Sozialarbeiter, Weltverbesserer und Verfemte: unsere Unternehmer
Sozialarbeiter, Weltverbesserer und Verfemte: unsere Unternehmer

Sozialarbeiter, Weltverbesserer und Verfemte: unsere Unternehmer

Sozialarbeiter, Weltverbesserer und Verfemte: unsere Unternehmer

Was heute in Deutschland fehlt ist, dass jemand eine Lanze für die Unternehmer bricht. Eine Massendemonstration wäre angebracht, mit 1 Millionen Teilnehmer rund ums Brandenburger Tor, die unsere Unternehmer feiern. Statt jeden Winkel unseres Lebens zu politisieren, wäre eine großflächige, langwährende Kampagne sinnvoll, die für Unternehmertum wirbt.

Unsere Unternehmer sind es, die unermüdlich an der Verbesserung von Produkten arbeiten, Gütern wie Dienstleistungen, und damit unser Leben verbessern. Wenn es schon nicht die Macht ist, die uns überall umgibt und alles durchdringt, wie die Jedi erläutern, dann sind es tatsächlich unternehmerische Produkte und Dienstleistungen. Schauen Sie an sich herunter. Schauen Sie sich um. Sie werden sich schwer dabei tun etwas zu finden, dass nicht von einem Unternehmen geschaffen wurde. Und vieles, was sie nicht sehen, auch. Kleidung, Nahrung, Wohnung, Fortbewegung, Kommunikation, Bücher, Unterhaltung, Strom, Möbel, Heimwerkergeräte, Straßen, Gesundheitsversorgung, Spielzeug, Sauberkeit, Finanzdienstleistungen …

Unternehmer sind ein Inbegriff von Kreativität, aber auch von Anpassungs- und Lernfähigkeit. Die Eigentümerunternehmer tragen dabei zuweilen ein hohes Risiko und viel Verantwortung, auch für ihre Mitarbeiter. Das gilt besonders für die kleinen und mittleren Unternehmen, während der politisch-moralische Blick sich allzu schnell auf Manager geführten Konzerne richtet. Dort gibt es das Principal-Agent-Problem, das Eigeninteresse der Manager, das nicht im Einklang mit dem des Unternehmens stehen muss. Dort gibt es Bürokratie und Machtpolitik und zuweilen Interessenkonflikte sowie die Verflechtung mit der Politik (u.a. Deutschland AG).

Familienunternehmen

Unternehmen waren ursprünglich fast durchweg Familienunternehmen. Zu den ältesten Familienunternehmengehören Weingüter, Brauereien, Apotheken, Handwerksbetriebe, Händler und Banken, die zuweilen aus Handelsunternehmen hervorgegangen sind. Ich verbinde mit den Familienunternehmen auch die zeitlose, allerdings aus der Mode gekommene Formel des ehrbaren Kaufmanns. Das persönliche Haften gehört dazu und stellt, gerade auch bei Bankiers, eine bemerkenswerte Alternative zu anonymen Kapitalgesellschaften dar – zumal in einer Welt, die durch politisch privilegierte und aufgeblasene Finanzmärkte gekennzeichnet ist. Felix Somary war ein Privatbankier, dessen Leben die Vielfalt der Herausforderungen und Notwendigkeit der Voraussicht sowie der persönliche Einsatz für das Leben unserer Vorfahren illustriert. Die Frage liegt nahe, wie wir Wirtschaft und Gesellschaft wahrnehmen würden, wenn es weniger Aufmerksamkeit für Big Business und Top Management und dafür mehr Aufmerksamkeit für Eigentümerunternehmer gäbe.

Familienunternehmen prägen die deutsche Wirtschaft. Das gilt für die Zahl der Unternehmen (über 90%), die Arbeitsplätze (über 50%), den Umsatz (über 50%) und die Namen vieler Dax-Konzerne (von Adidas über Daimler und Henkel bis Siemens). Die Stiftung Familienunternehmen macht sich für Grundfeste unserer Gesellschaft stark. Heiko Kleve gehört zu den Persönlichkeiten, die Unternehmerfamilien erforschen. Wer nur eine Erkenntnis aus der Fundgrube von Wolfgang Seidel mitnehmen möchte, dem sei folgende angeboten: Wir können uns glücklich schätzen über die traditionsreichen, wohltuenden Familienunternehmen.

Lebensunternehmer

Unternehmerisches Handeln ist zielgerichtet, auf das Machbare und Gewinn ausgerichtet und erfolgt unter dem Eindruck von Unsicherheit. Auf Märkten können Unternehmen Profite erzielen durch Arbitrage, erfolgreiche Spekulation über zukünftige Konsumentenwünsche und Innovationen. Permanent entstehen neue Gewinnmöglichkeiten aufgrund veränderlicher Marktdaten, darunter Präferenzen und Technologien. Erfolgreiche Strategien werden nachgeahmt, wenn freier Marktzutritt und Marktaustritt möglich sind. Die Profitmöglichkeiten nehmen ab, der Wettbewerb beseitigt „gesellschaftliche Suboptimalität“ (Israel Kirzner). Die „kreative Zerstörung“ von Joseph Schumpeter ist damit verwandt.

Im Zentrum politischen Handelns stehen demgegenüber das Erlangen und der Gebrauch von Macht. Die politische Praxis wird durch Vergabe von Privilegien dominiert. Geld ist immer da, vom Steuerzahler und von den Notenbanken. Unternehmensführer erhalten Anreize durch ökonomisches und politisches Handeln ihre Wettbewerbsposition zu stärken.

Unternehmer besitzen eine herausragende Bedeutung für unser Leben heute und für die Entwicklung der Menschheit seit ihren Anfängen. Zugleich ist für mich nicht erkennbar, dass Unternehmer in der veröffentlichten Meinung angemessen behandelt werden. In Stein gehauen und Bronze gegossen sind vor allem Herrscher und Krieger, zudem einige vergötterte Ikonen, immerhin auch Dichter und Denker. Diejenigen, die sich mit dem bloß Materiellen befassen, die unseren Alltag verschönern, unser Leben leichter machen, die uns aus dem alltäglichen Überlebenskampf auf Feldern befreit und zu wohlstandsverwöhnten, tendenziell übergewichtigen und lange lebenden Menschen mit viel Freizeit haben werden lassen, die scheinen zu profan zu sein. Dass Vermögen Verantwortung bedeutet, blenden vermutlich vor allem Kurzsichtige aus.

Diener des Marktes

Bereits 1958 urteilte der Ökonom Wilhelm Röpke, zugleich einer der Gründerväter der Bundesrepublik Deutschland, in „Jenseits von Angebot und Nachfrage“ treffend: „Der Unternehmer bleibt so oft er auch dieses Dienstverhältnis abschütteln und umkehren möchte, der Diener des Marktes, dessen Gehorsam belohnt und dessen Ungehorsam bestraft wird, solange wir in einer echten, d.h. vom Wettbewerb gesteuerten Marktwirtschaft leben. Auch vom königlichen Kaufmann; gilt, dass er auf diesen Ehrentitel nur Anspruch machen kann, wenn er der erste Diener seines Reiches, nämlich des Marktes, ist. Selbstherrlicher König kann er nur in dem Grade sein, wie ihm ein Monopol erlaubt, seine dienende Stellung zu vergessen.“

Entdecker

Wie Israel Kirzner, distinguierter Erforscher von Marktwirtschaft und Unternehmertum aufgezeigt hat, entstehen Wissen, unternehmerische Gelegenheiten, Präferenzen und Rangfolgen erst im unternehmerischen Entdeckungsverfahren selbst, also durch menschliches Handeln, das sich nicht zuletzt durch Spekulation auszeichnet. Investitionsgelegenheiten sind nicht einfach vorhanden, sondern entstehen im Zuge unternehmerischen Handelns. Und sein Doktorvater hatte im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1931 darauf hingewiesen, dass „der Markt den Unternehmer zwingt, seinen Betrieb so zu führen, dass er den höchsten Ertrag herauswirtschaftet“, denn gerade auf die Weise „werden die Bedürfnisse der Verbraucher am besten und billigsten gedeckt.“ Eine andere Verfahrensweise würde die Interessen der Verbraucher schädigen. Ludwig von Mises fuhr fort: „In der Führung der Unternehmung übt der Unternehmer ein gesellschaftliches Amt, wenn er auf höchste Rentabilität Bedacht nimmt; wer ihm da in den Arm fallen will, um anderen Rücksichten als denen des Geschäftsgewinnes die Oberhand zu verschaffen, handelt antisozial, gefährdet die Versorgung der Bedürfnisse der Verbraucher.“ Die mangelnde Rentabilität eines Unternehmens weist auf schlechte Produkte hin, die die Kunden nicht wünschen und auf ein unzureichendes Management. Anders als in der Politik hat das Folgen. Das Unternehmen verschwindet vom Markt.

Per se sozial

Als innere Motivation greift das Profitstreben allein viel zu kurz. Wie der Investor Guy Kawasaki einmal darlegte, zeichnet erfolgreiche Unternehmer das Streben nach Sinnerfüllung aus. Konkret nannte er drei Beweggründe:

  • Erhöhe die Lebensqualität!
  • Korrigiere ein Übel!
  • Erhalte etwas Gutes am Leben!

In dieser Aufzählung begegnen wir nicht ohne Grund explizit einem nicht-ökonomischen Wertbegriff. Es wäre eine ökonomistische Verkürzung des Unternehmertums, den Unternehmer entweder als Gewinnmaximierer oder als Getriebenen des Marktes darzustellen, der den Konsumenten nur nach dem Mund redet. Schließlich ist jeder Unternehmer immer auch Mensch, der auch in seinem Beruf, zuweilen seiner Berufung, jene Werte forciert, die langfristig für den Weiterbestand unserer Gesellschaft bedeutsam sind. Gerade weil Unternehmer systematisch Verantwortung für ihre Angestellten übernehmen, erstreckt sich ihre Vorbildwirkung deutlich über die betriebswirtschaftlich vernünftige Führung des Unternehmens hinaus.

Unternehmer mit Weitblick sind Menschen, die weitaus mehr Zuneigung und Wertschätzung verdient haben, als es in Film, Fernsehen und etablierten Medien der Fall ist. Ein Toast auf unsere Unternehmer, weltweit: Ich bin dankbar und freue mich stets über gute Produkte und Ideen von Unternehmern!