Herrschaft
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Alexander Rüstow Brevier

Meine Bücher. Einsichten. #4 Alexander Rüstow Brevier Mein viertes Buch ist ein Brevier über eine außergewöhnlich gebildete und vielseitige Persönlichkeit. Nach seiner berühmten Dissertation über die Theorie des Lügners „Wenn ein Kreter sagt, ‚alle Kreter sind Lügner‘, hat er dann gelogen oder die Wahrheit gesagt?“ folgten berufliche diverse berufliche Stationen, darunter wissenschaftlicher Abteilungsleiter eines altphilologischen Verlags, Offizier im Ersten Weltkrieg, Referent im Reichswirtschaftsministerium, Syndikus und Leiter der Forschungsabteilung im Verein Deutscher Maschinenbauanstalten (VDMA), Emigrant und …

Einsichten durch Hitlers Sekretärin über Herrschaft

Einsichten durch Hitlers Sekretärin über Herrschaft Erstaunlich spät habe ich die Aufzeichnungen von Hitlers Sekretärin Traudl Junge gelesen: Bis zur letzten Stunde. Das ist rund 20 Jahre nach ihrem Erscheinen der Fall. Das Buch ist in vielerlei Hinsicht relevant, z.B. als Zeitzeugendokument, außerdem geschichtspolitisch, ferner im Hinblick auf psychologisch-politischeLangfristwirkungen und die Schuldfrage. Was mich beim Lesen der trockenen, vielfach ereignisarmen Darstellung indes beschäftigt hat, ist eine Art bilderreiche und durchaus emotionale Begleiterfahrung. Ich ziehe daraus …

Wahlen – mehr als Legitimationstheater?

Wahlen – mehr als Legitimationstheater? Einige kritisch-konstruktive Fragen zu Wahlen In Berlin wird heute gewählt. Die BZ hat als Thema des Monats „Kampf ums Rote Rathaus“ gewählt. Der Landeswahlleiter blicke zuversichtlich auf den Wahltag. Ein anderer Beitrag enthält die flotte Formulierung „Unsere Stimme für Berlin!“. Und selbstverständlich, das möchte ich hinzufügen, spielen die Personen eine herausragende Rolle: „Hier werden Giffey, Jarasch und Wegner persönlich“. Ich komme darauf zurück. Die Leitfrage, die ich mir stelle, lautet: …

Für ein Europa der Vielfalt in Freiheit

Für ein Europa der Vielfalt in Freiheit Europa ist von seinen Gründervätern, darunter Adenauer, De Gasperi, Monnet, Schumann, als Hort der Freiheit gegen alle Formen von Diktatur, Unfreiheit und Planwirtschaft erträumt worden. Adenauer sprach im Juni 1961 davon, dass wir ein „Haus der Freiheit“ bauen müssen und Ludwig Erhard brachte die politische Integration Europas auf die Formel: „Verwirklichung der Freiheit in allen Lebensbereichen“. Europa ist heute über alle Maßen durch politische Zentralisierung, monetäre Planwirtschaft, Bürokratismus, …

In der ethischen Sackgasse hilft nur umdrehen

In der ethischen Sackgasse hilft nur umdrehen Die Welt entwickelt sich nicht gleichförmig. Wir leben in einer einzigartigen Prosperitätsphase – langfristig in Deutschland etwas seit 1840, mittelfristig in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere seit dem Durchbruch 1948, kurzfristig, nun kurzfristig sieht es nicht besonders gut aus. Das gilt für die Entwicklung des Wirtschaftswachstums, für die Entwicklung der Standortqualität, für die Rahmenbedingungen von Unternehmen, groß und ganz klein, für die Infrastruktur, für die Verfügbarkeit …

Wohlfahrtsverluste durch den Wohlfahrtsstaat

Wohlfahrtsverluste durch den Wohlfahrtsstaat Sozial- und Wohlfahrtsstaat gelten als Errungenschaft. Niemand soll aus materiellen Gründen von der Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben ausgeschlossen sein, jedermann soll ein menschenwürdiges Leben führen können. Armut und Elend wie zur Zeit der Industrialisierung als noch Manchesterkapitalisten Arbeiter ausbeuteten und während der Weltwirtschaftskrise in der Endphase der Weimarer Republik sind Mahnung und Auftrag an den Staat zugleich, dies zu verhindern. Soziale Sicherheit und soziale Gerechtigkeit bilden die beiden unhinterfragbaren …

Demokratie – reformbedürftig

Demokratie – reformbedürftig “Der typische Demokrat ist immer bereit, die theoretischen Segnungen der Freiheit gegen etwas einzutauschen, was er gebrauchen kann.“ urteilte Henry Louis Mencken, der amerikanische Schriftsteller, Literatur- und Kulturkritiker, auf seine typisch lakonische Art in „Notes on Democracy“ 1930. Der Verteidiger von Freiheit und Bürgerrechten wies in demselben Absatz darauf hin, dass in einer Demokratie Parteien und Politiker den Bürgern Transferzahlungen gegen Selbst- und Mitbestimmung anbieten, besonders in Zeiten des Wohlstands. Im Juni …

Herrschaft begrenzen und minimalinvasiv handeln

Liberale werden für ihre Staatskritik selbst kritisiert. Entrüstung ob der Staatsferne äußert sich in Begriffen wie Nachtwächterstaat, Marktfundamentalismus und Manchesterkapitalismus sowie laissez-faire. Man könne den Dingen, den Menschen nicht einfach seinen Lauf lassen, eine sauber ordnende Kraft sei notwendig. Auch Vorwürfe werden erhoben wie: das sei ja libertär oder fast anarchistisch – offenbar in der Annahme, es handele sich dabei um etwas Schlechtes. Die Angst vor dem Ungewissen, das Wissen um eine Adresse, an die …

Eleuthokratie – Denkanstoß zur Demokratie-Diskussion

Eleuthokratie, eine Freiheitsherrschaft, das könnte ein spannender Ansatz sein, um eine Debatte über verschiedene Staatsformen anzustoßen. Angesichts zunehmender Kritik am „System“ und „den Eliten“ liegen konstruktive Diskussionen über andere Staatsformen als die schlechteste, bis auf alle anderen, in der Luft. Die Diskussion ist für Spezialisten nicht neu. Anarchokapitalismus gibt es seit und mit Stefan Blankertz im deutschen Sprachraum. Die Privatrechtsgesellschaft ist mit Projekten zu Privatstädten verbunden. Robert Nef hat Nonzentralismus als Perspektive und Prinzip einer …

Vom Wesen der Revolution

Was kennzeichnet Revolutionen? Wie entstehen und verlaufen sie? Handelt es sich um massenhafte Erhebungen gegen Missstände? Werden Revolutionen erfolgreich initiiert und realisiert? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt der vorliegende Band, entstanden aus der dritten Carl-Schmitt-Vorlesung „Der bedrohte Leviathan“, gehalten von Jörg Baberowski im Oktober 2016 im Tieranatomischen Theater der Charité in Berlin. Es handelt sich um einen „Versuch, die Revolution als ein eruptives Geschehen zu verstehen“. (9) Der Osteuropahistoriker erörtert das Phänomen …

Freiheit, die ich meine

Plädoyer für einen konsequenten Liberalismus Was ist Liberalismus und was nicht? Das Unverständnis über das, was Liberalismus ausmacht, ist groß und wird vom Missbrauch des Begriffs Kapitalismus noch übertroffen. Wenn Sie wissen, dass einer der Manchester-Kapitalisten, Richard Cobden, als Held der Armen („Champion of the poor“) verehrt wurde und ihm zu Ehren in vielen Städten Statuen errichtet wurden, dann gehören Sie zu einer kleinen Schar von Wissenden. Die Manchester-Kapitalisten besiegten mit ihrer Liga zur Abschaffung …

Bürgerliche Selbstorganisation versus Demokratie?

Das Rezensionsmagazin Sehepunkte kann ich uneingeschränkt empfehlen. Das breit gefächerte Angebot erstreckt sich auf Besprechungen von Büchern der Geschichtswissenschaften, gegliedert in Antike, Mittelalter, Neuzeit und Kunstgeschichte. Hinzu kommen Islamische Welten. Über Bürgerliche Netzwerke hat Daniel Watermann ein offenbar beachtliches Buch geschrieben. Den Wert der Arbeit legt Thomas Hertfelder in seiner Rezension dar. Watermann habe in seiner innovativen Studie mittels einer Netzwerkanalyse Sozialstruktur, Binnenbeziehungen und Verflechtungen sowie Interaktionen eines sich rasch ausbreitenden Vereinswesens in der Universitätsstadt …

Herrschaft der Bürokratie

erschienen in Novo Argumente 124 (2017) 2, 291 – 298. – Der Verkauf des Hefts startet am 10. Januar 2018 –  Populismus – Elitenbashing – struktureller Reformstau und soziale Ungerechtigkeit. Diese Schlagworte bezeichnen gesellschaftliche Konflikte in Deutschland und Europa. Zukunftssorgen kommen hinzu – in einer Zeit, in der Frieden in Europa herrscht und es sich eigentlich gut leben lässt. Unbehagen macht sich breit. Die Parteienlandschaft verändert sich, europaweit. Irgendetwas ist faul. Wer sich auf die …

Warum in der BRD – und in Deutschland heute – keine liberale Herrschaft des Rechts verwirklich wurde

Verfassungsgeschichte kann aufschlussreich und spannend sein. In einer Korrespondenz wies mich Hubert Milz, mit einem Beitrag zu Piketty Gastautor bei FFG, auf den nachfolgenden Sachverhalt zu Artikel 19 Grundgesetz hin, den er ausführlicher in einem Vortrag dargelegt hat. Ich gebe seine Ausführungen nachfolgend in leicht modifizierter Form wider: Die ersten zwanzig Artikel des deutschen Grundgesetzes (GG) sollten nach Maßgabe der Gründerväter der Bundesrepublik Deutschland die Waffen der Bürger gegen ihre Obrigkeit sein. Das gilt insbesondere …