Die Pervertierung der Marktwirtschaft
Die Pervertierung der Marktwirtschaft

Die Pervertierung der Marktwirtschaft

Meine Bücher. Einsichten. #6

Die Pervertierung der Marktwirtschaft

Mein sechstes Buch trägt einen treffenden und zugleich ungünstigen Titel, der vom Verleger bestimmt wurde. Ein Schuss Emotionalität dürfte darin enthalten sein, gespeist durch zwei skandalöse Praktiken: einen nicht enden wollenden Interventionismus und ein staatlich manipuliertes Finanzsystem, das kollabierte und in die Große Rezession mündete.

Ich hatte mich 2008 und Anfang 2009 intensiv mit den Ursachen der Finanz- und Staatsschuldenkrise beschäftigt, einem politikökonomischen Wendepunkt, dessen Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Zuvor war mir aufgefallen, dass die Masse der gebildeten Menschen kaum substanzielle Kenntnisse über die Markt- und über die Soziale Marktwirtschaft besaßen. Meine Idee war daher ein Dreisprung als Voraussetzung für das Verstehen der Finanzkrise: 1. Die Marktwirtschaft als spontane Ordnung erläutern. 2. Die staatlich geordnete und manipulierte Marktwirtschaft, bekannt als Soziale Marktwirtschaft, zugleich Programm des deutschen Neoliberalismus, erläutern. 3. Die Transformation der Sozialen Marktwirtschaft in einen Wohlfahrtsstaat aufzeigen. Im Anschluss daran, ließ sich meines Erachtens, die Finanzkrise als das große Staatsversagen erläutern mit einer destruktiven Geldpolitik und einer kontraproduktiven Regulierung, die sich vor allem in den USA über Jahrzehnte bis zum Dammbruch aufgestaut hatte. Als Ausweg bot sich die Rückkehr zur Sozialen Marktwirtschaft an, idealerweise würden Reformen darüber hinaus gehen.

Im Manuskript hieß es: Absicht des vorliegenden Buches ist es, angesichts des Versagens herkömmlicher Wohlfahrtspolitik mit wachsenden Massen enttäuschter und geprellter Bürger dem vorherrschenden wirtschaftspolitischen Schwindel entgegen zu treten. Nicht die Marktwirtschaft ruft Krisen hervor, ursächlich sind vielmehr diejenigen, die ständig Ergebnisse gegen die Menschen auf Märkten zu erzielen versuchen. Die Soziale Marktwirtschaft ist heute nicht mehr sozial. Ursache ist nicht ein Mangel an Sozialstaat, sondern ein Mangel an Marktwirtschaft. Die Finanzkrise ist nicht Folge ungehemmter Marktwirtschaft, sondern Ausdruck staatswirtschaftlicher Verfehlungen. Die perfide Umwandlung der (Sozialen) Marktwirtschaft in ihr Gegenteil ist das Dilemma dieses Jahrhunderts, dem wir uns endlich stellen müssen.

Der Arbeitstitel lautet dementsprechend: Das Jahrhundertdilemma. Staatswirtschaft statt Marktwirtschaft. Detmar Doering merkte in einer Rezension des im Olzog Verlag erschienen Bandes “Die Pervertierung der Marktwirtschaft. Der Weg in die Staatswirtschaft und zurück zur Sozialen Marktwirtschaft” zurecht an, dass notwendige Strukturreformen im Buch hätten ausgeführt werden sollen. Das ließe sich in einer neuen Auflage mit einem zusätzlichen Kapitel ergänzen, zumal seit dem großen Staatsversagen nicht nur die bis 2008 schwelende und folgenlose Reformdebatte beseitigt wurde, sondern  inzwischen ein neues System etabliert wurde: die Staatswirtschaft.