Was macht Menschsein aus?
Diese Frage steht im Hintergrund vieler Gespräche, die Russ Roberts auf Econtalk führt.
Es ist eine perspektivenreiche Frage, auf die es keine einfachen, abschließenden Antworten gibt. Und die Frage nach dem Menschsein ist auch eine sehr individuelle Frage.
Mit Ian Leslie, einem britischen Journalisten und Autor, der über menschliches Verhalten forscht und schreibt, spricht Russ Roberts anlässlich des Potenzials der KI ChatGPT. Wer den Podcast hört, kann mitdenken und wird bereichert. Einige Aspekte des gebildeten, bildenden und bereichernden Gesprächs:
- Künstliche Intelligenz, ich würde eher von Maschinenlernen sprechen, bereichert unsere Welt. Routineaufgaben können von KI übernommen werden, Menschen haben mehr Zeit sich auf ihre Fähigkeiten zu konzentrieren.
- KI scheint Homogenität zu befördern. Filme werden gleichförmiger. Musik wird gleichförmiger. Eine Ursache: Algorithmen belohnen massentaugliche Musikmuster auf Streaming-Plattformen. Elektronische Musikkompositionssets für jedermann bauen auf denselben Mustern auf. Die statistischen Hinweise sind erstaunlich.
- Das hat Vor- und Nachteile: Die Standardangebote haben ihren eigenen Wert, bieten im Fall von Blockbustern eine filmische Flucht aus dem Alltag, stiften im Fall der Musik Hörfreude. Zugleich geht ist das recht schlichte Unterhaltung. Werden Aspekte, die das Menschsein ausmachen nicht mehr in dem Maße thematisiert wie noch in früheren Filmen und Songs – bei allen Nischenprodukten, die es auch gibt.
- Die Konformität erleichtert das Leben in einer Komfortzone. Andersdenkende fallen indes aus diesem Rahmen. Wer kreative Mitarbeiter sucht, die anders sind, wer Schüler interessant findet, die sich nicht den Mustern der heutigen Fabrik-Schulen mit Algorithmus ähnlichen Standards beugen, wer selbst eigen, individuell, unangepasst sein möchte, der steht vor Herausforderungen.
- Vielleicht ist das auch deshalb der Fall, weil wir in unserem Leben der KI ähnlicher werden.
Was bedeutet das für ein erfülltes Leben? Was bedeutet das für Karriereverläufe? Wenn in Bewerbungen emotionales Theater gefordert wird, nach demselben Muster für alle ach so individuell-emotional motivierten – mitspielen oder nicht? Wie kommen wir aus dem politischen Krisenmodus? Mit mehr von demselben wohl nicht. Passen die EU-Zentralisierung und die Harmonisierung der Lebensbedingungen zu der o.g. Entwicklung und ist das erstrebenswert?
Vielleicht steckt eine Antwort in der Erkenntnis von Edward Murrow (1908-1965), dem amerikanischen Journalisten, dem George Clooney in „Good Night and Good Luck“ ein kleines filmisches Denkmal gesetzt hat. Murrow äußerte sich über das neue Medium Fernsehen und die Aufgabe der Journalisten und Bürger: “This instrument can teach, it can illuminate; yes, and it can even inspire. But it can do so only to the extent that humans are determined to use it to those ends. Otherwise it is merely wires and lights in a box. There is a great and perhaps decisive battle to be fought against ignorance, intolerance and indifference.”