Die Österreichische Schule studieren
Die Österreichische Schule studieren

Die Österreichische Schule studieren

von Hendrik Hagedorn und Stefan Kooths
Die Business and Information Technology School (BiTS) in Berlin lanciert zum Sommersemester 2016 den neuen Masterstudiengang „Entrepreneurial Economics and Management“. Damit wird erstmals in Europa ein Studienangebot geschaffen, das eine grundlegende Ausbildung im Bereich Austrian Economics mit betriebswirtschaftlichen Elementen verknüpft. Das Ausbildungsziel ist unabhängiges und unternehmerisches Denken.
In schwierigen und krisenhaften Zeiten kann nur das Grundsätzliche dem Denken einen Halt gewähren. Wer einen entsprechenden Kompass nicht besitzt, treibt schnell verloren auf dem Meer der Ideen umher. Für nach Orientierung suchende Menschen ist die Österreichische Schule der Nationalökonomie seit Längerem längst mehr als ein Geheimtipp: Diese Schule des Denkens bietet mit ihrer besonderen Stringenz eine Perspektive, die sich in ihrer Klarheit von so ziemlich allem unterscheidet, was auf dem Marktplatz der Ideen zu finden ist. Im Zentrum der Analyse steht dabei stets der handelnde Mensch als universeller Unternehmer. Allein dadurch grenzt sich die Österreichische Schule bereits von der neoklassisch geprägten Hauptstromökonomie ab. Zusätzlich aber bietet sie oft eine Erklärung, wo konkurrierende Denkschulen entweder schweigen oder schwadronieren. So sind die meisten Ökonomen bis heute eine Erklärung für die Finanzkrisen der vergangenen Jahre schuldig geblieben. Auch in Bezug auf die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB oder die kapital-strukturellen Verwerfungen innerhalb der Eurozone hält sich die ökonomische Zunft insgesamt auffallend zurück. Für die Österreichischen Volkswirte gilt dies nicht, denn wer diese Schule studiert hat, kann sich in diesen Themenbereichen orientieren.
Die BiTS in Berlin hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, den Österreichischen Ansatz in der europäischen Bildungslandschaft wieder neu zu verankern. Schon seit vielen Jahren ist nämlich eine Homogenisierung und Mathematisierung der ökonomischen Lehre zu beobachten, so dass die Österreichische Schule an deutschen und europäischen Hochschulen kaum noch gelehrt wird. Ganz allgemein lässt das heute übliche VWL-Studium für ein grundlegendes Aufarbeiten der ökonomischen Inhalte kaum noch Raum. Diese Entwicklung hin zu einer mathematischen aber dafür wenig fruchtbaren Disziplin wird von vielen Ökonomen zwar kritisiert, von anderen Vertretern des Fachs wird sie aber auch vehement befürwortet. Nicht zuletzt der Antrieb, den Naturwissenschaften ebenbürtig zu erscheinen, hat wohl der übermäßigen Mathematisierung zum herrschenden Paradigma werden lassen. Die Folge ist ein Verlust an Diskussionskultur, eine immer weiter ausufernde Skepsis gegenüber der ökonomischen Wissenschaft als Ganzer und mithin eine Verarmung des ökonomischen Denkens in der Bevölkerung.
Doch gerade ein solches Denken wäre in der heutigen Zeit dringend von Nöten. Wie anders soll sich öffentliche Debatte vom gefühlsschwangeren Aktionismus der Politik emanzipieren? Letztlich kann der Weg hin zu einer offenen und freiheitlichen Gesellschaft nur dann beschritten werden, wenn die grundsätzlichen Ideen, die eine solche Gesellschaftsordnung unterfüttern, verstanden und verbreitet werden. Und dazu bedarf es einer entsprechenden Ausbildung. Der Österreichische Ansatz und die damit verbundene qualitative (aber in der Sache bestimmte) Weltsicht sind dafür prädestiniert. Der nun an der BiTS eingerichtete Master-Studiengang richtet sich also an Studenten, die in ihren bisherigen Studiengängen keine befriedigenden Antworten auf die sie originär interessierenden Fragen gefunden haben und die sich nicht länger mit mathematischen Modellen abspeisen lassen wollen, die mehr verbergen als sie erklären können; Studenten, die Methodenvielfalt und ideengeschichtliches Bewusstsein vermisst haben und die über die entsprechende Neugier verfügen, sich all dem in einem neuen Kontext zu widmen.
Austrian Economics ist die Basis, um ökonomische Systeme als Lebensraum von Unternehmen besser zu verstehen und stellt somit die ideale Grundlage für die Ausbildung künftiger Unternehmer dar. Für erfolgreiches unternehmerisches Handeln muss zum theoretischen Verständnis die Beherrschung des betriebswirtschaftlichen Handwerkszeugs hinzukommen. Daher werden in dem neuen Studiengang auch Inhalte wie Firmenbewertung, Steuerrecht, Asset Management oder Unternehmens-Restrukturierung praxisnah beleuchtet. Die Persönlichkeitsentwicklung wird durch entsprechende Kursangebote im Soft-Skills Bereich gefördert. Über das Zusatzangebot des Studium Generale werden fachübergreifende Themen in das Curriculum integriert.
Insgesamt entsteht so ein Umfeld, in dem sich echte Unternehmerpersönlichkeiten entwickeln können. Aufgrund des methodischen Paradigmas werden sich die Studierenden dieses Fachs ihrer Funktion als Unternehmer in eigener Sache besonders bewusst. Darüber hinaus erlaubt ihnen ihr theoretischer Tiefgang, vielfach die Deutungshoheit über strittige Fragen zu beanspruchen, wodurch sie unabhängig werden im Denken. Auch lernen die Studierenden dieses Programms in besonderem Maße auf andere Standpunkte einzugehen und argumentativ zu überzeugen, da die behandelten Themen stets aus mehreren Perspektiven betrachtet werden. Derartig ausgebildete Köpfe sind für jedes Team eine Bereicherung. Sie verfügen über ein ganzheitliches Weltbild, können kritische Fragen stellen und agieren außerhalb eingefahrener Denkmuster. Entsprechend sind die Berufsfelder dieser Absolventen weit gefächert, insbesondere werden sie in den Strategie- und Managementabteilungen von Unternehmen gefragt sein. Überall dort, wo Weitblick gefordert ist, sind sie richtig. Dazu gehört nicht zuletzt der große Bereich der Unternehmensnachfolge in der mittelständischen Wirtschaft, wo die unternehmerischen Fähigkeiten tagtäglich besonders gefordert sind.
Entrepreneurial Economics and Management wird durchgängig in englischer Sprache angeboten. Weitere Informationen finden Sie hier (Link to: Entrepreneurial Economics). Das Studium erstreckt sich über vier Semester bei einer monatlichen Studiengebühr von 899€. Weitere Studienangebote im Bereich Austrian Economics sind an der BiTS in Planung.