Wertlos durch Vermehrung
Wertlos durch Vermehrung

Wertlos durch Vermehrung

In seiner Novelle “Die unsichtbare Sammlung” beschreibt Stefan Zweig eindringlich Erscheinungsform und Folgen der Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg: “Sie wissen wahrscheinlich selbst, wie es im Kunsthandel jetzt zugeht, seit sich der Wert des Geldes wie Gas verflüchtigt“.

Ein renommierter Kunstantiquar aus Berlin ist auf der Suche nach übrig gebliebenen wertvollen Stücken. Im Rausch der Inflationszeit hat die Flucht in Sachwerte den Markt geräumt. In einer sächsischen Kleinstadt sucht er einen greisen Stammkunden in dessen Zuhause auf.

Der Forst- und Ökonomierat a. D., Leutnant a. D. und Träger des Eisernen Kreuzes, Veteran des Kriegs 1870/71 gilt als einer der größten Sammler von Zeichnungen und Stichen, die u.a. von Dürer und Rembrandt stammen. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs erblindet, erkennt er nicht, dass seine 27 Mappen umfassende Sammlung von seiner Frau und seiner Tochter durch wertlose Blätter setzt wurde, um überleben zu können:
“... er weiß nicht, daß wir alles verloren haben und daß man von seiner Pension nicht mehr als zwei Tage im Monat leben kann“.

Die Politik der Geldentwertung hat verheerende Folgen. Stefan Zweig gelingt es, vielleicht eindringlicher als jeder sachliche Bericht das vermag, ein Bild und ein Gefühl zu vermitteln, was die Wertlosigkeit des Geldes durch Geldvermehrung bedeutet.