Die Zukunft des Geldes mit Blick auf die Brücke von Remagen
Die Zukunft des Geldes mit Blick auf die Brücke von Remagen

Die Zukunft des Geldes mit Blick auf die Brücke von Remagen


(mvp) Remagen ist weithin bekannt wegen seiner Brücke, die es nicht mehr gibt. Die Ludendorff-Brücke wurde im Frühjahr 1945 von amerikanischen Soldaten erobert. Die Stahlkonstruktion brach durch die Belastung zusammen, die der Transport tausender Soldaten, Waffen und Gerät verursacht hatte; eine missglückte Sprengung vor der Eroberung trug dazu bei.
Weithin unbekannt dürfte die römische Entstehungsgeschichte von Remagen sein und die Tatsache, dass dort bereits seit den 1840er Jahren bürgerlicher Tourismus Einzug hielt. Der aufkommende Kapitalismus machte den Wohlstandstourismus möglich.
Mit Blick auf den Rhein tagte der Juniorenkreis Wissenschaft der Friedrich August von Hayek Gesellschaft in Verbindung mit der gleichnamigen Stiftung am ersten Märzwochenende. Das Thema hätte aktueller nicht sein können: „Krankes Geld – kranke Welt“. Die Sitzungen befassten sich mit Ursachenzuschreibungen, Krisengeschichte, Zentralbankdefiziten, Euro-Misere in Theorie und Praxis sowie Auswegen in Form einer anderen Geld- und einer anderen Bankenordnung. Die Diskussion verlief so Facettenreich wie die Teilnehmer aus ihren unterschiedlichen Fachrichtungen auf das Thema blickten – Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaft, Philosophie, Geschichtswissenschaft, Theologie und Rechtwissenschaft gehörten neben anderen dazu.
Offenkundig wird jeder Teilnehmer seine persönlichen Erkenntnisse mit nach Hause genommen haben. Zugleich nahm das Thema Banken-Krise erheblichen Raum ein. Zugespitzt ist ein Zombi-Bankensystem entstanden. Die Zeit seit 2010 wurde nicht zur Konsolidierung und Reform genutzt. Vielmehr blieb es im Wesentlichen beim Kurs des „Weiter so!“. Dabei verfolgt die EZB drei miteinander unvereinbare Ziele: Banken sollen eine höhere Eigenkapitalbasis erlangen und durch noch stärkere Regulierung sicherer werden. Die Steuerzahler sollen nicht mehr für Bankpleiten haften. Konsum und Geldentwertung sollen durch vermehrte Kreditvergabe angekurbelt werden. Tatsächlich wurde durch die Null- und Negativzinspolitik die Rentabilität der Banken geschwächt, die insbesondere bei kurzfristigen Krediten ihre Kapitalkosten nicht mehr decken können. Zugleich werden die Sparer und Lebensversicherer faktisch besteuert. Selbst ein Vermögenserhalt wird immer schwieriger. Ein Vertrauensverlust greift um sich. Das gilt für die EZB und für die Banken wie die Flucht aus Bankaktien im Februar verdeutlicht.
Nicht erkennbar ist, wie es zu einem Kurswechsel kommen kann. Ein Ausstieg aus Negativzinsen scheint kaum möglich. Die Fed tat sich enorm schwer und hat bereits mit ihrem Mini-Schritt eine Krise ausgelöst. Eine Umwertung aller Grundregeln im Finanzbereiche ist erfolgt: Sparen kostet, Kredite werden dem Kreditnehmer beinahe bezahlt. Wer kann und will in einer derartigen Lage den Stecker ziehen und die Verantwortung für eine Bereinigungskrise übernehmen? Kann Helicoptergeld einen Anfang für einen Ausstieg bieten – verstanden als Direktzahlungen der EZB an die Bürger unter Umgehung der Kreditgeldschöpfung durch die Geschäftsbanken? Würde eine Aufhebung des Bargelds dem gesetzlichen Zahlungsmittel die Grundlage entziehen und einen Währungswettbewerb einleiten? Oder würde lediglich weiter Recht gebrochen?
Alternativen werden drängender denn je. Weder der Euro noch die Banken dürften langfristig im Kreditgeldsystem überleben. Die ökonomischen Unterschiede zwischen den Ländern sind und bleiben zu groß. Bei den Banken dürfte Mises Diktum gelten: Inflation* is a policy that cannot last (* i.S.v. Kreditgeld). Allerdings ist ein österreichischer Crack up Boom unwahrscheinlich. Möglicherweise besteht eine andere Bruchstelle im System: Der Kreditgeldmechanismus in einem Reputationssystem gleicht einer externen Rente, stellt aber zugleich auch die Achillesferse dar. Das weist den Weg zu einer Bankenkrise. Die stand bereits im Mittelpunkt der Weltwirtschaftskrise in Österreich und Deutschland Anfang der 1930er Jahre.
Die Reaktionen von Staatsführungen und EU könnten erneut (zeitweilige) Verstaatlichungen und zudem ein Bail sein. Ob der Euro-Raum in der Lage ist, eine solche Krise zu bewältigen, zumal es um mehr als Zypern geht, etwa die italienischen Banken und in einem Kaskadeneffekt eventuell weitere, ist offen.
Was tun? Es gilt zwischen Geldordnung und Bankenordnung zu unterscheiden. Für eine Rückkehr zum Goldstandard mangelt es am politischen Willen und an den institutionellen weltweiten Voraussetzungen. Damit bleibt es beim Reputationssystem – eventuell mit der Option für einzelne Banken eine Teilreserve anzubieten (historische Form des Free Banking). In der Bankenordnung wäre ein Wettbewerbssystem mit seinem Entmachtungs- und Entdeckungsverfahren die ideale Lösung. Ob dafür erst alle Brücken zerstört werden müssen? Schon jetzt gibt es Bitcoin und Regionalwährungen. Eine Öffnung des Geldmarktes würde absehbar Kräfte freisetzen wie es schon beim Fall des Post- und Telekommunikationsmonopols der Fall war. Marktwirtschaft rettet.