Für ein Europa der Vielfalt in Freiheit
Für ein Europa der Vielfalt in Freiheit

Für ein Europa der Vielfalt in Freiheit

Für ein Europa der Vielfalt in Freiheit

Europa ist von seinen Gründervätern, darunter Adenauer, De Gasperi, Monnet, Schumann, als Hort der Freiheit gegen alle Formen von Diktatur, Unfreiheit und Planwirtschaft erträumt worden. Adenauer sprach im Juni 1961 davon, dass wir ein „Haus der Freiheit“ bauen müssen und Ludwig Erhard brachte die politische Integration Europas auf die Formel: „Verwirklichung der Freiheit in allen Lebensbereichen“. Europa ist heute über alle Maßen durch politische Zentralisierung, monetäre Planwirtschaft, Bürokratismus, Gleichmacherei und einen Primat der Politik gekennzeichnet, der mit entsprechenden Wohlfahrtsverlusten einhergeht.

Das muss nicht sein. Bereits 2012 publizierte Herbert Ludwig einen gleichermaßen aktuellen wie zeitlosen Essay. Geistige Höhenflüge und geistige Unabhängigkeit gehen Hand in Hand. Das werden Sie während der Lektüre spüren. Die Verankerung des Einzelnen als Teil der Völker Europas in Freiheit und Selbstbestimmung, die engen Grenzen des Staates als Diener und nicht als unerbittlicher bürokratischer Moloch, der das gesamte Dasein machtpolitisch dominiert und nivelliert, schließlich die Rückkehr zu dem, was die menschliche Seele in den Völkern und ihrem Zusammenklang ausmacht, bilden wesentliche Gedankenstränge dieser wahrhaft europäischen Schrift.

„Die Freiheit ist ein Ideal … an ihm muss die Wirklichkeit gemessen und sukzessive verändert werden.“ Damit benennt Herbert Ludwig den einzig menschengemäßen Weg, den es für Europa geben kann. Der seit Jahrzehnten praktizierte Marsch in den Einheitsstaat stellt hingegen eine stetig wachsende Bedrohung dar, die das Selbstbestimmungsrecht der Menschen aushebelt und die Würde jedes einzelnen Menschen verletzt. Praktisch negieren Politik und Bürokratie dieses Recht permanent, weil sie individuelles Handeln per se als unvernünftig ansehen. Die gewählten Repräsentanten betreiben eine „ungeheure Anmaßung“. Die herrschenden Gesetze berauben Menschen tatsächlich ihrer Freiheit wie Ludwig aufzeigt. Die Politisierung und Verstaatlichung der Bildung steht einer freiheitlichen, selbstbestimmten Entwicklung entgegen – das humboldtsche Ideal einer proportionierlichen Bildung der Kräfte zu einem Ganzen wird systematisch verhindert.

Herbert Ludwig bringt es auf den Punkt: „Die Verschmelzung der europäischen Staaten in einem Riesenstaat … hat .. mit dem wahren Europa nichts zu tun“. Der Wille der Menschen ist unerheblich geworden angesichts der „Diktatur eines geistlosen Politik-Proletariats“. Wir leben in einer „Zuschauerdemokratie“, in der absolute Fürsten durch eine Parteienoligarchie ersetzt wurden.

Der Ausweg ist klar: Eine Rückkehr zu Europa als historisch gewachsenem Kulturraum mit unterschiedlichen Völkern mit unterschiedlich „seelisch-geistigen Organismen“. Das bedeutet eine Abkehr von der machtpolitischen EU als nivellierende Staatsmaschine. Mit den klugen Worten des über viel Waldorfschulen-Erfahrung verfügenden Herbert Ludwig: „Die EU bildet in Wahrheit die wüsteste Reaktion gegen die europäische Kultur- und Geistesentwicklung, gegen den Fortschritt der Menschheit.“ Die Gründerväter müssen weiter träumen.

 

Literatur: Herbert Ludwig: EU oder Europa? Die Entscheidungsfrage der europäischen Entwicklung zur freien Individualität, Pro Business, Berlin 2012, 90 S., 9,50 Euro.