Angeblich steht und fällt Europa mit der EU. Angeblich geht die britische Wirtschaft den Bach runter, weil das UK aus der EU austritt. Die Ökonomen sind sich weitgehend einig: Wachstumsverluste und harte Zeiten für die Briten sind unumgänglich.
Liberale wurden bestenfalls nicht ernst genommen oder verspottet, weil sie in Freihandelsabkommen eine bessere Alternative zur EU-Mitgliedschaft sehen.
Wie geht es nun der britischen Wirtschaft? Der Berliner würde sagen: „Da kann man nich meckern.“ Es geht auch kürzer: „Sehr gut.“ Wirklich? Ja, wirklich. Belege? Ja klar: Vollbeschäftigung + Wirtschaftswachstum von rund 2 Prozent, Exporte nehmen zu, Produktivität steigt, Reallöhne liegen ein Prozent über der Teuerung von 2 Prozent.
Einer hat es gewusst und gesagt. Patrick Minford, Wirtschaftsprofessor an der Universität Cardiff. Minford sieht den Brexit als „heilsame Revolution“. Der Brexit „lenkt unserer wirtschaftliche Produktion um in Richtung Freihandel, was die EU bislang verhindert hat, und in Richtung einer modernen, intelligenten Regulierung – im Gegensatz zur sozialistischen EU.“
Minford geht davon aus, dass die EU dem UK bis Herbst ein Angebot inklusive eines Freihandelsabkommens nach der Übergangszeit vorlegt. Die EU könne sich einen harten Brexit und den Verlust des Marktes nicht leisten und werde mit dem Versuch scheitern, den Brexit zu hintertreiben, obwohl Big Business und Brüssel an einem Strang zögen, gerade bei der Regulierung. Die Briten wären der große Gewinner – mit Freihandelsabkommen auch mit den USA, Australien und Neuseeland. Wenn nicht, werde man unilateral die schädlichen Handelsbarrieren abbauen.
Minford lag schon 1981 richtig als er Margaret Thatchers Wirtschaftspolitik gegen den Angriff von 364 Ökonomen verteidigte. Kein Wunder, der revolutionäre Erfinder des Liverpool Modells zur Simulation rationaler Erwartungen unterstützt die Auffassungen von Milton Friedman und ist Mitglied der Mont Pelerin Society.
Zitate aus: „Heilsame Revolution“ ein Gespräch mit Patrick Minford in der Weltwoche.