Wirtschaftsgeschichte
Wirtschaftsgeschichte

Geh mir aus der Sonne – Staat – und konstruktive Hilfe ist okay!

Geh mir aus der Sonne – Staat – und konstruktive Hilfe ist okay!

Geschichte ist bekanntlich die beste Lehrerin mit den schlechtesten Schülern.
Aus gegebenem Anlass, da gerade wieder Noten vergeben werden für die amtierende Regierung, hier eine kurze Lektion aus umfangreichen Untersuchungen der frühen Neuzeit von der renommierten Historikerin und Ökonomin Sheilagh Ogilvie (*1958):

“The lesson of history, it concludes, is not to build a capacious state. Rather, we need a state that uses its capacity to help (or at least not hinder) market activity.”

und etwas ausführlicher im Schlussteil ihrer Papers:

“History suggests that the challenge is not to build a capacious state—many states in the past half- millennium have built capacity. Rather, the challenge is to build a growth-friendly state. History provides a few hints. How an economy gets a state that encourages growth is by fostering constitutional scrutiny, correcting market failures, curbing rent-seeking, and letting markets and civil society provide services in which they have advantages. It is not to give the state capacity to extract a lot of resources which it can then waste on war, subsidising flagship enterprises, and enforcing elite extraction. The state can support economic growth—but also harm it. History suggests that we need to be attentive to the bright side of state capacity, but also to its dark side.”
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Die britische Aufklärung als Inspiration für eine bessere Zukunft

Die britische Aufklärung als Inspiration für eine bessere Zukunft Die Zeit ist reif für eine zweite Aufklärung, geistig, technologisch und materiell auf jeden Fall, aber leider nicht machtpolitisch und mental. So ähnlich schrieb ich in meiner Ankündigung zu diesem Beitrag und außerdem: Die Aufklärung war ein europäisches Phänomen. Schottland spielte eine bedeutende Rolle: ein kleines Land, international offen – die Elite war viel in Amsterdam und Paris, daneben auch etwas in London präsent, mit (Frei-)Handelsbeziehungen …

Braune Wirtschaftselite oder eher graue?

Braune Wirtschaftselite oder eher graue? Zu einem realistischen Bild der Großunternehmer im Nationalsozialismus gelangen der Soziologe Paul Windolf und der Historiker Christian Marx in ihrer makro-empirischen Datensatzanalyse aller Vorstände und Aufsichtsräte von Großunternehmen im Dritten Reich (1933-1938). Vorweg, es handelt sich um eine reflektierte, differenzierte Ausarbeitung. Der Titel erscheint gleichermaßen zugkräftig wie schief. Die untersuchte Wirtschaftselite bestand weder überwiegend aus Nationalsozialisten, bis zur Machtübertragung verhielten sie sich distanziert, dann arrangierten sie sich mit dem totalitären …

Der Haken an der Piratenökonomie

Eine Piratenbucht. Grölende, grimmige Gestalten. Ein chaotischer Lotterhaufen. Weit gefehlt! Der Ökonom Peter Leeson kommt in einer ökonomischen Analyse geschichtswissenschaftlicher Darstellungen des Piratenlebens und Quelleninterpretationen zu anderen Ergebnissen. Das Buch ist exzellent designed, anthält einen Heiratsantrag und stammt von einem 2009 aufstrebenden jungen Ökonomen an der George Mason University, der inzwischen ein etablierter anarcholiberaler Professor ist. The Invisible Hook behandelt das sagenumwobene Thema Piraten, insbesondere in ihrer Blütezeit Anfang des 18. Jahrhunderts, mit einem bis …

Deutsche Wirtschaftsgeschichte nach 1945

Meine Bücher. Einsichten. #3 Deutsche Wirtschaftsgeschichte nach 1945 Mein drittes Buch trägt nicht den Titel, der mir vorschwebte und wurde in einer Reihe veröffentlich, die vielleicht nicht vollkommen passt. Das mag angesichts des renommierten Verlags und eines vorzüglichen Lektors erstaunen. Zugleich ist es ein Hinweis auf meine Denkweise und Positionen, die wiederholt zwischen herkömmlichen Stühlen Platz findet. Mein Manuskript trug den Titel: „Vom Wirtschaftswunder zur Wirtschaftskrise. Eine Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland”. Inhaltlich entstanden ist es …

Wohlstand für die Massen: zur kapitalistischen Transformation der Moderne

Wirtschaftsgeschichtliche Forschung bestätig liberale Paradigmen – Kapitalismus ist Massenwohlstand – Unternehmer als Innovatoren – regionale Wirtschaftsentwicklung als Ursprung – Freiheit und Wohlfahrt gehören zusammen – Staat trug zur kapitalistischen Transformation bei Wirtschaftsgeschichte ist eine spannende Disziplin. Das liegt u.a. an der Perspektivenvielfalt, an der Verwendung von Methoden und Theorien gestützter Arbeitsweise, von qualitativen und quantitativen Ansätzen und an der expliziten Modellbildung. Zudem macht Wirtschaftsgeschichte nicht an politischen Grenzen halt und sie verbindet häufig Akteure mit …

Deutschland 1871: Reichsgründung und wirtschaftliche Entwicklung

Welche Rolle spielte die Gründung des Deutschen Reichs vor 150 Jahren für die wirtschaftliche Entwicklung? Welchen Entwicklungen in den Jahrzehnten zuvor kann eine entscheidende Bedeutung zugemessen werden? Auf welchen Wegen könnte die Nationalstaatsbildung sich auf die Wirtschaft ausgewirkt haben? Wie ist es um die Forschung des Themenkomplexes Wirtschaft und Reichsgründung bestellt und wie um die Datenlage? Diese und viele weitere Fragen können Wirtschaftshistoriker und politische Ökonomen beantworten. In dem Band „Deutschland 1871“ haben 28 Autoren …

Das kalte Herz des Kapitalismus – eine Rezension

Gastbeitrag von Maximilian Tarrach In Werner Plumpes Monumentalwerk „Das kalte Herz des Kapitalismus: Die Geschichte einer andauernden Revolution“, erschienen 2019 im Rowohlt-Verlag, entwickelt er eine Weltgeschichte mit unerhörtem Sprengstoff. Dieses Buch ist dafür gemacht, die linke, marxistische bis sozialdemokratische Geschichtsschreibung zurückzuweisen und alle wuchernden antikapitalistischen Vorurteile zu widerlegen. Werner Plumpe ist eine herausragende Figur seines Fachs. Von vielen als antiquiertes Nebenfach abgetan, fristet die Wirtschaftsgeschichte in Deutschland meist ein Schattendasein. Plumpe rückt sie in das …

Wirtschaftspolitik in Deutschland 1917 – 1990

Werner Abelshauser u.a. (Hg.): Wirtschaftspolitik in Deutschland 1917 – 1990 Band 1: Das Reichswirtschaftsministerium der Weimarer Republik und seine Vorläufer hg. v. Carl-Ludwig Holtfrerich, Band 2: Das Reichswirtschaftsministerium in der NS-Zeit hg .v. Albrecht Ritschl, Band 3: Die zentrale Wirtschaftsverwaltung in der SBZ/DDR hg. v. Dierk Hoffmann, Band 4: Das Bundeswirtschaftsministerium in der Ära der Sozialen Marktwirtschaft hg. v. Werner Abelshauser, De Gruyter Oldenbourg, Berlin, Boston 2016, 2.838 S. (zahlreiche Abbildungen), 199,95 €. Vier Bände, vier …