitär, weil wir die Dosen selbst etikettieren, was deutlich teurer ist. Aber die Dose ist für uns der einzig gangbare Weg, um mit einem Bier wirklich ins Volumen zu gehen.“

Handwerkskunst. Selbst machen. Kooperationen suchen. Innovationen generieren. Anpassungen vornehmen. Wege finden und ins Risiko eingehen. All das gehört über das eigentliche Produkt hinaus zu den Aufgaben eines Unternehmers, hier eines Handwerkerunternehmers. Abkürzung über politische, staatliche Privilegien, Geld per Transfer aufs Konto: Fehlanzeige.

Lesens- und probierenswert ist das hier kaum zur Sprache gekommene Produkt, das Bier, besser die Biere. Lemke Biere sind vielfach international prämiert worden. Den Unterschied schmeckt man. Der Vergleich von Oliver Lemke hat was, es ist in etwas so wie „Vollmilch im Vergleich zu H-Milch“.

Zum Schluss etwas Werbung von mir für ihn: Bilden bei einer Brauereiführung und Probieren – Bier und Essen – kann ich bei Lemke Berlin empfehlen, am Schloss Charlottenburg, am Hackeschen Markt und nahe Alexander Platz (Link zur Gastronomie). Und, Handwerkerunternehmer ist ein tougher Job, eine Lebensaufgabe, die damit steht und fällt, anderen Menschen etwas zu bieten, das ihr Leben besser macht. Ein Toast auf die Familienunternehmer!