Kein Kavaliersdelikt: Konservative Revolution
Kein Kavaliersdelikt: Konservative Revolution

Kein Kavaliersdelikt: Konservative Revolution

Kein Kavaliersdelikt: Konservative Revolution

Wie eine Einladung zu einem politischen Gespräch mutet der Essay von Hubert Milz über die neuerliche Konservative Revolution an, die nichts mit Liberalismus gemein hat. Üblicherweise erschallt Kritik an Konservativen von links, hier stammt sie aus der Mitte, ist also konsequent liberal.

Politische Strömungen haben ihre Berechtigung. Das sollte nicht davon abhalten substanzielle Kritik zu üben. Zur Auferstehung längst überwunden geglaubter Ideologien, zudem zu intoleranten und illiberalen, äußert sich Hubert Milz im besten Sinne der Erwachsenenbildung. Als Anhänger der Österreichischen Schule und konsequenter Liberaler ist ihm das Engagement für Aufklärung, die Sorge um eine offene Gesellschaft und die Klarstellung, was liberal ist und was nicht, anzumerken.

Die leicht zu lesende Schrift beginnt mit einer Skizze der Konservativen Revolution in den 1920er Jahren und der Distanz wahrer Liberaler. Es folgt eine weitere Skizze zu deren „Wiedergängern“ heute. Denkanstöße zu dem, was Liberale tun können, bilden den Schluss.

Einige Einblicke: Die konservative Revolution war nicht liberal in den 1920er Jahren und ist es heute nicht: „Damit wir deutlich, dass die Muster ähnlich denen der 1920er Jahre sind. ‚Jungkonservative‘ knüpfen erfolgreich Bande zu liberalen Zirkeln und Medien, werden … sogar Leiter eines liberalen Clubs und ständiger Autor einer Zeitschrift, die laut Eigenwerbung ‚erfrischend libertär‘ ist.“ (S. 62)

Belesen, bis in die Fußnoten, wie auch bei seiner kleinen Ideengeschichte des Geldes, und lebenserfahren zeigt Hubert Milz beispielsweise bizarre Ansichten des Apologeten der Konservativen Revolution Armin Mohler und vom nationalen Sozialisten Friedrich Naumann auf.

„Ein Demagoge malt den Teufel nicht an die Wand, er bereitet ihm den Weg.“ Dieses Zitat von Torsten Marold, stellt Hubert Milz einem Kapitel (S. 50) voran, wohlausgewählt wie die übrigen wegweisenden Zitate auch. Es bedeutet mit anderen Worten: Demagogen bereiten dem Unglück den Weg. Teil dessen ist Provokation, das als Spektakel dem politischen Marketing diene, zudem der Polarisierung und zersetzend wirkt.

Das darf als Mahnung an Liberale verstanden werden, sich nicht einfangen und übertölpeln zu lassen, schon gar nicht in organisierter Form. Dazu gehört neben einer früher bekannten Gesellschaft auch eine bundesweite Partei: „Überfliegt man das Grundsatzprogramm der AfD, dann kann der Eindruck entstehen, dass dies eine Mischung aus klassisch-konservativen und ordoliberalen Elementen ist.“ Allerdings gilt: „Bei einer gründlichen Analyse .. ist Kellershohn beizupflichten, dass es ein geschickt aufbereitetes Grundsatzprogramm für einen nationalen ‚Wettbewerbsstaat auf völkischer Basis‘ darstellt.“ (S. 69)

Konservativ ist nicht liberal. Für Liberale sollte nicht gelten, der Feind meines Feindes ist mein Freund. Sprache und Denken unterschieden sich fundamental wie Arnold Kling herausgearbeitet hat. Liberale haben eine wichtige Korrekturaufgabe und sollten Polarisierung meiden.

Hubert Milz: Konservative Revolution zu Liberalismus, BoD, Norderstedt 2023, 116 S., 6,99 Euro.