Klima-Debatten führen
Klima-Debatten führen

Klima-Debatten führen

Die Klima-Debatte ist keine. Wer die Hypothesen, Modelle und Daten kritisch betrachtet, die für eine menschengemachte globale Erwärmung angeführt werden, erhält das Etikett Klimaleugner. Gleichwohl gibt es weiter zahlreiche abweichende Stimmen, die sich auf andere Hypothesen, Modelle und Daten stützen.

Wer nach Erkenntnis strebt, bleibt offen für abweichende Sichtweisen und sucht diese geradezu.

Ein Artikel in der Tagesschau vom 03.11.2021 steht stellvertretend für die Misere des Themas Klimawandel, das lange Zeit globale Erwärmung hieß. Unter dem Titel „Verhängnisvolle Werte“ findet sich die einleitende Feststellung, die Klimakrise lasse sich anhand vieler Daten beschreiben durch die man sich nachfolgend klicken könne. Tatsächlich handelt es sich um sechs Abbildungen mit sehr kurzen Erläuterungen zur Entwicklung der Temperatur, der CO2-Konzentration, der Ausdehnung des Arktis-Eises sowie der Sonnenscheindauer und Niederschlagsumme in Deutschland.

Bereits auf den ersten Blick fällt auf, dass keine verhängnisvollen Werte existieren – es ist kein Unglück und kein Unheil erkennbar. In 140 Jahren ist es in Deutschland menschlich nicht spürbare 1,6 Grad wärmer geworden. Zudem scheint die Sonne etwas mehr – wie schön! Auf den zweiten Blick fällt auf, dass Daten geradezu gewürgt werden, um damit dramatische Aussagen zu stützen. Das gilt vor allem für das Einschnüren auf erdgeschichtlich winzige Zeiträume von maximal 140 Jahren für Temperatur und Niederschlag. Beim Arktis-Eis und Sonnenschein sind es sogar weniger als 70 Jahre.

Wer anstelle der Mini-Grafik-Ausschnitte eine Zeit von erdgeschichtlich immer noch geringen 1.000 Jahren oder mehreren tausend Jahren bis zum Beginn der menschlichen Zivilisation wählt oder eben einen Überblick über die gesamte Erdgeschichte verwendet, erhält ein völlig anderes Bild: Wir leben in einer langen Eiszeit mit relativ kurzen, zyklischen Warmzeiten alle 100.000 Jahre. In den letzten 500 Millionen Jahre war es weit überwiegend und wiederholt zu warm für einen Eis bedeckten Nord- und Südpol. In den Warmphasen betrug die globale Durchschnittstemperatur zwischen 17 und 28 Grad, in den Eiszeiten waren es 3 bis 10 Grad. Eine plausible These sieht die Ursache in unserem Sonnensystem. Der CO2 Gehalt hat kontinuierlich und drastisch abgenommen.

Wer nur die menschliche Zivilisation betrachtet, der erkennt mindestens sechs Warmzeiten seit 7.000 v. Chr. und eine Reihe von Eiszeiten. Die letzte erstreckte sich vom Spätmittelalter bis in die frühe Neuzeit.

Vor diesem Hintergrund erscheint eine Angabe wie bei der Tagesschau als kaum aussagekräftig, die eine Abweichung von einem Durchschnittswert, der sich auf lediglich 29 Jahre zwischen 1951 und 1980 beschränkt. Wer wiederum auf die letzten drei Jahre eher geringen Niederschläge in der Grafik schaut, wird ebenfalls verhängnisvolle Werte bezweifeln. Schließlich ist von linearen Trends die Rede, was möglicherweise auf unaufhaltsame Kontinuität und mangelnde Reversibilität hinweisen soll. Viel problematischer sind indes exponentielle Entwicklungen.

Das führt zu einem entscheidenden Punkt: Für das Streben nach Erkenntnis ist die Frage zentral, was passieren müssten, damit man seine Ansicht ändert. In einer ordentlich geführten Klimadebatte wären das u.a.:

    • Die Berücksichtigung der Klimageschichte im Zusammenspiel mit Mensch und Tier wie sie etwas Josef Reichholf bietet (Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends) und einen angemessenen statt idealisierenden Umweltbegriff
    • Die Modelle, auf denen die Vorhersagen für globale Erwärmungen beruhen, müssten zunächst in der Lage sein, die Entwicklung des Klimas in der Vergangenheit treffend wiederzugeben.
    • Die Daten, auf denen die Computersimulationen beruhen, müssten so qualitätsgesichert sein, dass es keine Verunreinigungen gibt, z.B. durch Verstädterung und damit höhere Temperaturen an vormals Natur belassenen Messpunkten.
    • Die Entscheidung für die Politik, die Erde abkühlen zu wollen, müsste mindestens folgende Nachweise bereitstellen:
      • Es gibt keine plausible alternative Erklärung für die Entwicklung des Klimas als den Einfluss des Menschen.
      • Die Erwärmung hat mehr negative als positive Folgen für die Menschen.
      • Die Maßnahmen zur Abkühlung der Erde sind preiswerter als Anpassungsmaßnahmen und werde nicht für dringendere, Menschenleben rettende Verwendungen benötigt (siehe hierzu die Priorisierung des Copenhagen Consensus).
    • Schließlich müssten die Verfechter einer Klimakrise aufzeigen, warum die These der CO2-Monokausaltät einer komplexen, systemischen Erklärung überlegen sein soll.

Liberale tun gut daran, sich engagiert und unnachgiebig für Meinungsfreiheit und eine ordentlich geführte öffentliche Debatte einzusetzen. In der Tradition der Aufklärung und im Bewusstsein um die Anmaßung von Wissen und deren verhängnisvolle Folgen ist das eine herkulische Aufgabe – nicht zuletzt gegen Titanen der Meinungshoheit.