Konflikte prägen das Zusammenleben von Menschen. In global-medialen Zeiten gelangt jede Katastrophe in unsere Privaträume, wenn wir das wünschen. Im Wandel von den Stammtischen und Parteizeitungen zu den sozialen Medien haben die verbalen Auseinandersetzungen an Schärfe zugenommen. Nicht nur deshalb leben wir in einer Umbruchphase. Vor Wahlen wird bekanntlich so viel gelogen wie sonst nur nach einer Jagd. Die konstruktivistischen Polit-Kämpfe fallen in Deutschland vergleichsweise moderat aus, die Lager gehen in einander über.
Bei all dem ist und bleibt der Staat gleichermaßen Bezugspunkt und Maßstab für alles Soziale, für alle Aufgaben, die darauf abzielen, Armen, Witwen und Waisen zu helfen, wie es früher hieß. Inzwischen ist die Gruppe der Bedürftigen auf fast die gesamte Bevölkerung ausgeweitet worden. Das schließt Milliarden für Kultur ein.
Gute Nachrichten und private Initiative gehen in dieser Gemengelage weitgehend unter. Das ist bedauerlich. Die Realität wird verzerrt. So besaßen und besitzen 1. private Initiativen enorme Kraft und Wirkung. Das liegt nicht zuletzt an der Professionalität, Leidenschaft und persönlichen Verantwortung für das Soziale. 2. Anders als entfernte Bürokratien steht das herzliche Engagement für und zusammen mit den unterstützten Menschen regelmäßig im Mittelpunkt. Schließlich kommt 3. das Privat-Soziale gezielt bei den Adressaten an und unterliegt nicht dem politischen Ringen um Fleischtöpfe.
Ein Beispiel soll das Illustrieren. Ein zunächst ungewöhnlich erscheinendes Beispiel: Ein Blick hinter die Kulissen der Talentshow Britain’s got Talent.
Wer auf Youtube in die bis zu den Anfängen im Juni 2007 zurückreichenden Shows, Highlights, Best of und Special Editions sowie der internationalen Ableger schaut, der findet eine ganze Menge Freude bereitender Erkenntnisse:
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- Die Menschen verfügen auch heute über Talente, deren Qualität, Vielzahl und Vielfalt erstaunlich ist. Kultur in ihrer hier überwiegend populären Form bietet zahllose Anlässe zum Staunen – über individuelle Leistungen, die von Gesang und Tanz über Gedichte und Zauberei bis zu Comedy, Artistik und Performance vielfältiger Art reichen.
- Talent, Leistung, Wettbewerb und vielfach persönliche Überwindung auf einer großen Bühne vor vielen Zuschauern verändern das Leben unbekannter Künstler. Es ist eine Freude zu beobachten wie Menschen über sich hinauswachsen. Eine Fülle von Beispielen zeigt das bei Songs, die von großer Emotionalität und Leidenschaft getragen werden – manchmal leise, vielfach kraftvoll und häufig mit Seele.
- Das Publikum fiebert mit den Künstlern mit, wird berührt, zeigt Emotionen, wird immer wieder glänzend unterhalten und ist mehr als nur eine Kulisse für die Künstler. Reaktion und Interaktion sind die Essenz jeder Performance. Leere Hallen und Stadien im Zuge der Corona-Politik wirken gespenstisch – ein wesentlicher Bestandteil des Ereignisses fehlt.
- Die Jury ist mehr als ein urteilendes Gremium. Mangelndes Talent und leere Performance, um einfach nur aufzutreten, werden kritisiert. Zugleich wird die Jury als Teil des Publikums vielfach mit eigenen Vorurteilen konfrontiert. Das gilt gerade bei Menschen, die beim ersten Eindruck nicht unseren Maßstäben hinsichtlich Aussehen und Auftreten entsprechen – beginnend mit Paul Pott und Susan Boyles. Die Performance wird immer wieder zu einem Lehrstück, das man beherzigen darf.
- Die private britische Produktionsfirma veranstaltet weit mehr als einen Wettbewerb. Menschen bekommen eine Bühne. Künstler, Zuschauer, Moderatoren und Jury erleben besondere Momente. Das liegt auch an den Schicksalen, die Künstler erlitten haben und an den privaten Anstrengungen, diese zu überwinden. Sei es eine Heimat für Obdachlose in Form eines Chors, der Kampf mit einer schweren Krankheit oder das Erlernen eines Instruments, um nicht nur ein tyrannisierter Mitschüler zu sein. Unser Leben besteht aus Momenten. Zuweilen trägt ein schöner Moment ein Leben lang.
Die Idee der Castingshow stammt vom Musikproduzenten Simon Cowell. Die professionelle Durchführung erreicht Millionen Menschen. Wer möchte, kann mehr auf die positiven Dinge dieser Welt blicken. Wie heißt es so treffend: „Problem talk creates problems, solution talk creates solutions.”
Wir können näher zusammenrücken und Konflikte beilegen, nicht zuletzt wenn wir uns in unseren Mitmenschen erkennen, im Streben nach einem positiven Beitrag für diese Welt, ohne anderen Kosten aufzubürden, die sie und wir nicht tragen möchten.
Vielleicht ist das ein Unterschied zwischen staatlicher Politik und freiwilligem sozialen Engagement und damit ein Ausweg. Auf jeden Fall ist eine Ode an die Talente dieser Welt eine gute Nachricht.