Analysen
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Anmerkungen zur parteipolitischen Lage der Bundespolitik

Nachdem die Sondierungsgespräche für die Jamaica-Koalition gescheitert sind, herrscht keineswegs ein staatspolitischer Notstand. Die Bundesrepublik bewegt sich auch kein bisschen in diese Richtung. Das Scheitern von Sondierungsgesprächen ist eben ein Ende von Gesprächen, aber kein institutionelles Versagen. Die Parteienlandschaft hat sich verändert – nicht mehr und nicht weniger. Derzeit amtiert eine geschäftsführende Regierung. Das weitere Vorgehen ist gesetzlich sauber geordnet. Interessante strategische Optionen sind beobachtbar, deren Realisierung allerdings durch das amtierende politische Personal eingeschränkt sein …

Goldstandard-Kritiker: Das Expertiseproblem der Experten

Sympathien für den Goldstandard sind rar. Die herrschende Meinung in der Wissenschaft und im Finanzsektor lehnt bereits eine Bindung der Zentralbanken an eine monetäre Regel ab. Für einen Geldstandard, in dem die Geldbasis aus einem Gut wie Gold besteht, fehlt jedwede Sympathie. Woran liegt das? In seinem einsichtsreichen Beitrag auf Alt-M von Larry White, einer der prononciertesten Forscher über Alternativen zum heutigen Inflationsgeldsystem, lassen sich drei Gründe finden: Es gibt eine Status quo Voreingenommenheit, weil …

Hayek goes Bonn

Von Berlin nach Bonn. Eine Zeitreise. Beim Spazierengehen im Zentrum wähnt man Konrad Adenauer an jeder Zweiten Ecke. Die Bonner Republik war eine ganz andere als es die Berliner ist. Geschichte und Veränderungen haben einen Ort. Dass nichts beständiger ist als der Wandel, gilt auch für die Hayek-Gesellschaft, die sich stetig weiter entwickelt. Im Bonner Universitätsclub am Rhein kamen jung und alt zusammen. Jede Generation berichtete aus ihrer Forschung. Gerade der Workshop mit den Nachwuchswissenschaftlern …

Kompass in unsicheren Zeiten: Die Essenz der Österreichischen Schule

MICHAEL VON PROLLIUS LI-PAPER. Gerade in Krisenzeiten vermag die Österreichische Schule der Nationalökonomie Orientierung stiften. Nationalistische Strömungen in Europa sind stark im Aufwind begriffen. Die zentralistische Politik des politischen Establishments befindet sich in der Krise: Die überschuldeten Wohlfahrtsstaaten müssen dringend saniert werden, die Euro-Krise ist noch längst nicht ausgestanden und nun droht auch noch ein verstärktes Aufkommen des Protektionismus. Mit welchen Rezepten gelingt es, wieder auf den Erfolgspfad zurückzukehren? An welchen Prinzipien soll man sich …

Populismus – warum jetzt?

Gleich mehrere überzeugende Gründe fallen mir ein, um die Entstehung und Ausbreitung des Populismus zu erklären. An erster Stelle steht für mich Politik- und Staatsversagen, das Krisen verursacht und Unsicherheit schafft. Das politische Führungspersonal ist heute vollkommen überfordert und der Staat hat sich verausgabt – ein fetter Staat ist nicht fit und kommt nicht einmal seinen Kernaufgaben hinreichend nach, also dem Schutz der Bevölkerung. In angemaßten Aufgabenfeldern herrschen ruinöse Zustände: immer mehr Schüler machen Abitur …

Steuersturm im Wasserglas

Empörung über die Steuer- und Abgabenlast ist angebracht. Zwei aktuelle Studien dokumentieren wie unersättlich der Fiskus ist. Wer tiefer blickt, erkennt, dass für die missliche Lage beratende Wissenschaft und Bevölkerung mit verantwortlich sind. Weitgehend unbeachtet bleibt das staatspolitische Problem: Warum vergeht sich der Staat an den Bürgern, indem er ihr Privateigentum nicht schützt, sondern konfisziert, und seine Kernfunktionen, wirtschaftliche Freiheit und Sicherheit zu gewährleisten, nicht erfüllt? Solange die Bürger sich nicht wehren, bleibt es beim …

Soziale Gerechtigkeit – ein geplatzter Traum, der nicht vergehen will

Soziale Gerechtigkeit – ein geplatzter Traum, der nicht vergehen will Unliebsame Träume lassen sich nicht durch Schlafentzug beseitigen, heißt es. Soziale Gerechtigkeit ist für manche Menschen ein Traum, für andere ein Alptraum. Mit Roland Baader ließe sich süffisant bemerken, ein Höchstmaß an Sozialer Gerechtigkeit wäre dann erreicht, sobald wir alle als Penner durch die Straßen irren. Dieses Gleichnis besitzt ungeahnte Tiefe, geht es doch um die Alternative Umverteilung versus Wohlstandsmehrung. Wer sich dafür einsetzt, dass …

Alternativen zum Euro in Vergangenheit und Zukunft

In einer Zeit der Alternativlosigkeit besitzen Alternativen einen besonderen Wert. Das gilt gerade für den Euro, der als Wahrzeichen der Krise und Spaltung Europas angesehen werden kann. Im Euroraum betreibt eine zentrale Behörde eine Geldpolitik für 19 Euro-Länder, die 19 verschiedene Fiskal- und Haushaltspolitiken praktizieren. Eine zentrale Behörde setzt einen Zins für 19 verschiedene Wirtschaftskulturen, 19 verschiedene politische Führungen und 19 unterschiedlich wettbewerbsfähige Wirtschaftssysteme fest. Eine amtliche Rechnung für die Euro-Misere stellte die Bundesbank den …

Konsumieren oder Sparen? Für eine Renaissance des Kapitalismus (Kurzfassung und Volltext)

Ausgabe 4/2016 der Wirtschaftspolitischen Blätter Sparen bedeutet Nichtkonsumieren. Sparen heißt für die Zukunft vorsorgen – mit Kapital von heute. Wer spart, kann in der Zukunft mehr konsumieren, vorausgesetzt das Kapital wurde produktiv verwendet. Die einzige Alternative besteht darin, mehr zu arbeiten. Sparen bedeutet nicht, etwas nicht auszugeben, was man nicht hat. Diese Klarstellung ist von Bedeutung, wird doch ein Rückgang von Staatsausgaben fälschlich als Sparen bezeichnet, obwohl keine Rücklagen gebildet werden. Seit den 1990er Jahren …

Konsumieren oder Sparen? Für eine Renaissance des Kapitalismus

Aufsatz von Michael von Prollius erschienen in: Wirtschaftspolitische Blätter 63 (2016) 4, 695-708 der Wirtschaftskammer Österreich. Sparen und Konsum sind individuelle Entscheidungen, die nicht politisch gesteuert werden dürfen. Nach einer Begriffsklärung ordnet der Beitrag den aktuellen Primat dogmengeschichtlich ein. Die Unterkonsumthese ist rund 150 Jahre alt und falsch. Drei zentrale Irrtümer werden resümierend erläutert. Anhand der Zeitpräferenz wird gezeigt, wie sich Spar- und Konsumentscheidungen in die Wirtschaftsstruktur übertragen, deren monetäre Störung Krisen auslöst. Sparen und …

Geldpolitik, Arabellion und Flüchtlingskrise

Die sehr lockere Geldpolitik der großen Industrieländer kommt in Form der Flüchtlingskrise auf Europa zurück Michael von Prollius und Gunther Schnabl Zusammenfassung: Seit dem Jahr 2015 ist Europa mit einer großen Flüchtlings- welle aus dem Nahen Osten und Nordafrika konfrontiert. Es wird argumentiert, dass die Geldpolitik der großen Industrieländer indirekt eine wichtige Be- stimmungsgröße dieser Flüchtlingswelle ist. Ab der Jahrtausendwende haben starke Zinssenkungen der großen Zentralbanken in Reaktion auf das Platzen der Dotcom-Blasen Spekulation auf …

Irrglaube skandinavischer Wohlfahrtsstaat

Irrglaube skandinavischer Wohlfahrtsstaat Der skandinavische Wohlfahrtsstaat ist en vogue: „Volksheim“, schwedisches oder nordisches Modell, Kennzeichen große Gleichheit, zugleich Gegenmodell zum angefeindeten Neoliberalismus, in den USA von Bernie Sanders als Erfolgsmodell für die USA gepriesen – unter dem Begriff skandinavischer demokratischer Sozialismus. Diese Vorstellungen haben allesamt eines gemeinsam: Es handelt sich um einen Irrglauben. Kristian Niemitz hat letztes Jahr beim Prometheus Institut mit Blick auf die Nettosozialausgaben gezeigt, dass die skandinavischen Länder im europäischen Durchschnitt liegen, …

Freiheit erfordert Wehrhaftigkeit – wehret den Anfängen politischer Religionen!

Politische Religionen sind eine Gefahr für Demokratie und Markwirtschaft. Sie sind eine Gefahr für Menschen, die noch in Freiheit leben und ein Gefängnis für Menschen, die in Freiheit leben möchten. Diejenigen, die Kopftuch, Burka oder Burkini (Was ist daran Kini?) lediglich für Kleidungsstücke halten und den Umgang damit als eine Frage der Toleranz erachten, bitte ich, sich mit politischen Religionen zu beschäftigen. Der ausgezeichnete NZZ-Artikel über islamistische Herrschaft zeigt, was auf dem Spiel steht. Die Islamisten streben nach …

Grenzen gewährleisten Freiheit

Grenzen sind umstritten – nicht nur historisch, sondern auch aktuell in der Flüchtlingskrise. Offene Grenzen galten zunächst als selbstverständlich. Der Schutz der Grenzen anschließend als unmöglich. Österreich und die Balkanstaaten zeigten Deutschland wie Grenzschutz funktioniert. Die osteuropäischen Staaten betonten ihre Souveränität und Selbstbestimmung, wer über ihre Grenzen einreisen darf. Die Briten haben in einer Volksabstimmung ihre Grenzsouveränität zurückgefordert und treten sogar aus der EU aus. Demgegenüber steht die Auffassung, Grenzen hätten keine Berechtigung, schon gar …