Holodomor: Völkermord an der Ukraine oder Folge der russischen Revolution?
Working Paper – pdf Version: FFG_Working Paper_Holodomor_2024
Vorbemerkung: In der Ukraine wurde der Holodomor bereits in den Jahren von 2003 bis 2006 als Völkermord anerkannt. Im November 2022 hat das EU-Parlament den Holodomor als Genozid anerkannt. Es liegt nahe, einen Zusammenhang mit dem aktuellen Russland-Ukraine-Krieg zu sehen, der im Februar 2022 durch den Angriff Russlands ausgebrochen war. Mit der Anerkennung setzte die EU ein Zeichen und positionierte sich hinter der Ukraine im Kampf gegen Russland. Im Zuge dieses Konflikts wurden Problematik und Kontroverse um den Holodomor erneut entfacht. Daher ist das Thema sowohl in Bezug auf den derzeitigen Krieg als auch die junge, selbstständige Geschichte der Ukraine relevant. Außerdem hat die Aufarbeitung von Völkermorden eine besondere Bedeutung in der deutschen Geschichte – als ein wichtiger Bestandteil deutscher Erinnerungs- und Aufklärungskultur.
Gesellschaftliche Relevanz hat der Holodomor besonders seit den 1990er Jahren erlangt, einhergehend mit der Unabhängigkeit der Ukraine. Nach Jahren des Schweigens und der Vertuschung wurde die Debatte, ob es sich beim Holodomor um einen Genozid handelt, wieder geöffnet und verstärkt geführt.
Auf das Thema bin ich durch einen Podcast über Serienmörder gestoßen. Dort wurde der Holodomor in einer Folge erwähnt. Danach haben mich Begriff und Thema nicht mehr losgelassen. Ich hatte noch nie etwas von dem Begriff Holodomor gehört, und so geht es nicht nur mir, sondern vielen Menschen. Jedes Mal, wenn ich jemandem mein Thema für die 5. Pk (Prüfungskomponente) nannte, blickte ich in fragende Gesichter: Was ist dieser Holodomor eigentlich? Zusätzlich zum vielseitigen und aufgrund seiner Tragweite interessanten Thema, hat mich das motiviert, eine Untersuchung im Rahmen meiner Präsentation für die fünfte Prüfungskomponente im Abitur 2023 durchzuführen.
Das Thema verdient mehr Aufmerksamkeit als es bisher bekommt. Es scheint eine Wechselwirkung zu geben: Nur wenige Menschen sind mit dem Thema vertraut und es bekommt sowohl in unserer Gesellschaft als auch in unserem Unterricht wenig Gehör. Das ist insofern erstaunlich als Historiker bereits seit mehreren Jahren untersuchen, ob es sich beim Holodomor um einen Völkermord handelt.
Schließlich ist das Phänomen des Völkermordes an sich eine Herausforderung. Die Motive und die Kategorisierung von derartigen grausamen Verbrechen zu untersuchen, erscheint mir eine anspruchsvolle Aufgabe zu sein. Das gilt besonders vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und dem öffentlichen Umgang damit.
Die nachfolgende Ausarbeitung gibt einen Überblick über mein wesentliches Material, das ich für die fünfte Prüfungskomponente als Präsentationsprüfung zusammengetragen habe.
Berlin, im Dezember 2023
Victoria von Prollius