Verteidigungsfähigkeit erfordert viel mehr Unternehmertum
Dieses Gespräch auf War on the Rocks ist lehrreich. Steve Blank, pensionierter Offizier und High Tech Manager sowie Gründer mehrerer Unternehmen, bietet eine Reihe bedeutende Einsichten (in nur 19 Minuten) beim Mitdenken:
- Das Militär und noch mehr die militärische Infrastruktur der USA könnte mehr der derzeitigen russischen ähneln und damit in den Mustern des Kalten Krieges verhaftet sein als bisher bekannt ist. Das ukrainische Militär agiere viel moderner als das russische in seinem post-sowjetischen Modus.
- Eine wettbewerbsfähige Verteidigung benötigt Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts, nicht des 20. Die Grundlage dafür seien Waffensysteme, die in kreativen, agilen Prozessen entstehen. Das gelinge neuen, innovativen Unternehmen und Start-ups mit Technologien, die tw. noch in der Entwicklung sind. Die Öffnung des staatlichen Verteidigungssektor für eine intensive Zusammenarbeit mit neuen High Tech Unternehmen in neuen Projektformen sei der Schlüssel für den Wandel.
- Das amerikanische Militär werde von einer Old School Bürokratie dominiert, die nicht wisse, was sie nicht wisse, sich auf alte Konzerne mit Billionen Dollar Deals stütze und dringend – gerade im Wettbewerb mit China – neue Formen einer Verschmelzung von privatem Unternehmertum und Kapital sowie staatlichen Verteidigungssektor benötige. China tue das bereits seit 7 Jahren.
Anmerkung: Die Forderung nach einem Wechsel des Mindsets und einem Kulturwandel in der Verteidigungsbürokratie dürfte ein „Monsterunterfangen“ sein. Das liegt an den grundsätzlich anderen, nicht-unternehmerischen Funktionslogiken der Bürokratie, die entsprechend nicht-unternehmerische Führung befördert.
Zugleich klingt im Podcast an wie sehr sich die Welt verändert hat, in welchem Ausmaß neue unternehmerische Formen bereits eine Rolle spielen: flexible Organisation, eine gestaltende Führung, die nach Verbesserungen strebt, eigenverantwortliches Personal mit Fähigkeiten („statt“ Zertifikaten), Agilität statt linearer Top-down-Planung, prosperierende Organisationskulturen und Innovationskultur statt Innovationstheater gehören dazu.
Wir erleben einen Systemwechsel. Der Erfolg wird nicht zentralisiert, sondern dezentral, anpassungsfähig, vernetzt erreicht – bemerkenswert klassisch liberal.