Einführung in die Konfliktökonomie
Der schmale, verdichtet Band „The Economics of Conflict and Peace“ ist das Ergebnis eines Kollaborationsprojekts von fünf Ökonomie-Professoren auf drei Kontinenten: (Nord-)Amerika, (Süd-)Afrika, Asien. Das zeitgerechte Grundlagenbuch bietet einen systematischen Überblick über den politik-ökonomischen Teil der Wissenschaft zu Konflikten und Frieden.
Adressaten sind Studenten, interessierte Leser und Ökonomen.
Die vier Abschnitte bieten zunächst eine Einordnung und einen Überblick mit Systematisierungen, anschließend drei ideengeschichtliche Perspektiven, ferner ausgewählte Theorien und Evidenz, schließlich einen Ausblick auf erwartete Forschungsfelder.
Eine knappe Bewertung fällt ambivalent aus: Der kleine Überblicksband ist sehr grundsätzlich, definitorisch und durchaus perspektivenreich, zugleich abstrakt und akademisch.
Einige ausgewählte Einsichten:
- Konflikt sei ubiquitär, ein Normalzustand. Frieden sei die Voraussetzung für Wohlfahrt. Die Ökonomik behandelt beide Bereiche oder alle vier: Tauschwirtschaft, Subventionswirtschaft, Raubwirtschaft, Bedrohungswirtschaft.
- Die Konfliktökonomie verwende ökonomische Konzepte, Werkzeuge und Methoden für die Untersuchung von Konflikten
- In der Ideengeschichte wird die Österreichische Schule und die Kalkulationsdebatte thematisiert; enthalten sind viele nützliche Hinweise wie: eine Erhöhung des Outputs bedeute nicht automatisch eine Erhöhung der Wohlfahrt und Kriegswirtschaften werden regelmäßig bürokratisch gesteuert. Der Militär-Keynesianismus mit dem Militärisch Industriellen Komplex (MIK) treibe unabhängig von einer Bedrohung die Ausgaben hoch. Die heutige empirische Konflikt- und Friedensliteratur sei neo-klassisch und neo-keynesianisch dominiert.
- Aus dem Teil ausgewählte Theorien und Evidenz: Konflikt und Regierungswachstum gehe sowohl absolut als auch in der ausgedehnten Einmischung des Staates Hand in Hand und verändere das Inland: „state’s military activities are not neutral with respect to domestic institutions“. (S. 36) Robert Higgs und der Sperrhakeneffekt darf auch nicht fehlen, d.h. ökonomische Interventionen und Staatswachstum werden nicht mehr zurückgenommen. Dem thematisierten Boomerang-Effekt von Auslandseinsätzen durch Rückwirkung auf Kapital, Institutionen sowie Militarisierung im Innern darf jeder Leser mehr Aufmerksamkeit schenken.
- Die Auswirkungen der Militärausgaben seine stärker negativ in autoritären Regimen als in Demokratien und durchweg selten förderlich für Wachstum.
- Wissenschaftlich unklar sei der Übergang von Konflikt- zu Friedensökonomien.
- Im Ausblick werden u.a. nicht-staatliche Akteure und nicht-kriegerische Kriege thematisiert, mit Opferzahlen in der Höhe von Kriegen bei Abwesenheit eines formalen Krieges, z.B. in südamerikanischen Staaten. Der Hinweis auf die Bedeutung von Institutionen für Good Governance und positive wirtschaftliche Entwicklung ist ebenfalls enthalten.
Shikha Basnet Silwal et al.: The Economics of Conflict and Peace. History and Applications, (Cambridge Elements. Defence Economics) Cambridge 2021, 79 S., 18,74 Euro. -> Link Cambridge University Press.