Corona-Unrecht, ein Diskussionsbeitrag
Corona-Unrecht, ein Diskussionsbeitrag

Corona-Unrecht, ein Diskussionsbeitrag

Corona-Unrecht, ein Diskussionsbeitrag

Der Titel ist ein wegweisendes Zitat. Es stammt von einem hochrangigen Journalisten. Und wie der Volksmund weiß, zeigen die übrigen Finger auf die Person, die selbst mit dem Finger auf andere zeigt.

Das Buch ist ein Diskussionsbeitrag. Vor den sozialen Medien wurde die gesellschafts- und machtpolitische Kritik in den Feuilletons diskutiert, ergänzt von Leserbriefen. Debatte und Aufarbeitung sind die Ziele.

Das Buch gibt in greifbarer Form denen eine Stimme, die als Minderheit auf illegitime und – das ist eine politisch-rechtliche wie moralische Frage – auf möglicherweise illegale Weise aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden sollten.

Die publizistische Politik-, Medien-, Gesellschaftskritik der dem linken Spektrum zuzuordnenden Autoren Marcus Klöckner und Jens Wernicke ist geleitet von der Feststellung: „Teile der Führungs- und Deutungselite sind mit einer sprachlichen Brutalität gegen Mitbürger vorgegangen, die unserer Demokratie nicht würdig ist.“ (S. 37) Darüber könne man nicht hinwegsehen: „Aus der Summe der einzelnen Akte der Aggression hat sich etwas geformt, was sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene eine zerstörerische Wirkung hatte.“ (S. 30)

Das Buch hat die Aufarbeitung eines traumatischen Geschehens zum Gegenstand gekennzeichnet durch sprachliche und psychische Gewalt der Obrigkeit (S. 93), von Medien und Mitmenschen. Es besteht aus zwei Teilen: 1. Publizistische Kapitel zu „Warum nicht einfach vergessen?“, Mitgemacht, Spaltung sowie zu Akteuren bzw. Gruppen: Politik, Justiz, Medien, Gesellschaft, Eliten. 2. Zitate, die eingeordnet und kommentiert werden.

Enthalten ist eine warnende Feststellung: „Die Pandemiejahre haben gezeigt: Faschismus wäre in Deutschland jederzeit wieder möglich.“ (S. 79) Thematisiert wird u.a. die staatliche Propaganda-Strategie, die im Bundesinnenministerium entworfen wurde und ein faktenwidriges, Angst schürendes Darstellen einer Pandemie-Katastrophe empfahl.

In der Nachpandemiezeit dürfte diese Dokumentation verbaler, politischer Monstrositäten der Corona-Politik auf jeden Leser Eindruck machen. Ein gravierender Aspekt wird gestreift, die Legitimation der Ausgrenzung und Abwertung durch die Obrigkeit. In einem anderen Zusammenhang hat Jörg Baberwoski in seiner Untersuchung von Gewalt diese Bedingung als einen Schlüssel für die Entfesselung herausgearbeitet (Räume der Gewalt).

Der publizistische Beitrag dokumentiert und klagt an. Es handelt sich nicht um eine Untersuchung wie wirksam und wie schädlich die Corona-Maßnahmen gewesen sind. Das ist eine wissenschaftliche Aufgabe.

Was bekommt der Leser? Welche Rolle kann man dem Buch zumessen? Das hängt vom eigenen Standpunkt ab. Wer während der Corona-Zeit oder sogar seitdem den Eindruck hat, das Absurde sei Alltag geworden, wird sich der Argumentation vollumfänglich anschließen. Wer Kritik üben möchte, der findet Ansatzpunkte bei der hermeneutischen Vorgehensweise, quantitative Argumente würden z.B. die Kritik an der Justiz stärken, ferner bei der provokativen Faschismus-Warnung, und trotz reflektierter, differenzierender Vorgehensweise bei Bewertungen wie im Vorwort von Ulrike Guérot, die die Corona-Politik als ein „großes Verbrechen an der Menschheit und an der Menschlichkeit“ (S. 12) bezeichnet und damit den Ton setzt. Liberale lesen linke Kritik an einem entgrenzten, entregelten, autoritären Staat. Wie auch immer der Leser zum Buch steht, die Forderung nach Aufarbeitung ist eine wichtige demokratische Forderung und Teil des Konflikts, der mit Ralf Dahrendorf zum Wesen einer demokratischen Gesellschaft gehört. 2023 lässt sich auch diesbezüglich als Gradmesser des Zustands von Politik und Gesellschaft in Deutschland verstehen.

Marcus Klöckner, Jens Wernicke: „Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen.“. Das Corona-Unrecht und seine *Täter, Rubikon Verlag, 1. Auflage München 2022, 194 S., 20,00 Euro.

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