Was wäre, wenn der Zweite Weltkrieg anders ausgegangen wäre?
Was wäre, wenn der Zweite Weltkrieg anders ausgegangen wäre?

Was wäre, wenn der Zweite Weltkrieg anders ausgegangen wäre?

Was wäre, wenn der Zweite Weltkrieg anders ausgegangen wäre?

Kontra-faktische Fragen erweitern die Perspektive. Sie ermöglichen sowohl mehr über den tatsächlichen Verlauf der Dinge und die zugrunde liegenden Zusammenhänge zu erfahren als auch über die Voraussetzungen für und den Wert von Alternativen.

Was wäre, wenn …?

Das gilt nicht nur für geschichtliche Entwicklungen von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Militär, sondern auch für organisatorische, betriebswirtschaftliche und nicht zuletzt persönliche Themen.

Seitdem ich mich mit dem wissenschaftlichen Buch von Alexander Demandt „Ungeschehene Geschichte“ beschäftigt habe, lässt mich das Thema, der Denkansatz nicht mehr los. Stefan Blankertz und ich haben in den Vincent-Sessions jeder einen alternativen Geschichtsverlauf beschrieben, über die Ukraine und die Folgen des tödlichen Attentats auf Bismarck Unter den Linden. Ein aktuelles Beispiel, das mich zu diesem Text animiert hat, ist ein YouTube Video über einen alternativen Ausgang des Zweiten Weltkriegs: What it would be like if Germany had won WW2?

Das Szenario lässt sich inhaltlich wie folgt zusammenfassen: Das Deutsche Reich gewinnt den Zweiten Weltkrieg auf dem europäischen Kontinent und in Nordafrika, erobert und kontrolliert zudem Teile von Nah-/Mittelost. Allianzen bestehen zudem mit autoritären Staaten in Südamerika. Allerdings endet der Krieg mit der Sowjetunion in einem verlustreichen Patt und Frieden. Die USA besiegen Japan und bilden einen zweiten Block mit Kanada, Großbritannien und Australien. Den dritten Block bilden Russland und China. Eine tripolare Welt entsteht. Die Fortsetzung bleibt sehr Militär lastig, ein Nuklearkrieg inklusive. Offenkundig liegt dem eine durch Hobbes geprägte Weltsicht zugrunde. Der Schwerpunkt liegt auf Kriegen und IB, Internationalen Beziehungen, also strategischen Makro-Aspekten.

Mir geht es nicht um die über mehrere Jahrzehnte reichende Geschichtsidee. Es ist nicht möglich, gleichermaßen plausible wie wahrscheinliche Entwicklungen über mehr als rund 2 Jahre hinaus zu antizipieren. Die dynamische Komplexität unserer Welt, die Handlungsmöglichkeiten und das, was wir als Zufall bezeichnen, sind zu groß. Bereits der Führer eines Staates besitzt mitunter eine weichenstellende Bedeutung und ist anfällig für Krankheiten oder einen vielleicht tödlichen Sturz und sei es über eine Brezel. Das Video dient nicht zuletzt der Unterhaltung. Für den Zuschauer sind Meilensteine der Geschichte eingearbeitet wie ein Attentat auf Kennedy, nur nicht in Dallas.

Bedenkenswert finde ich zahlreiche explizite und nicht intendierte Denkanstöße, darunter:

  • Wie sähe Deutschland und wie Europa unter deutscher NS-Herrschaft aus?
  • Wie wäre es um die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft bestellt, um Freiheit und Lebensstandard, ohne derart weitreichende Zerstörung, ohne „Wirtschaftswunder“?
  • Welche Folgen hätte eine tripolare Blockwelt mit ihren Abschottungen, einem weitaus geringeren Welthandel und einer verringerten internationalen Arbeitsteilung?
  • Hätte es ohne deutsche Raketenwissenschaftler ein amerikanisches Raumfahrtprogramm gegeben und die militärischen Anfänge des Internet?
  • Welche politischen und moralischen Vorstellungen würden heute im Alltag der Menschen dominieren?
  • Wie wären Entkolonialisierung und amerikanische Bürgerrechtsbewegung verlaufen, wie sähe Osteuropa aus?

Angesichts der skizzierten Dominanz autoritärer Herrschaftssysteme mit massivem Ressourceneinsatz für Kriegswirtschaften würden wir die Welt in einer fiktiven Zeitreise kaum wieder erkennen. Deutschland würde vielleicht dem nahe kommen, was Robert Harris in Vaterland als Alltag in Berlin atmosphärisch klar beschrieben hat, einer gefühlt der DDR ähnlichen, militarisierten Diktatur voller Banalitäten des Bösen.

Ich höre gerade lofi via Spotify und trinke englischen Tee. In der kontra-faktischen Welt wahrscheinlich nicht.