Anmaßung von Wissen
Anmaßung von Wissen

Anmaßung von Wissen

Eine Regierung, ein Parlament, eine Kommission oder eine Planbehörde kann niemals das gesamte Wissen der Menschen eines Landes in sich vereinigen; weder hinsichtlich ihrer Wünsche und Präferenzen, noch hinsichtlich ihrer (kostengünstigen) Verfahren diese zu erreichen. Hinzu kommt, dass keine einheitliche Werteskala für alle Menschen existiert. Vielmehr hat sich die Pluralität moralischer Normen in einem jahrhundertelangen Prozess entwickelt. Damit stehen Politiker wie Experten vor einer unlösbaren Aufgabe: Wollen sie die moralisch vielfältigen Auffassungen nicht einfach standardisieren und damit abschaffen, dann müssen sie alle angestrebten Endergebnisse und den Weg ihrer Erreichung planen. Da es aber niemals genug Mittel gibt, um alle Interessengruppen zufrieden zu stellen, müssen zwangsläufig einzelne Gruppen bevorzugt werden. Das Wissens- und das Werteproblem führen unausweichlich zu Verteilungskampf und Ungerechtigkeit.

Welche Lehre können wir daraus ziehen? Bescheidenheit ist die Devise. Wir sollten auf die Anmaßung von Wissen verzichten. Niemand verfügt über die Kenntnis oder die Macht, die Vorgänge in unserer Gesellschaft und die Ergebnisse zu gestalten. Alle die das behaupten, richten nur Schaden an. Unsere Aufgabe ist es daher, eine günstige Umgebung zu schaffen, wie der Gärtner dies für seine Pflanzen tut. Das ist das Wesen freiheitlicher Ordnungspolitik.