Liberalismus und Freiheitsliebe
Liberalismus und Freiheitsliebe

Liberalismus und Freiheitsliebe

Vernunft kann gleichermaßen ein Vorteil und ein Nachteil sein. Das nüchterne, emotionsfreie, scharfsinnige Analysieren komplexer Sachverhalte verspricht mehr Einsichten und Klarheit als sich von Gefühlen und raschen Assoziationen leiten zu lassen.

Liberale können mit guten Argumenten und mit einer beeindruckenden Erfolgsbilanz aufzeigen, dass ihr Verständnis dynamischer Komplexität in allen Feldern von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Realität regelmäßig näherkommt als sozialistische, etatistische, interventionistische, konservative Versuche, die Welt zu einem vermeintlichen Besseren zu verändern. Regelmäßig heißt nicht immer wie Arnold Kling aufgezeigt hat. Wenn es ein Weltbild gibt und eine Weltsicht, die gerade die heutige Vielfalt, Unübersichtlichkeit und Verwobenheit entschlüsseln sowie folgenreiches Handeln kann, dass ist Liberalismus die erste Wahl.

Die öffentliche Meinung und die Ansichten führender Politiker, Ökonomen, Wissenschaftler und Führer gesellschaftspolitischer Initiativen stehen im bemerkenswerten Gegensatz dazu. Vom Klima bis zum Kulturkampf an Hochschulen und dem Zersetzen von Institutionen weit darüber hinaus, von europäischer Harmonisierung über Zentralbanken bis zur Gesundheitspolitik – von liberalen Einflüssen keine Spur. Lippenbekenntnisse und homöopathische Dosen gibt es immer wieder.

Woran liegt das?

Die Spurensuche führt zunächst zur Macht. Liberalismus ist eine Art Macht-Exorzismus. Liberale wissen mit Lord Acton, dass Macht korrumpiert und wie sehr absolute Macht absolut korrumpiert. Deshalb steht im Zentrum des Liberalismus nicht die Frage: „Wer soll herrschen?“, sondern: „Wie lässt sich Macht von Menschen über Menschen immer und überall verringern?“

Damit rückt ein wichtiger Aspekt von Macht in den Vordergrund: Emotionen. Die ihren Herrschern zujubelnden Massen sind nicht auf das 20. Jahrhundert begrenzt. Auch bei demokratischen Wahlen wird emotionsreich das Wahlergebnis erwartet, die konkurrierende, substanziell vielfach ähnliche Partei schlecht gemacht. Konsequente Liberale können mit ihren nüchternen Forderungen kaum Emotionen wecken. Der berüchtigte Vorwurf der vermeintlichen sozialen Kälte des Liberalismus steht im Raum – emotionsgetrübtes, kurzsichtiges Denken spielt dabei eine Rolle.

Liberales Feuer

Liberalismus muss nicht emotionslos sein. Liberale kennen Freiheitsliebe. Liberale können sich leidenschaftlich für Freiheit, Gerechtigkeit und Vielfalt einsetzen. Ist die Freiheit erst verloren, beginnt immer wieder ein leidenschaftlicher Freiheitskampf der Unterdrückten.

J.R.R. Tolkin schrieb: „Man braucht den erdverbunden gesunden Menschenverstand eines Hobbit und die altgeprüften Lehren eines weisen Magiers. Man braucht die Zähigkeit eines kampferprobten Zwerges, die Geschicklichkeit und Weitsicht eines Elben sowie die Statur und Eleganz eines Königs. Man braucht keine Mehrheit, sondern echte Gefährten, die gemeinsam diese Eigenschaften aufweisen, eine zornige, unermüdliche Minderheit, die eifrig daran arbeitet, in den Köpfen der Menschen Buschfeuer der Freiheit zu entfachen.“

Waowh!

Freiheitsliebe ist eine überaus positive Sicht auf Chancen, auf einen offenen Entwicklungspfad, der nahezu endlos ist, aber zu keiner Endabrechnung führt. Liebe zur Freiheit, Liebe zur Entwicklung, Liebe zur Bildung der persön­lichen Kräfte bilden eine Einheit. Mit Reinhard K. Sprenger ließe sich ergänzen: „Wir brauchen den Schutz des Individuellen, um die Quellen der Ideen fließen zu lassen.“

Wer sich mit der Liebe beschäftigt hat, erkennt: Für die Liebe gibt es nur den eigenen Weg, keine Standards. Wie bei der persönlichen Entwicklung, dem lebenslangen Lernen, handelt es sich bei der Liebe um eine Daueraufgabe. Liebe bedarf der Achtung und Pflege. Liebe wächst, wenn man sich ihr widmet. Das ist zugleich ein wunderbares Gefühl.

Miguel des Cervantes wusste: Alles, worauf die Liebe wartet, ist die Gelegenheit.“ Voraussetzung für diese Gelegenheit ist bemerkenswerterweise: Freiheit. Liebe bedarf der Freiheit. Einen Menschen so zu lieben, wie ihn Gott gemeint haben könnte, das ist Bindung in Freiheit. Freiheit ist ein Kind der Liebe.

Lehren wir unseren Kindern und einander, die Freiheit zu lieben. „Sei die Flamme, nicht die Motte!“ gehört dazu.

Mehr zur Freiheitsliebe gibt es auf dieser Homepage von mir: https://freiheitslie.be