Vor etwa zwei Jahren wurde ich in den sozialen Medien gescholten. Ich hatte festgestellt, dass wir in der besten aller Welten leben. Zwar seien die politischen Zustände beklagenswert, zudem ist der Reformbedarf seitdem noch einmal erheblich gewachsen. Wohlstand, Gesundheit und Lebensqualität seien jedoch so gut wie nie zuvor – schon gar nicht im Vergleich mit einem Viertel-, einem halben und gar einem ganzen Jahrhundert.
Wer die Ruinen der Lungenheilanstalt in Beelitz-Heilstätten besucht hat, der kann sich ein Bild von den im Vergleich zu heute dramatisch schlechten Lebensbedingungen in den feuchten Mietskasernen vor 100 Jahren machen. Gerade die natürliche Umwelt ist in Deutschland heute in einem sehr guten Zustand. Die Wasserqualität in manchen Flüssen ist sogar zu gut, damit sich Fische dort wohlfühlen. Die Luft ist viel sauberer als zur Industrialisierung. Der Wald enthält so viel Holz wie kaum jemals zuvor – von Zeiten abgesehen, in denen Deutschland nur gering besiedelt war.
In den Nachrichten ist davon nichts zu hören. Vielmehr scheint der Kollaps fast besiegelt: Erstickungstod durch Feinstaub, Vergiftung durch dieselige Stickoxide, Hitzetod durch Klimakollaps – Wald gestorben, Ressourcen verbraucht, Wasser fast alle.
Es gibt profunde Analytiker (und Statistiker), die ein Bild der guten und immer besseren Welt dokumentieren. Björn Lomborg, Leiter des Copenhagen Consensus Center, gehört dazu. Josef H. Reichholf zeigt in seiner Naturgeschichte, dass die Umwelt früher anders und schlechter war.
Nun hat der Spiegel-Redakteur Guido Mingels ein handliches Buch im Querformat für jedermann publiziert, dass 52 dicke, fette, fröhliche Gründe für globalen Optimismus enthält. Es handelt sich um die wöchentliche Rubrik aus dem Jahr 2016: Früher war alles schlechter. Links ist ein kurzer Text abgedruckt, rechts eine illustrierende Graphik mit Mehrwert. Klasse! Die positiven Trends reichen von abnehmenden Analphabetismus und sinkender Karies bis zu besserer Luft, mehr Wohlstand, geringerer Arbeitszeit und weniger Toten durch mehr Impfungen. Das Lesen macht gute Laune.
Nachbemerkung: Ich kann schocken. Zumindest war eine Freundin geradezu geschockt, weil ich der felsenfesten Überzeugung bin, dass die Menschheit eine immer bessere Welt schafft, die vermeintlichen Umweltprobleme zwar aufgebauscht, aber die gravierenden zur rechten Zeit gelöst werden. Wer die Österreichische Schule kennt, ist kurzfristig zutiefst pessimistisch und langfristig optimistisch – die Marktwirtschaft macht’s möglich.
Literaturangabe: Guido Mingels: Früher war alles schlechter. Warum es uns trotz Kriegen, Krankheiten und Katastrophen immer besser geht, DVA und Spiegel Verlag, 3. Aufl. München 2017, 124 S., 14,99 Euro.