Lesebuch über die Verfassung der Freiheit
Lesebuch über die Verfassung der Freiheit

Lesebuch über die Verfassung der Freiheit

Meine Bücher. Einsichten. #5

Lesebuch über die Verfassung der Freiheit

Mein fünftes Buch ist das Resultat eines Gesprächs mit Detmar Doering. Seine „Kleine Lesebuch über … Reihe“ liefert perspektivenreiche Einblicke in den Liberalismus. „Sein“ Liberales Institut war bis zur faktischen Auflösung ein Brillant unter den liberalen Institutionen. In das Gespräch kam ich mit der Idee eines Lesebuchs über die Ordo- bzw. Neoliberalen und ging mit dem überaus anregenden Thema „Verfassung der Freiheit“, dem ich seit der Antike auf die Spur zu kommen versuchte. Dabei sollten unterschiedliche Freiheitslager vertreten sein.

Ich lasse die Beiträge zu einer abendländischen Verfassung der Freiheit mit Solon von Athen beginnen. Im Mittelalter folgt der unvermeidliche Thomas von Aquin und in der frühen Neuzeit der mir bis dato kaum bekannte Johannes Althusius. Nach den Klassikern Locke, Kant, Humboldt, aber auch Stein, geht es Mitte des 20. Jahrhunderts weiter mit Lippmann und Adolf Gasser, den ich für mich damals entdeckt habe. Miksch als Ordoliberaler, vor allem Hayek, Buchanan und de Jasay dürfen nicht fehlen. Den Schlusspunkt setzen Afrikaner: die Somalis – mit sehr anregenden staatsfreien Inspirationen.

Das Lesebuch besteht aus einer Einleitung und jeweils Einführungen in die 14 ausgewählten Autoren und ihr Werk, aus dem eine aussagekräftige Leseprobe enthalten ist. Leider haben sich bei der Übertragung des korrekten Manuskripts technisch bedingte Fehler in die Ausgabe des liberal Verlags eingeschlichen. Das schmälert die Lektüre des 2008 erschienenen Bandes indes nur wenig. Ein Beispiel:

Dem niederländischen Anwalt, Unternehmer und Freiheitsvisionär Michael van Notten verdanken wir eine Analyse über das „Gesetz der Somalis“. Diese staatsfreie Herrschaft des Rechts in Form einer tradierten guten Rechtsordnung zeigt für van Notten den Weg zu einer prosperierenden Entwicklung des Landes auf. Man könnte noch einen Schritt weitergehen und das somalische Gewohnheitsrecht als Steinbruch für eine Neuordnung deutschen und europäischen Rechts betrachten.

Anfang der 1990er Jahre „entdeckte“ van Notten Somalia für sich. Er heiratete in den Samaron-Clan ein und verbrachte dort die letzten zwölf Jahre seines Lebens. Seine Einschätzung, dass die tradierte gute Rechtsordnung der Somalis die Grundlage für eine prosperierende Entwicklung des Landes respektive der Region sein könne, untermauerte er durch konkrete Maßnahmen

Die effektive Herrschaft des Rechts – das somalische Gewohnheitsrecht Xeer – kommt ohne Staat aus. Xeer birgt auch eine Reihe von Nachteilen, die van Notten in seinem Buch nicht verschweigt.

Sechs hauptsächliche Rechtsgrundsätze (dulaxaan oder gudaxaan) bilden einen Baustein der Rechtsordnung:

  • Das Recht ist unabhängig von der Politik und der Religion.
  • Das Recht hat eine ihm innewohnende Methode zu seiner Entwicklung.
  • Es gibt eine Vielfalt von Gerichtsbarkeiten und Rechtsnormen.
  • Das Regierungspersonal muss sich an das Recht halten.
  • Das Recht hat seinen Ursprung in der Vernunft und in dem Gewissen der Gemeinschaft.
  • Richter sind Spezialisten, ein jeder mit der ihm eigenen Methode der Rechtsauslegung.

Die Arbeit an dem Buch hat mir Freude und Einsichten vermittelt, die mir nach wie vor etwas bedeuten, Detmar Doering sei Dank.