Buch des Monats Dezember 2015 und Dank zum Jahresende
Buch des Monats Dezember 2015 und Dank zum Jahresende

Buch des Monats Dezember 2015 und Dank zum Jahresende

Klassischer Liberalismus als Grundlage der freien Gesellschaft

Eigentlich sollte das letzte Buch des Monats 2015 eine Einführung in den klassischen Liberalismus sein. Eamonn Butler vom Adam Smith Institute hat mit „Classical Liberalism. A Primer“ ein lesenswertes Einsteigerbuch verfasst, dass mit guter Gliederung und konzisen Informationen überzeugt. Pierre Bessard, Leiter des Liberalen Instituts, hat eine treffende Rezension geschrieben, die eine ausführliche Kritik enthält, weil der kontinentale Liberalismus in der Einführung leider fehlt.
Unknown-3Eigentlich deutet an, dass ein anderes Buch zum Jahresabschluss ausgewählt wurde. Es ist insofern ein besonderes Buch als ich es noch nicht gelesen habe, immerhin aber einem sehr hörenswerten, ausgiebigen Interview mit dem Autor über das Buch folgen konnte. Es ist indes aus gewichtigeren Gründen ein besonders Buch: Es baut auf Erkenntnissen des klassischen Liberalismus und der Österreichischen Schule auf, geht jedoch darüber hinaus und nähert sich dem Thema interdisziplinär aus anderen Perspektiven. Mehr noch als die Bestätigung dessen, was wir Österreicher und klassische Liberale bereits wissen, eignet es sich daher, den vor fast einem Jahr aufgezeigten Weg von Forum Freie Gesellschaft zu beschreiten und zu bereichern. FFG möchte nicht bei einer Revitalisierung der besseren Ideen von gestern stehen bleiben, sondern darüber hinaus die besseren Ideen von heute und morgen zur Weiterentwicklung nutzen. Als Inspiration scheint sich dafür „Why Information grows. The evolution of order, from Atoms to Economies“, verfasst von Cesar Hidalgo, bestens zu eignen.

Information als Schlüssel der spontanen Ordnung

Der Leiter der Macro Connections group beim MIT Media Lab lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Makro- und Mesoebene, auf die Organisationen und Netzwerke, die unseren Wohlstand und unsere Wohlfahrt maßgeblich schaffen. Hidalgo thematisiert Wissen mit seiner taciten (impliziten) Dimension, unterscheidet Information, Wissen, Innovation, Invention, Know-how und Do-how. Dabei betont er, dass unser arbeitteiliger Fortschritt nicht primär durch die emergente, arbeitteilige Kooperation von Individuen entsteht, sondern durch die geplante, organisierte, verflochtene Kooperation von (mehr oder minder) hierarchischen Unternehmen – durch das etablierte Zusammenwirken von Teams. Bereits beim Hören des Podcasts wird noch einmal die nicht zu überschätzende Erkenntnis deutlich, dass Staatsapparate auch deshalb nicht hinreichend zukunftsweisend tätig werden können, weil der Bürokratie das Prinzip innovativer Teamarbeit fremd ist. Ich sehe darin eine kraftvolle Bestätigung, dass das Soziale nicht in die Hände des Staates gehört. Und es deutet sich ebenso kraftvoll an, dass das Ein- und Unterordnen in hierarchische Ordnungen ein elementarer Bestandteil unseres exponentiellen Wohlfahrtsanstiegs ist.

Perspektive und Dank

Als Pionier in der Entwicklung von Big Data Visualisierungen ist es Hidalgo offenbar gelungen, den Anteil der globalisierten Schicht im Verlauf der Geschichte sichtbar zu machen. Über Jahrhunderte hinweg, von der Antike bis zur frühen Neuzeit, blieb die Anzahl der global vernetzten Menschen als einer Elite pro Kopf der Bevölkerung gleich. Mit dem Buchdruck gab es einen kleinen Schub, einen weiteren mit der kapitalistischen Revolution, und mit der IT-Revolution hat ein exponentielles Wachstum eingesetzt. Ich bin gespannt auf die Vertiefung dieses und weiterer Gedanken und wünsche allen Lesern dieses Buches und der hier auf FFG angebotenen Texte eine Bereicherung ihrer Sichtweisen, die gerne zuweilen in Frage gestellt und ergänzt werden sollen. Mein Dank gilt allen Lesern, konstruktiven Kommentatoren, insbesondere in der Liberalen Debatte, und last but not least denen, die all die fruchtbaren Beiträge und Übersetzungen beigesteuert haben – das ist neben Helmut Krebs, natürlich, die Crew junger Mitwirkender. Auch 2016 wird die Suche nach der Wahrheit – d.h. dem wahren Liberalismus – im Mittelpunkt von Forum Freie Gesellschaft stehen, um dem Mund der Wahrheit gerecht zu werden.
Michael von Prollius