Thomas Mayer, Gründer und Direktor des Flossbach von Storch Research Institute hat nachgedacht. Das Ergebnis ist lesenswert, bedenkenswert und von großer Tragweite – noch größer!
An Kritik des BIP und des Konsumentenpreisindex mangelt es nicht. Indes fügt Thomas Mayer nicht nur wichtige Argumente hinzu, sondern entwickelt diese weiter zu einer Kritik an der Wirtschafts- und Geldpolitik unserer Zeit. In seiner Makroanalyse „Warum die Volkswirte den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“ entwickelt der Leiter des Wissenschaftskreises der Hayek Gesellschaft unter anderem folgende Kritik an der Messung des BIP angesichts einer neuen Ökonomie:
- Die Sharing economy erhöhe den Gesamtnutzen, lasse aber das BIP eher sinken. Es handele sich um das Pendant zu einem steigenden BIP bei nur aufholendem Nutzen nach einer Naturkatastrophe.
- Big Data führe zur verbesserten Befriedigung von Kundenbedürfnissen, ohne dass sich die Preise ändern.
- In der Data Economy würden Daten gegen Konsumgüter getauscht, ohne ins BIP einzugehen – gleichwohl werd mehr konsumiert.
- Die Industrie 4.0 weise divergierde Effekte auf die Konsumentenpreise auf, ohne sich nachvollziehbar im BIP-Ergebnis wiederzufinden, erneut bei steigendem unternehmerischen und volkswirtschaftlichen Nutzen.
- Das „IKEA-Prinzip“ lagere Teile der Wertschöpfungskette nicht nur beim Transport und Aufbau der Möbel, sondern auch beim Buchen von Reisen an den Kunden aus. Folge: Das BIP sinkt.
Zusammengenommen steigt der Nutzen für die Konsumenten und die Produzenten durch die Digitalisierung. Zugleich steht die fatale These der säkularen Stagnation im Raum. Als Gegenmaßnahme wird eine desaströse Geldpolitik verfolgt, die die Aggregate verändern, namentlich das BIP und das Konsumentenpreisniveau steigen lassen soll. Zugleich wird eine zentral geplante Wohlfahrtsverbesserung betrieben. Der Wachstumsfetisch führt indes zu einer Störung, Behinderung und Pervertierung der Koordination wirtschaftlicher Aktivitäten. Daran ging der Sozialismus zugrunde. (mvp)